Happy birthday, DHB! Mit einer Festveranstaltung an historischem Ort in der Stadthalle Mülheim an der Ruhr feierte der Deutsche Handballbund am Freitagabend seinen 75. Geburtstag. An der gleichen Stelle hatten 46 Delegierte aus der ehemaligen Bundesrepublik am 1. Oktober 1949 den DHB gegründet, erster Vorsitzender war Willi Daume, der später auch als DSB-Präsident und IOC-Vizepräsident eine entscheidende Rolle bei der Entwicklung des Handballs spielte.
Rund 80 Festgäste – darunter auch Thomas Weikert, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, - tauchten ein in die 75-jährige Erfolgsgeschichte des mit über 700.000 Mitgliedern größten Handballverbands der Welt. „Das der DHB eine solche Entwicklung nehmen würde, hätten die damaligen Delegierten sicher nicht ahnen können“, sagte Professor Dr. Detlef Kuhlmann, der Beauftragte für Handballgeschichte im DHB.
In einem halbstündigen Vortrag ließ Kuhlmann die 75 Jahre DHB Revue passieren, mit einem Fokus auf die Gründerväter, aber auch auf die großen Transformationen der Sportart in Deutschland, die er an drei Daten festmachte: 1966, als der Schritt vom Feldhandball zum Hallenhandball gemeistert werden musste, 1972, als Handball mit der Olympischen Premiere in München einen entscheidenden Aufschwung erlebte und gleichzeitig zahlreiche Hallenneubauten dafür sorgten, dass überall Handball gespielt werden konnte, und 1978, als Deutschland mit Heiner Brand & Co. erstmals Männer-Weltmeister wurde – der Startschuss für viele Goldmomente des DHB.
Kuhlmann zitierte aus dem Gründungsprotokoll von 1949, präsentierte aber auch zahlreiche historische Aufnahmen rund um den Verband, aber auch dessen sportlichen Erfolge – zu denen natürlich auch jene des DHV gehörten, des DDR-Handballverbands, mit Olympiagold der Männer als Höhepunkt. Zum Auftakt der Festveranstaltung waren zahlreiche dieser Höhepunkte schon in einem Film gewürdigt worden – der mit dem aktuellsten Edelmetall, der Silbermedaille der DHB-Männernationalmannschaft bei den Olympischen Spielen von Paris, endete.
Auch Kuhlmann spannte in seinem Vortrag den Bogen von den Gründern bis hin ins Jahrzehnt des Handballs, das mit der Goldmedaille der U21 bei ihrer Heim-WM startete, mit der Rekord-EM der Männer im Januar 2024 fortgesetzt wurde – und in den kommenden Jahren mit der Frauen-WM 2025 (mit den Niederlanden) sowie den Männer-Weltmeisterschaften 2027 und 2029 (mit Frankreich) weitere Höhepunkte haben wird.
Nach dem detailreichen Vortrag Kuhlmanns folgte ein historischer Moment an historischem Ort: DHB-Präsident Andreas Michelmann enthüllte den „historischen Handball“, eine Plakette, die künftig auch an vielen weiteren bedeutenden Orten der deutschen Handballgeschichte installiert werden soll. Die Idee zu dieser Plakette stammt ebenfalls von Detlef Kuhlmann, „sie kam mir beim Joggen – und schnell war das DHB-Präsidium begeistert vom Vorschlag“, sagte der DHB-Geschichtsbeauftragte.
„Dieser historische Handball symbolisiert die Tradition und die Geschichte unseres Verbands. Das ist eine tolle Idee, die auch optisch toll umgesetzt wurde. Es ist wichtig, sich seiner eigenen Geschichte zu erinnern. Man muss wissen, woher man kommt, damit man weiß, wohin man geht. Handball steht für Dynamik, Schnelligkeit im Denken, eine gewisse Portion Härte, aber dabei immer auch Fairness. Und natürlich lebt der Handball auf allen Ebenen von Persönlichkeiten, die sich in den Dienst der Mannschaft stellen. Zudem gehört zu unseren Werten, dass Frauen und Männer immer gleichbehandelt haben, und dass Handball völkerverbindend wirkt“, sagte Michelmann, der mit Blick auf die nahe Zukunft vom „goldenen Jahrzehnt des Handballs“ mit Blick auf die Edelmetallchancen der deutschen Mannschaften, aber auch der Mitgliederentwicklung sprach. Möglicherweise geht das Jahrzehnt ja sogar noch in die Verlängerung, denn der DHB hat sich für die Europameisterschaften 2032 beworben – für das Frauenturnier gemeinsam mit Polen und Dänemark, für das Männer-Turnier mit Frankreich.
