Daniel Eblen erhält in Teningen kein Geburtstagsgeschenk – und keine Punkte für die HSG Konstanz
Daniel Eblen erhält in Teningen kein Geburtstagsgeschenk – und keine Punkte für die HSG Konstanz
Wieder keine Punkte für die HSG Konstanz: In einem intensiven, umkämpften Südbaden-Derby, dessen Ausgang lange Zeit völlig offen war, unterlag die HSG Konstanz bei der SG Köndringen/Teningen am Ende etwas zu deutlich mit 20:26 (12:12).
„Derbysieger, Derbysieger“ schallte es aus einer sich direkt nach Abpfiff gebildeten Jubeltraube. Die Spieler in den gelben Trikots feierten lautstark ihren Triumph. Gelbe Trikots? Der erste Saisonsieg für die HSG Konstanz? Nein, auch dieses Mal durfte sich der Gegner der HSG Konstanz über die Punkte freuen, die im blauen Dress angetretenen Konstanzer mussten das Feld erneut als Verlierer verlassen. Dabei war auch dieses Mal lange alles im Bereich des Möglichen für die HSG. Ein wahrer Krimi hatte sich im Duell der südbadischen Kontrahenten bis zur 52. Minute entwickelt. Die Stimmung auf den Rängen war aufgeheizt, der Kampf auf dem Parkett bedingungslos. Man schenkte sich nichts. Derbyatmosphäre. Die alles entscheidende Phase in den allerletzten Minuten war angebrochen. Die HSG Konstanz hatte den Ball und die Chance, nach langem Rückstand erstmals seit dem 15:15-Ausgleichstreffer von Mathias Riedel in der 40. Minute den Ausgleich zum 20:20 zu erzielen. Fünf Minuten vorher lief Konstanz noch einem Vier-Tore-Rückstand hinterher (15:19, 48.), jetzt schien die Partie durch aufopferungsvollen Kampf der Konstanzer doch noch einmal kippen zu können.
Doch die Chance und Hoffnung, die sich lange hart erarbeitet werden musste, zerplatzte in wenigen Momenten. Der Ball zappelte nach einem Wurf von Marc Hafner schon im Netz, der Jubel der lautstarken mitgereisten HSG-Fans über den vermeintlichen 20:20-Ausgleichstreffer währte allerdings nur kurz. Die Schiedsrichter ahndeten das vorausgegangene Offensivfoul der HSG und verweigerten dem Treffer die Anerkennung. Stattdessen nutze die SG gedankenschnell die Gelegenheit und versetzte Konstanz per Tempogegenstoß mit dem Tor zum 21:19 acht Minuten vor dem Ende den Knockout, von dem sich das Team von Daniel Eblen nicht mehr erholen sollte.
Wie schon in den 52 Minuten zuvor, scheiterte Konstanz anschließend noch einmal reihenweise am bärenstarken SG-Keeper Philipp Grange oder dem Pfosten, während sich Köndringen/Teningen in bester Jubelstimmung, getragen von einem nun begeisterten Heimpublikum, in einen wahren Rausch gespielt hatte und ein um den anderen Gegenstoß lief. 26:20 verkündete die Anzeigetafel nach dem Schlusspfiff. Ein Ergebnis, das der Partie und der Leistung der beiden Mannschaften nicht ganz gerecht wurde, auch wenn das Spiel in den Breisgauern seinen verdienten Sieger gefunden hatte.
