684de3bf577d1c0.jpg

Konstanzer Tatort: Leutershausen mit besserem Ende gegen HSG Konstanz - 1.100 Zuschauer sorgen für „gigantische Stimmung“ und „unvergessliches Erlebnis“

01.12.2014
01.12.2014 · 3. Liga, Männer 3. Liga, Staffel Süd · Von: pm verein

Konstanzer Tatort: Leutershausen mit besserem Ende gegen HSG Konstanz - 1.100 Zuschauer sorgen für „gigantische Stimmung“ und „unvergessliches Erlebnis“

22:24 (10:15) musste sich die HSG Konstanz der nun wieder an der Tabellenspitze thronenden SG Leutershausen geschlagen geben. Nackte Zahlen, die jedoch nicht ansatzweise auszudrücken vermögen, was sich in der mit 1.100 Zuschauern gefüllten Konstanzer „Schänzle-Hölle“ abspielte.

Neben der Schänzle-Sporthalle wurde den ganzen Tag über für den neuen Konstanzer Tatort gedreht – spätestens ab der 45. Minute hätten die Dreharbeiten auch in die Halle verlegt werden können. Die Regisseure hätten kein spannenderes, packenderes Finale erdenken und inszenieren können.

Zwar war es im Rückblick das im Vorfeld erhoffte Highlight, da waren sich alle Beteiligten einig. Schon vor Anpfiff herrschte eine atemberaubende Atmosphäre in der Halle. „Es war ein tolles Erlebnis, ein großes, hochintensives Spiel und es war richtig etwas los auf der Tribüne“, zeigte sich auch HSG-Cheftrainer Daniel Eblen beeindruckt von der Unterstützung von den mit 1.100 Zuschauern gut gefüllten Rängen. Zumindest die Rahmenbedingungen waren denen eines absoluten Topspiels mehr als würdig.

Auf dem Spielfeld hingegen zeichnete sich nach 18 Minuten allerdings eine einseitige Partie ab, in der die Euphorie der Gastgeber einen herben Dämpfer erhalten hatte. Spannung, die für einen guten Tatort genügen würde, schien weit außer Reichweite. Dabei hatte sich zunächst in den Anfangsminuten eine temporeiche, sehr intensive Partie entwickelt, in der die hervorragenden Abwehrreihen beider Teams von Anfang an das Spiel dominierten. Konnte Konstanz die Führung der SG Leutershausen bis zum 3:3 stets postwendend egalisieren und beim 4:3 nach zehn Minuten unter großem Jubel der HSG-Fans erstmals selbst die Führung übernehmen, so kehrte nach dem 7:8-Anschlusstreffer durch den siebenmal erfolgreichen Matthias Stocker etwas Ernüchterung auf Seiten der Konstanzer Akteure auf dem Spielfeld ein. „Wir haben uns sehr schwer getan, zu unserer Leistungsstärke zu finden, und die SGL hat ihre Chancen toll herausgespielt“, versuchte Sebastian Groh den misslungen Beginn zu erklären, „bei uns war zu viel Hektik dabei und zu wenig Druck, das war etwas zu abwartend.“

Dass Leutershausen nicht zu Unrecht ganz oben in der Tabelle steht, zeigte die SG nun in eindrucksvoller Manier. Eiskalt, ganz abgezockt und brandgefährlich von allen Positionen, verschaffte sich der Zweitliga-Absteiger innerhalb von nur dreieinhalb Minuten unter anderem mit einem vollendeten Kempa-Trick mit vier Toren in Folge einen beruhigenden Fünf-Tore-Vorsprung (7:12, 22.), den die HSG bis zum Pausenpfiff auch nicht mehr verkürzen konnte (10:15). „Wir sind relativ schlecht in das Spiel gekommen, weil Leutershausen natürlich sehr gut auf uns vorbereitet war“, sprach Matthias Stocker die vom SGL-Coach Marc Nagel vorgenommen taktischen Varianten an. Mit einer Manndeckung gegen Paul Kaletsch und einer aggressiven, früh störenden 5:1-Deckung machte es die SGL den Konstanzern von Beginn an schwer, ihren Rhythmus zu finden und bestrafte jeden Fehler der HSG gnadenlos. „Gegen die 5:1-Abwehr war es besonders schwer, da sie sehr antizipativ gespielt und unsere Passwege sehr gut gestört hat“, ergänzte Daniel Eblen. „Ich glaube, in der Pause hätten nur noch relativ wenige auch nur einen Pfifferling auf uns gegeben“, beschrieb der quirlige Mittelmann Matthias Stocker die scheinbar klare Ausgangsposition nach der ersten Hälfte der Partie. Was dann jedoch nach der Halbzeitpause folgte, beschrieb er so: „Es war daher schon geil, dass wir noch einmal herangekommen sind – und was dann in der Halle abging, war einfach nur noch gigantisch. Das bleibt mir mehr in Erinnerung als das Ergebnis.“

Durch zwei schnelle Tore direkt nach Wiederanpfiff kam Konstanz auf 12:15 heran, konnte allerdings erst beim 17:19 (39.) den Rückstand auf zwei Tore verkürzen. Ein besonderes Highlight war dabei der Treffer von Marc Hafner, der in Unterzahl in Bedrängnis aus dem Nullwinkel treffen konnte. Als nach 45 Minuten erneut Matthias Stocker traf, hätte sich das Filmteam schnell in die brodelnde „Schänzle-Hölle“ begeben sollen.

