Mit viel Ehrgeiz und Leidenschaft nach oben: HSG verpflichtet weiteres großes Talent
Mit viel Ehrgeiz und Leidenschaft nach oben: HSG verpflichtet weiteres großes Talent
Nach Spielmacher Matthias Stocker (26, TSV Rietheim-Weilheim) sowie den beiden Außenspielern Luis Pfliehinger (19) und Luis Weber (18, beide TuS Schutterwald) kommt nun mit dem vierten Neuzugang der dritte Spieler aus Schutterwald zur HSG. Auch der 18-jährige Jonas Besemann passt als sehr junger, ehrgeiziger Spieler mit viel Entwicklungspotenzial genau in das Anforderungsprofil der HSG Konstanz.
„Jonas spielt in der kommenden Saison in der A-Jugend-Bundesliga und soll über die zweite Mannschaft in der Südbadenliga an die 3. Liga herangeführt werden“, beschreibt HSG-Präsident Otto Eblen die angestrebte Entwicklung des hochtalentierten Kreisläufers. Dazu soll er auf höchstem Niveau gefordert und gefördert werden und das Konstanzer Spielsystem verinnerlichen.
Verinnerlicht hat der 1,87 Meter große gebürtige Bad Säckinger auch die Bereitschaft, alles für seinen geliebten Sport zu geben. In einem Alter, wo Partys und viele andere Verlockungen auf junge Menschen warten, ist der Alltag von Jonas Besemann straff durchorganisiert. Dabei ist - außer der Schule - so ziemlich alles dem Handball untergeordnet und Zeit nur noch für wenige andere Aktivitäten vorhanden. „Ich bin den Stress, alles unter einen Hut zu bekommen und allem möglichst gut gerecht zu werden, schon gewohnt“, meint Besemann achselzuckend. Dabei nimmt der bei seiner Familie in Bad Säckingen wohnende 93 Kilogramm schwere junge Mann vieles in Kauf, um sich auch handballerisch bestmöglich weiterentwickeln zu können. In der 16.000-Einwohner-Stadt am Hochrhein wohnt er, besucht das Wirtschaftsgymnasium, Handball hingegen spielte er schon früh fernab seines Heimatortes. Zunächst beim Schweizer Meister Kadetten Schaffhausen, mit denen er selbst eine Schweizer Meisterschaft feiern konnte, und anschließend in Schutterwald, wo er in der A-Jugend-Bundesliga spielte und in der letzten Saison 40 Tore erzielen konnte. Nach Schaffhausen war er zu jedem Training und Spiel eine Dreiviertelstunde unterwegs, nach Schutterwald gar eineinhalb Stunden - ebenso wie nun nach Konstanz. Eine Strecke, die er nun mehrmals pro Woche für jedes Training und Heimspiel auf sich nehmen muss. An den anderen Tagen trainiert er selbständig in der Heimat, läuft und stärkt sich im Kraftraum. „Ich versuche eben auch die Zeit im Zug zu nutzen und lerne dort für die Schule“, so Besemann. Otto Eblen nötigt dieser Ehrgeiz und die volle Hingabe für seine Leidenschaft, seinen Sport großen Respekt ab: „All das zeigt schon, wie leistungsbereit und ehrgeizig er ist.“ Denn wer Leistungssport betreibt, muss auch verzichten. Während Gleichaltrige am Wochenende durch die Disco ziehen, heißt es für ihn, beizeiten ins Bett gehen, sich auf den Wettkampf, das Spiel, konzentrieren. Alles nicht selbstverständlich.
Begonnen zu glühen hatte der Handball-Funke dabei schon im Alter von fünf Jahren. Sein Vater war lange als Handballer in Nordhorn aktiv und hat ihn, wie die ganze Familie, von Anfang an tatkräftig unterstützt und zu jedem Spiel gefahren. Auch sein Bruder hat Handball gespielt und so war Jonas Besemann von klein auf in den Hallen Süddeutschlands und der Schweiz unterwegs. „Bei einer so handballverrückten Familie gab es gar keine andere Möglichkeit, als selbst Handball zu spielen“, meint Besemann und muss grinsen. Dieser große Einsatz hat sich ausgezahlt, denn auch Otto Eblen wurde auf ihn aufmerksam, lud ihn zum Probetraining ein und unterbreitete ihm ein Angebot. „Er ist ein wirklich guter Kreisläufer und zudem ein sehr guter Abwehrspieler“, beschreibt der HSG-Präsident die Stärken seines neuen Schützlings. Und dieser wiederum war angetan vom Konstanzer Konzept und der guten Jugendförderung. „Die Möglichkeiten hier mit der Uni-Kooperation für ein späteres Studium und die Aussicht auf die 3. Liga sind schon top, zudem besitzt auch die A-Jugend der HSG in der kommenden Saison eine enorme Qualität. Dazu haben Luis Pfliehinger und Luis Weber von Konstanz und der HSG geschwärmt“, zeigt Besemann seine Beweggründe für den Wechsel nach Konstanz auf, „das Training hier ist sehr anstrengend, die Qualität sehr hoch, es wird sehr viel Wert auf das Team gelegt.“ In Anbetracht dessen war man sich schnell einig und hat einen Vertag über ein Jahr mit der Option auf zwei weitere Jahre unterzeichnet.
Die Eingewöhnung in einem wiederum komplett neuen Umfeld wird ihm dabei auch dadurch erleichtert, dass er nicht nur die beiden anderen jüngst verpflichteten Ex-Schutterwälder schon kennt, sondern eine ganze Reihe anderer HSG-Spieler, die wie er in der südbadischen Auswahl spielen. „Bese“, wie er von seinen Mitspielern gerufen wird, hat sich dabei schon in den ersten Spielen für sein neues Team einen Namen als echter Motivator gemacht. Mit unbändigem Willen, großer Leidenschaft und Emotionalität geht er stets voraus und reißt seine Mannschaftskameraden mit. „Die Stimmung im Team ist ganz besonders und auch die Fanunterstützung hat uns sehr gepusht“. So sehr, dass in sechs Qualifikationsspielen zur nächsten Bundesliga-Saison insgesamt sechs Siege aus sechs Spielen sowie 151:115 Tore gelangen, „etwas ganz Besonderes, unsere Qualifikation.“ So emotional und leidenschaftlich sich Besemann auf dem Platz präsentiert, so ruhig und besonnen wirkt er abseits des Spielgeschehens. Weiterentwickeln, in Angriff wie Abwehr, mit dem Team möglichst die direkte Bundesliga-Qualifikation, mithin mindestens Platz sechs, schaffen, sich erst einmal in der A-Jugend beweisen und dann weiterschauen - so formuliert er seine Ziele nach den ersten Eindrücken im neuen Verein, bevor wieder sein großer Ehrgeiz zu Tage tritt: „Das Ziel ist aber die erste Mannschaft.“