„Eine Chance für Top-Talente“
Martin Heuberger. - Foto: Henrik Schipper/DHB
04.12.2020 U20/21m

„Eine Chance für Top-Talente“

Martin Heuberger über die Sportfördergruppe der Bundeswehr

Die Sportfördergruppe der Bundeswehr ist eine Institution im deutschen Nachwuchsleistungssport. Auch der Deutsche Handballbund nutzt für bis zu zwölf Top-Talente diese Fördermöglichkeit. Am 10. Dezember präsentiert der DHB potenziellen Zugängen in einer Onlineveranstaltung das Konzept. Teilnehmen werden daran auch Dana Bleckmann und Johannes Jepsen, aktuelle Mitglieder der Sportfördergruppe und des DHB-Elitekaders. Martin Heuberger, Bundestrainer U20/21 männlich und als Referent für duales Karrieremanagement auch für die Sportfördergruppe zuständig, erklärt im Interview, wie die Zeit bei der Bundeswehr handballerische Fortschritte ermöglicht.

Worauf lässt sich ein Talent mit einer Entscheidung für die Sportfördergruppe der Bundeswehr ein?
Martin Heuberger: „Auf den Fokus Leistungssport, bis zwei Jahre Handball pur. Nach der Schulzeit bietet die Sportfördergruppe der Bundeswehr die Gelegenheit, sich vor der Berufswahl voll dem Leistungssport zu widmen und sich ganz auf die individuelle handballerische Entwicklung zu konzentrieren. Das ist eine Chance für junge Männer und inzwischen auch junge Frauen.“

Wie funktioniert die Sportfördergruppe?
Martin Heuberger: „Nach einer vierwöchigen Grundausbildung stehen vor allem athletisches und individuelles Training auf der Agenda. Dazu kommen jedes Jahr sechs bis acht Lehrgänge von Montag bis Mittwoch. Das ergänzt ideal die Arbeit der Vereine und in unseren Nachwuchsnationalmannschaften.“

Was ist die wichtigste Erkenntnis für Spieler*innen?
Martin Heuberger: „Sie können in dieser Zeit, in der sie auch finanziell abgesichert sind, sehen, ob sie wirklich für hundert Prozent Leistungssport gemacht und bereit sind. Unabhängig davon bleibt es aber bei unserer grundsätzlichen Empfehlung, bei allen Ambitionen als Vollprofi immer an ein zweites berufliches Standbein zu denken. Auch da bietet die Bundeswehr als Arbeitgeber Möglichkeiten.“

Welchen Stellenwert hat die Sportfördergruppe für den Nachwuchsleistungssport des Deutschen Handballbundes?
Martin Heuberger: „Wir sind froh und dankbar, dass es diese zusätzlichen Möglichkeiten gibt. Insgesamt haben wir zwölf Plätze für den Handballsport zur Verfügung. Gerade in der Anschlussförderung ergibt sich durch die Sportfördergruppe die Gelegenheit, sowohl handballerische als auch athletische Lücken zu schließen. Wir arbeiten in den Nachwuchsnationalmannschaften ohnehin gezielt und individuell mit unseren Talenten, aber die Sportfördergruppe verschafft uns wertvolle zeitliche Vorteile.“

Wie hat der DHB bisher von der Bundeswehr profitiert?
Martin Heuberger: „Da lohnt sich ein Blick in unsere Männer-Nationalmannschaft: Julius Kühn, Marian Michalczik, Hendrik Pekeler, Silvio Heinevetter und Simon Ernst sind nur einige Beispiele. Für die potenziell neuen Mitglieder bieten wir übrigens in Kürze eine Onlinepräsentation an. Dabei werden auch die beide zum Elitekader gehörenden Johannes Jepsen und Dana Bleckmann von ihren Erfahrungen in der Sportfördergruppe berichten.“

Wie funktioniert Handball bei der Bundeswehr?
Martin Heuberger: „Vor allem über Training. Früher gab es auch Militär-Weltmeisterschaften. Als Spieler habe ich in Algerien den WM-Titel gewonnen, später habe ich solche Turniere als Trainer erlebt. Aber diesen Wettbewerb brauchen wir nicht mehr, denn die individuelle Zielstellung hat absolute Priorität.“

Wie koordinieren Sportfördergruppe, Nationalmannschaft und Verein ihr Training?
Martin Heuberger: „Ständige Absprachen sind der Schlüssel. Experten wie unser Bundestrainer Athletik David Gröger arbeiten mit den Talenten und liefern Empfehlungen, die sie auch mit in die Vereine übernehmen können. Wir wollen keine Parallelwelten schaffen, sondern es geht immer darum, die Talente optimal zu fördern.“

Die Sportfördergruppe als Sprungbrett?
Martin Heuberger: „Ja. Hier können sich unsere Top-Talente orientieren. Ich war selbst bei der Sportfördergruppe, und wenn ich noch einmal jung wäre, würde ich diese Zeit auf jeden Fall erneut so nutzen.“

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