Oldenburgs Talente glänzen in Altlandsberg
Oldenburgs Talente glänzen in Altlandsberg
Es war ein ernüchterndes Erlebnis. Der MTV Altlandsberg, Drittligist aus Märkisch-Oderland, verlor sein Heimspiel gegen den VfL Oldenburg II – jetzt Dritter der Staffel Nord – mit 19:35 (7:16). Und das, nachdem der MTV, der Tabellen-Elfte, in der Woche zuvor beim Zweiten mit 29:23 gewonnen hatte.
Man wollte gar nicht glauben, dass zwischen jenem Auftritt bei der HSG Kropp-Tetenhusen und dem Desaster am Sonnabend nur acht Tage lagen. Und Altlandsbergs Anhang fragt sich, wie in so kurzer Zeit aus einer Königskobra eine Blindschleiche werden kann. Wie dem auch sei. Die MTV-Damen wurden von der ersten bis zur letzten Minute nach Belieben beherrscht. Der Jung-VfL präsentierte sich als eine technisch und athletisch top ausgebildete Mannschaft. Eine, die von den Zehennägeln bis in die Haarspitzen super motiviert und von Alexandra Hansel exzellent eingestellt war.
Oldenburgs Trainerin hatte vor der Partie sehr respektvoll vom MTV als Favoritenschreck gesprochen. Von Frauen, die durchaus Handball spielen können. Und von den Wurfkünsten einer Viktória Várkonyi (elf Tore in Kropp) war sie besonders angetan. Aus all diesen Erkenntnissen und aus der Video-Analyse zeichnete Alexandra Hansel ihren Plan. Und der führte dann in der Realität zu einer Oldenburger Handball-Gala, die schlichtweg spektakulär und sehenswert war. Es war eine Show mit Tempo, mit Beweglichkeit auf den Beinen und mit einer technischen Fertigkeit, die nötig ist, wenn du mal deutschen oder gar internalen Spitzen-Handball spielen willst. Und das wollen diese Mädels der Oldenburger Bundesliga-Reserve alle. „Das war unsere bisher beste Saisonleistung“, sagte Trainerin Alexandra Hänsel stolz.
Der MTV agierte von Anfang an beeindruckt, regelrecht schockiert. So, als ob die Gastgeberinnen noch nie etwas von einer offensiven Abwehr gehört oder gesehen hätten. Immer wieder wurden ihnen die Bälle geklaut – und ab ging die VfL-Post.
Und im MTV-Angriff? Nichts war zu sehen, von dem geplanten steil gehen. Hinein in die Lücken der Gäste-Defensive. Nix wurde es. Von gelungenen MTV-Kombinationen ganz zu schweigen. Mit Elan und Leichtfüßigkeit wolle man außerdem die Gegner zu Fehlern zwingen: Um dann das in dieser Saison durchaus schon erfolgreiche Konterspiel zu ermöglichen.
Umgekehrt kam es. Über die Stationen 0:5 und 1:8 war das Team um Sophie Lütke in der 21. Minute bereits mit 2:12 hinten. Aussichtlos und sichtlich demoralisiert. Lösungsmöglichkeiten, die Trainer Fabian Lüdke in den Team-Auszeiten und dann in der Halbzeit-Pause anbot, blieben ungehört. Vielleich auch unverstanden. Sie wurden zumindest nicht umgesetzt. Es war an diesem Tag aber wohl nicht eine Frage des Willens. Es war eher die geistige und physische Kapitulation vor einem übermächtigen Gegner.
Wunderschön, wie der das Spiel antizipierte. Wie gekonnt in die freien Räume gelaufen wurde. In die Lücken, in denen man den Ball erwartete. Und wohin die Kugel dann auch präzise kam. Das erinnerte schon ganz stark an das Hase-und-Igel-Prinzip. Als das Stacheltier zu Meister Lampe jedes Mal sagte: „Ich bin schon da…“ Echt verarscht, würde man heute wohl sagen.
VfL-Trainerin Alexandra Hansel auf dieses Tempo und die technischen Qualitäten ihrer Mädels angesprochen, meinte nur: „Dafür trainieren sie ja auch sehr viel.“
Immerhin, einen Lichtblick gab es auch an diesem trüben Nikolaustag auch beim MTV. Im Hinblick auf kommende Aufgaben hat man in der 2. Halbzeit Nachwuchs-Torhüterin Jenny Haß in die Kiste beordert. Natürlich wurde die 20-Jährige, wie zuvor Kathrin Wiehle auch, von ihrer Abwehr immer wieder im Stich gelassen. Natürlich bekam sie die Bälle unablässig um die Ohren. Aber einige wehrte die Jenny auch mutig und durchaus gekonnt ab. „Ich habe mich einfach über jeden gehaltenen Ball gefreut“, sagte sie später.
Wenigstens die MTV-Dame mit der geringsten Drittliga-Erfahrung hatte etwas Grund zur Freude. Und was sagt Fabian Lüdke? Altlandsbergs junger Coach: „Man kann ja gegen Oldenburg verlieren. Aber nicht so!“ Dem gibt`s nichts hinzuzufügen.
Altlandsbnerg mit: Wiehle, Hass; Wiechert 2, Lütke 4/2, Várkonyi 1, Schönfelder 2, Kalina 1, Fleck 4/2; Berger 2, Mandelkow 3, Priemer.
Oldenburg II mit: Kohorst; Prante 4, Heidergott 6, Zwick 5, Mertens 7, Buschmann, Frenzel 4/1, Behrend 4, Schilling 1, Balthazar 3, Thamm 1.