Alle Kameras auf das Spielfeld, Atem anhalten und mitfiebern. So, wie es das vom Fanclub und den befreundeten Fussballern der SpVgg F.A.L. angeheizte Publikum längst tat. Als der HSG Konstanz der 20:21-Anschlusstrefer (45.) gelang, hatte sich die „Schänzle-Hölle“ zu einem wahren Hexenkessel verwandelt, der seinen Namen absolut zu Recht trägt. Bei jedem Angriff der HSG erhoben sich alle 1.100 Zuschauer und peitschen die HSG nach vorne. „Es war geil und hat unglaublich Spaß gemacht. Wenn dich so eine Halle anpeitscht, dann gibst du automatisch immer wieder Vollgas. Da kannst du gar nicht aufgegeben“, so Linksaußen Fabian Schlaich. Zunächst brachte der für diese Situation eingewechselte Max Wolf die Halle zum Explodieren, als er einen Siebenmeter von Pascal Durak entschärfte und die HSG eine doppelte Unterzahl mit lediglich einem Gegentreffer überstanden hatte (20:22, 51.), dann stellte Konstanz wieder den 21:22- (54.) und 22:23-Anschluss (57.) her. Daniel Eblen erklärte, was die HSG auch wieder zurück in das Spiel gebracht hatte: „Wir haben die Abwehr etwas umgestellt und den Kreis zugestellt, das hat am Anfang nicht ganz funktioniert, ging dann aber immer besser auf.“

Der Spitzenreiter wankte zwischenzeitlich bedenklich, aber er fiel nicht. Zwei Minuten vor dem Ende machte Leutershausen mit dem 24. Tor den siebten Sieg im achten Auswärtsspiel und den siebten Sieg in Serie für die „Roten Teufel“ klar. „Die Möglichkeiten waren da, die Halle war da, das Momentum war da – aber der Ausgleich hat uns einfach gefehlt“, monierte Daniel Eblen vor allem die vielen vergebenen Chancen zum Gleichstand und fügte an: „Uns haben die Nerven gefehlt, die wichtigen Treffer gegen einen zugegebenermaßen überragend haltenden SGL-Goalie Alexander Hübe zu markieren. Die Abwehr war heute wieder gut, vorne war leider etwas Pech dabei.“ Pech, als Matthias Stocker zweimal nur das Aluminium traf, oder die HSG sowohl bei Gegenstößen, als auch freien Chancen an den Fingerspitzen von Alexander Hübe scheiterte.

„Eigenes Unvermögen, etwas Pech und die Qualität des Gegners“, so Matthias Stocker, seien letztlich die Ursachen für die knappe Niederlage gewesen. Und trotzdem war es ein Highlight, das er nicht in seiner Erinnerung missen möchte, auch, weil, wie Fabian Schlaich es ausdrückte, die HSG „gegen ein individuell sehr stark besetztes Team, das zu Recht an der Spitze steht, trotz fehlender Cleverness und Coolness an einem Tag, an dem es nicht optimal lief, mithalten konnte.“

Genau das ist es, was zuversichtlich für das nächste Highlight am kommenden Samstag um 20 Uhr wieder in eigener Halle gegen die Reservemannschaft der Rhein-Neckar Löwen stimmt. Daniel Eblen warnt allerdings vor dem schnellen, technisch gut ausgebildeten Team von Trainerfuchs Klaus Gärtner: „Die haben sich bislang immer gut in Konstanz präsentiert, das wird noch einmal schwerer als heute.“ Aber es muss ja nicht jeder Konstanzer Tatort schlecht für die Einheimischen ausgehen. Mit etwas mehr Glück und mehr Konzentration beim Abschluss möchte nicht nur Fabian Schlaich den „fünften Heimsieg erringen und die verschobene Siegesfeier mit den Fans nachholen.“

HSG Konstanz: Wolf, Folchert (Tor); Kaletsch (3), Schlaich (1), Schweda, Groh (1), Riedel (5), Hafner (2), Mittendorf (1), Flockerzie (1), Stocker (7/1), Faißt (1), Krüger, Bruderhofer.

Zuschauer: 1.100.