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Fünf verhängnisvolle Minuten: HSG Konstanz unterliegt nach Schwächephase in Heilbronn

08.02.2015
08.02.2015 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Fünf verhängnisvolle Minuten: HSG Konstanz unterliegt nach Schwächephase in Heilbronn

Vor ziemlich genau einem Jahr gelang der HSG Konstanz in Heilbronn-Horkheim nach langer Durststrecke der erste Auswärtserfolg seit 2004. Dabei bleibt es, denn die HSG zog trotz guter erster Hälfte wieder mit 21:29 (13:13) den Kürzeren. Mit einem Erfolg wäre ein Sprung auf Tabellenplatz drei möglich gewesen, so bleibt Konstanz weiterhin auf Rang vier der 3. Liga und hat nun in der Spielpause über Fasnacht etwas Zeit zum Regenerieren, bevor es erst am 22.2. in Neuhausen/Filder weitergeht.

Es kann so schnell gehen im Handball. Furchtbar schnell. Nicht einmal ganze fünf Minuten können harte Arbeit in guten 35 Minuten im Nu zerstören und jede Bemühung und Hoffnung so gut wie zunichtemachen. Das ist frustrierend, macht aber zunächst einmal ratlos, warum in diesen fünf Minuten plötzlich alles anders war als zuvor. Die Spurensuche muss zwangsläufig im Moment des Einbruchs beginnen, der 34. Spielminute. Paul Kaletsch brachte seine Mannschaft trotz Unterzahl wieder auf 15:16 heran. Doch Heilbronn nutzte die numerische Überlegenheit für einen schnellen Doppelschlag und setzte sich mit dem Treffer zum 18:15, zwei Sekunden bevor Matthias Faißt wieder zurück auf das Spielfeld durfte, erstmals etwas von der HSG Konstanz ab. Die HSG war nun zwar wieder vollzählig, wirkte aber dennoch wie paralysiert. Der TSB nutzte die Gunst der Gelegenheit und stach erneut erbarmungslos zu: 20:15 nach fast 37 Minuten. Als dann auch noch das 21:15 nach einer Auszeit für Konstanz fiel, schien schon nach nicht einmal 39 Spielminuten alles gelaufen.

In dieser Phase der Partie musste es jedem, der es mit der HSG hielt, Angst und bange werden. Das Eblen-Team fand kein Mittel mehr gegen einen nun wie entfesselt aufspielenden Gastgeber, der sich immer mehr von der aufkommenden Euphorie tragen lassen konnte. Konstanz hingegen hatte den Faden völlig verloren, wankte bedenklich und drohte sogar ganz umzufallen. Eine immens hohe Fehlerquote machte es Heilbronn einfach, die im Positionsspiel schwer zu überwindende HSG-Abwehr immer wieder mit viel Tempo zu durchbrechen. Außerdem konnten sie sich auf einen nun immer stärker werdenden Daniel Rebmann verlassen, der auch von der intensiven Abwehrarbeit seiner Vorderleute profitierte, die sich zunehmend besser auf die Konstanzer Angriffsbemühungen eingestellt hatte. Der Jugend-Nationaltorwart, der mittels eines Zweitspielrechts auch für den Bundesligisten Frisch Auf Göppingen aufläuft, sorgte mit einigen schnellen Pässen nach seinen vielen Paraden für zusätzliches Tempospiel.