Vergeblich war selbst die offene Deckung und die Umstellung auf eine 5:1-Abwehr kurz vor Schluss, zu sehr hatte die HSG erneut mit dem Zeitdruck und den eigenen Nerven in den letzten Minuten in Rückstand zu kämpfen gehabt. Erneut wurden viel zu oft die falschen Entscheidungen, gerade im wieder unter den eigenen Möglichkeiten gebliebenen Angriff, getroffen, die der Gegner clever auszuspielen und für sich zu nutzen wusste. Matthias Stocker, der beim 19:20-Anschlusstreffer bei einem Freiwurf alle mit einem direkten Wurf überrascht hatte, stellte alsdann auch selbstkritisch fest: „Köndringen/Teningen hat verdient gewonnen. Wir sind total gefrustet, denn das Ziel war hier zu gewinnen. In der zweiten Halbzeit haben wir uns die Zähne an der SG-Abwehr und einem richtig guten Grange ausgebissen.“ Wieder einmal hatte Konstanz kein Rezept gegen die offensive 3:2:1-Abwehr der Einheimischen gefunden, was sich in doppelter Art und Weise als Bumerang für Konstanz erwiesen hatte, denn, so Matthias Stocker weiter, „die SG war im Gegenstoß heute einfach besser.“
Er stellte allerdings auch fest, dass sein Team in der ersten Hälfte durchaus „ordentlich gespielt“ hatte. Bis zum 4:3 (8.) war es Konstanz, das immer ein Tor vorlegen konnte. Auch ohne Matthias Faißt, der sich im Abschlusstraining am Freitag unglücklich das Knie verdreht hatte und noch auf die Diagnose wartet, hatte Konstanz gut in die Begegnung gefunden. Nach 20 Minuten jedoch befand sich die HSG zum ersten Mal mit vier Toren im Hintertreffen (6:10, 20.). Bis zur Pause hatte sich die HSG dann wieder ein 12:12-Unentschieden erkämpft, bevor die Konstanzer erneut einem Rückstand hinterherlaufen mussten (12:15, 36.), ihn erfolgreich egalisieren konnten (15:15, 40.), nur um dann erneut mit bis zu vier Toren zurückzuliegen (15:19, 48.). Nachdem auch dieser Rückstand knapp acht Minuten vor dem Ende fast aufgeholt worden wäre, fehlten für den endgültigen Umschwung etwas die Kräfte, die Konzentration – und die Zeit, vielleicht auch das nötige Selbstvertrauen in einer schwierigen Saison-Phase, in der es immer wieder nicht nach Wunsch läuft und sich auch noch Pech bei Pfosten- und Lattentreffern dazugesellt.
26 Gegentreffer, so viele „könne man in Teningen schon kassieren“, resümierte Matthias Stocker abschließend, doch im Angriff habe sein Team wieder zu viele technische Fehler begangen und überhastet auf das Tor geworfen. HSG-Cheftrainer Daniel Eblen präzisierte und bemängelte, dass sein Team „im organisierten Angriff gegen die gute SG-Deckung nie richtig den Weg zum Tor gefunden habe. Der Knackpunkt war aber sicherlich die vergebene Chance zum 20:20, wo wir stattdessen einen Gegenstoßtreffer kassieren. Da war die Euphorie bei uns weg. Das war ein Nackenschlag, von dem wir uns in der kurzen Zeit nicht mehr erholen konnten.“Negativ aufgefallen ist ihm auch die Tatsache, dass seine Mannschaft erneut drei Siebenmeter verworfen hatte.
Für den tags zuvor 40 Jahre alt gewordenen Konstanzer Übungsleiter gab es somit kein Handball-Geburtstagsgeschenk, weil, so Matthias Stocker, „wir nicht das gezeigt haben, was wir können. Das müssen wir unbedingt ändern, jeder muss begreifen, in was für einer Situation wir uns befinden: wir haben jetzt Druck! Wir müssen alle die Augen öffnen und richtig Gas geben!“
Diesen Trotz und Willen zeigten auch die treuen HSG-Fans, die die Siegesfeier der Gastgeber mit lauten „HSG, HSG“-Rufen unterbrachen. Dennoch keine leichte Aufgabe, denn die HSG Konstanz empfängt nun am kommenden Samstag um 20 Uhr im ersten von zwei Heimspielen in Folge das Spitzenteam aus Heilbronn/Horkheim in der Schänzlehalle. Zeit für den ersten Saisonsieg und eine Trotzreaktion. Damit wieder die Spieler in den gelben Trikots einen Heimsieg feiern können und Daniel Eblen zu seinem runden Ehrentag doch noch verspätete Freude in Form von dringend benötigten Drittliga-Punkten geschenkt bekommt.
HSG Konstanz: Hengst, Folchert (Tor); Kaletsch (1), Schlaich (4), Schweda (1/1), Groh (1), Riedel (3), Hafner (3), Mittendorf, Flockerzie, Stocker (3/1), Krüger (1), Lauber, Bruderhofer (3).
Zuschauer: 400.