Michelmann überreichte den ersten historischen Handball an Markus Püll, den ehrenamtlichen Bürgermeister der Stadt Mülheim an der Ruhr. „Das ist ein historischer Moment für unsere Stadt, genau wie die deutsche Feldmeisterschaft für den ESV Mülheim im Jahr der DHB-Gründung“, sagte Püll. Noch in der Nacht fand die Plakette ihren Platz in der Mülheimer Stadthalle, in jenem Gebäudeteil, wo 1949 der DHB gegründet wurde.
Im Anschluss an diesen historischen Moment folgten zwei Talkrunde, die sich sowohl mit dem Blick zurück, aber auch nach vorne befassten. Michael Hegemann, Weltmeister von 2007 und heute Trainer des ASV Hamm-Westfalen, sowie Christian Wilhelm, U21-Weltmeister von 2023 und Zweitligaspieler von TuSem Essen, sprachen unter anderem über die erfolgreiche Talentförderung in Deutschland, aber auch ihre persönlichen Goldgeschichten. Die internationalen Turniere in Deutschland sowie die Erfolgn der Nationalmannschaften sorgen für Hegemann nicht nur für ein gesteigertes Faninteresse am Handball, sondern auch für viele neue Mitglieder in den Vereinen: „Der Handball hat viele Idole, und denen wollen die Kinder nacheifern – deswegen ist das Jahrzehnt des Handballs ein wichtiger Schub für unsere Sportart bis an die Basis.“
In der zweiten Talkrunde ging es um Frauenhandball und Medien – Gäste waren Ex-Nationalspielerin Saskia Lang, die heute für den DHB arbeitet, vorrangig in der Organisation der Frauen-WM 2025, sowie Andreas Heyden, CEO vom Streamingdienst Dyn, seit 2023 die mediale Plattform für den Klubhandball von Männern und Frauen (Bundesligen, Europapokalwettbewerbe), aber auch der Männer-EM im Januar. „Unser Ziel ist natürlich eine größere Präsenz des Frauenhandballs in Deutschland, aber dafür müssen wir auch liefern“, sagte Lang, die auf einen langfristigen Schub für Frauen- und Mädchenhandball in Deutschland hofft. Heyden erläuterte, wie Dyn durch neue Formate neben den Liveübertragungen den Handball auch für ganz neue Zielgruppen interessant macht. „Handball ist in unserem Portfolio der wichtigste Sport mit einem riesigen Stellenwert. Handball hat Tradition, ist erfolgreich und hat viele prominente Gesichter“, sagte Heyden.
Zum Abschluss der Festveranstaltung, die in die turnusmäßigen Sitzungen des Präsidiums, der Landesverbände und des DHB-Bundestags integriert war, wurde neben dem DHB auch ein weiteres Geburtstagkind geehrt: Professor Detlef Kuhlmann feierte am 8. Oktober seinen 70. Geburtstag. Mark Schober, Vorstandsvorsitzender des Deutschen Handballbunds, überreichte dem Jubilar ein Originaltrikot der Nationalmannschaft als Präsent.
Für DOSB-Präsident Thomas Weickert ist der Deutsche Handballbund eine wichtige Triebfeder des deutschen Sports: „Der DHB zählt zu den mitgliederstärksten Verbänden, man spielt Handball quasi in jedem Dorf, und die Nationalmannschaften sind äußerst erfolgreich. Daneben ist der DHB als Veranstalter von äußerst erfolgreichen internationalen Großveranstaltungen wichtig für den deutschen Sport, auch mit Blick auf eine Olympiabewerbung.“
(BP)