Am augenfälligsten war der Einbruch der Konstanzer sicher in dieser Phase. Angekündigt hatte sich das drohende Unheil aber schon direkt nach der Halbzeit. In Überzahl gelang der HSG trotz dreimaliger Gelegenheit kein Tor, dem TSB allerdings der 14:13-Führungstreffer. „In Überzahl so viele Gelegenheiten auszulassen und sich auch noch Gegentore einzufangen ist schon doof“, gab HSG-Cheftrainer Daniel Eblen unumwunden zu. Nicht besonders geschickt stellten sich seine Schützlinge auch bei vielen Abprallern der von Torhüter Maximilan Folchert abgewehrten Würfe an. Daniel Eblen musste konstatieren, dass „sechs, sieben Gegentore nach Paraden des eigenen Schlussmanns einfach deutlich zu viel sind.“ Einfach deutlich zu viel, um den im Vorfeld von den Trainern beider Mannschaften erwarteten Kampf auf Augenhöhe liefern zu können. Das intensive Spiel, das hin und her wogt, war es nur in den ersten 30 Minuten. Hier spielte die HSG Konstanz gut mit, egalisierte die 4:1-Führung (6.) des ohne ihren mit Grippe im Bett liegenden Cheftrainer Jochen Zürn angetretenen Gastgeber und legte nach dem 5:4 stets mindestens ein Tor bis zum 12:11 vor. Heilbronn musste für jeden Torerfolg immens hart arbeiten und stand immer wieder kurz vor dem Zeitspiel. „Man hat gemerkt, dass die HSG eine der besten Abwehrreihen der Liga hat. So oft wurde uns Zeitspiel schon lange nicht mehr angezeigt“, meinte TSB-Kreisläufer Stefan Fähnle bei der Pressekonferenz. Direkt vor der Pause gelang dann der eigentlich psychologisch wichtige 13:13-Ausgleich durch einen Siebenmeter von Matthias Stocker. Zusätzlich bekam Heilbronn eine Zeitstrafe für das vorangegangene Foul aufgebrummt. Eigentlich eine gute Ausgangsposition für die zweite Hälfte. Eigentlich.

Immerhin, nach den schrecklichen fünf Minuten zu Beginn der zweiten Hälfte kämpfte sich Konstanz zurück ins Spiel und fing sich langsam wieder. Und tatsächlich, elf Minuten vor dem Schlusspfiff schien doch noch einmal alles möglich zu sein. Mathias Riedel hatte mit einem wuchtigen Wurf das 21:24 markiert und sorgte für neue Hoffnung bei seinem Team. „Die Möglichkeiten zur Wende waren noch einmal da. Allerdings haben wir dann einen Siebenmeter verworfen und sind am starken Daniel Rebmann gescheitert – aber auch, weil wir uns Würfe genommen haben, die man so nicht nehmen muss und sollte“, erklärte Daniel Eblen die Gründe für die nur kurz aufschimmernde Aussicht auf Erfolg.

Die letzten Minuten waren dann richtig wild. In einem Fehlerfestival beider Teams gelang der HSG in den letzten zwölf Minuten trotz teils richtig guter Möglichkeiten kein Tor mehr, während Heilbronn im bald aufkommenden Gefühl des sicheren Sieges noch fünf Treffer zum 29:21-Endstand draufsetzen konnte. Konstanz gelangen damit in der zweiten Halbzeit lediglich acht Tore. Zu wenig, um bei einem langsam wieder ins Rollen kommenden Spitzenteam wie in der vergangenen Spielzeit Zählbares holen zu können. „Heilbronn hat verdient gewonnen. In der ersten Halbzeit war es noch ein Spiel mit offenem Visier mit hohem Tempo beider Teams. Wir haben dann nach der Pause nachgelassen und zu oft zu schnell den Abschluss gesucht und viele falsche Entscheidungen getroffen“, erklärte Daniel Eblen. „Heilbronn hat das genutzt, um sich vorentscheidend abzusetzen. Die Spielpause bis zum 22.2. werden wir nutzen, um Kraft zu tanken, einige Blessuren auszukurieren und intensiv zu trainieren. Man hat heute gesehen, dass es noch viel Luft nach oben gibt.“

HSG Konstanz: Sieck, Folchert (Tor); Kaletsch (2), Schlaich (2), Oesterle, Groh, Riedel (2), Hafner (3), Mittendorf, Flockerzie (2), Stocker (6/2), Faißt (4), Lauber, Bruderhofer.

Zuschauer: 350