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„Noch zwei Schritte vom Traum entfernt“ - Deutsche U21 vor dem WM-Halbfinale gegen Spanien

28.07.2017
28.07.2017 · Slider, Home, Nationalteams, Junioren Nationalteam · Von: BP

„Noch zwei Schritte vom Traum entfernt“ - Deutsche U21 vor dem WM-Halbfinale gegen Spanien

Testspielsieg gegen Spanien im Mai, Testspielsieg gegen Spanien im Juni - und was ist nun drin im WM-Halbfinale gegen Spanien im Juli? Nimmt man nur die zurückliegenden Ergebnisse des EM-Zweiten von 2016 gegen den Europameister von 2016 in diesem Jahr, so gehen die deutschen Junioren als Favorit ins Halbfinale der U21-Weltmeisterschaft am Samstag in Algier - der ersten Partie für die DHB-Auswahl in der Hacha-Horcine-Arena, nachdem man zuvor nur in La Coupole gespielt hatte.

Anfang Mai setzte sich die Mannschaft des Tranerduos Erik Wudtke/Klaus-Dieter Petersen in der Nähe von Bordeaux mit 30:23 gegen die Spanier durch, im letzten Testturnier vor der WM, der Airport Trophy in Kloten (Schweiz), gab einen 28:25-Erfolg. Und überhaupt: Vor und nach dem 2016er EM-Finale standen sich beide Teams in so vielen Testspielen gegenüber, dass Wudtke schon meint: „Hätte die spanische Hymne einen Text, ich könnte schon mitsingen.“

Aber die Partie am Samstag (Anwurf 21 Uhr deutscher Zeit, Livestream) ist eben kein Test, sondern es geht um den Einzug ins WM-Finale. Dennoch: „Wir werden uns vorbereiten, wie für jedes andere Spiel auch“, sagt Lukas Mertens, mit 36 Treffern Deutschlands aktuell bester WM-Torschütze, nach dem 27:21-Viertelfinalsieg gegen Tunesien.

Die Spanier hatten da schon erheblich mehr zu kämpfen, bis das 30:29 nach Verlängerung gegen Ungarn eingefahren war. Somit sind beide Mannschaften absolut parallel durchs Turnier gekommen: Beide haben alle sieben bisherigen WM-Spiele gewonnen, beide mussten je einmal in der K.o.-Runde in die Verlängerung: die deutsche Mannschaft beim 31:28 im Achtelfinale gegen Schweden.

Schaut man sich die Statistiken der deutschen Spieler vor dem Halbfinale an, wird die Ausgeglichenheit im Angriff deutlich: Hinter Mertens liegen in Marian Michalczik (33), Franz Semper (31) und Lars Weissgerber (30) drei weitere Spieler mit 30 und mehr Treffern. Die beiden Außen Mertens und Weissgerber sind mit einer Spielzeit von jeweils über sechs Stunden die Dauer(b)renner im DHB-Team. Bester spanischer Torschütze vor dem Halbfinale ist Aleix Gomez mit 38 Treffern vor Dani Dujshebaev. Der Wertvollste Turnierspieler der EM 2016 (MVP) bringt es auf 28 Tore. Vor vier Jahren führte sein Bruder Alex die spanische U21 ins WM-Finale, das das Team dann aber in Sarajewo gegen Schweden verlor.

Insgesamt standen die in Algerien von Isidoro Martinez trainierten Spanier siebenmal in WM-Halbfinals, zogen fünfmal ins Endspiel ein, gewannen dann fünfmal Silber. Die Deutschen setzten ihre herausragende U21-WM-Bilanz seit 2005 fort: Zum sechsten Mal (bei sieben WM-Turnieren seither) steht eine DHB-Auswahl in einem Halbfinale. Dreimal gelang der Finaleinzug - 2007 wurde man Zweiter, 2009 und 2011 Weltmeister. Vor zwei Jahren endete die WM in Brasilien mit Rang drei.

Und vor einem Jahr, genauer gesagt am 7. August 2016, standen sich Deutschland und Spanien im EM-Finale gegenüber - und die DHB-Junioren hatten keinen sehnlicheren Wunsch, als Trainer Markus Baur in seinem letzten Spiel auf der U21-Bank den EM-Titel zu schenken. Spanien war am Ende aber glücklicher, setzte sich nach Verlängerung mit 30:29 durch. „Wir haben noch eine Rechnung offen“, sagt Mertens daher: „Wir sind noch zwei Schritte von unserem Traum entfernt, das ist ein überragendes Gefühl.“

Die Spanier geben sich indes sehr bescheiden: „Deutschland ist uns in Sachen Physis klar überlegen. Wir haben nur eine Chance gegen sie, wenn wir über das Tempo kommen. Das wird ein äußerst steiniger Weg ins Finale“, sagte Martinez.

Erik Wudtke, der vor einem Jahr schon Baurs Assistent war, setzt gegen Spanien vorrangig auf die Deckung, die gegen Tunesien hervorragend stand. Und er setzt auf die geballte Erfahrung seines Assistenten: „Das ist eine unglaublich Zusammenarbeit mit Klaus-Dieter Petersen. Wir verstehen uns blind - während des Spiels und außerhalb des Feldes. Pitti bringt eine unglaubliche Erfahrung ein, macht tolle Analysen und hat ein tolles Auge“, sagt Wudtke. Und Petersen weiß, wie man Titel im Nachwuchsbereich gewinnt: 2008 und 2012 führte die deutsche U19 jeweils zu EM-Gold. Und mit einem Grinsen sagt Wudtke über den 340-fachen Nationalspieler: „So viele Länderspiele wie er habe ich auch….im Fernsehen verfolgt.“

Man ist also locker im deutschen Lager, nutzt den Freitag zur Regeneration und zur intensiven Videovorbereitung auf den Gegner. Im ersten Halbfinale am Samstag treffen Frankreich (U19-Weltmeister 2015 und EM-Dritter 2016) sowie Dänemark aufeinander.