Einer der weltbesten Linkshänder seiner Zeit
Foto: IMAGO/Sven Simon Reiner Ganschow

Einer der weltbesten Linkshänder seiner Zeit

20.06.2025 | Verband

 

Rostocker Reiner Ganschow wird 80 / 1970 und 1974 WM-Zweiter mit der DDR 

 

Reiner Ganschow, einer der weltbesten Linkshänder seiner Zeit, vollendet am Sonntag, 22. Juni 2025, sein 80. Lebensjahr. Der gebürtige Rostocker gehört zu den „alten“ DDR-Nationalspielern mit den meisten Länderspielen und mit den meisten Toren: Der Jubilar hat es auf insgesamt 206 Einsätze im vorzugsweise weißen oder blauen Trikot des Deutschen Handballverbandes (DHV) der DDR gebracht und dabei insgesamt 754 Treffer erzielt. 

Sein vielseitiges sportliches (Wurf-) Talent konnte Reiner Ganschow bereits als Jugendlicher 1964 mit dem Gewinn der DDR-Meisterschaft im Kugelstoßen und im Diskuswurf sowie im Handball unter Beweis stellen. In den Jahren 1968 und 1973 gewann er dann auf „Rückraum rechts“ mit seinem Stammverein SC Empor Rostock die DDR-Meisterschaft. 

Reiner Ganschow gehörte 1967 bei der 6. Weltmeisterschaft in Schweden erstmals zum Kader der DDR-Auswahl unter Trainer Heinz Seiler (1920-2002), die dort Rang neun belegte. Seine größten internationalen Erfolge sollten sich jedoch erst bei den nächsten beiden Weltmeisterschaften einstellen, wo der Jubilar zu den überragenden Akteuren auf dem Spielfeld gehörte – schnell der Reihe nach: 

Am 8. März 1970 wurde Reiner Ganschow erstmals Vize-Weltmeister, musste aber beim Finale, das gegen Rumänien (u.a. mit Torhüter Cornel Penu und Linkshänder Gheorghe Gruia) nach zweimaliger Verlängerung mit 12:13 verlorenging, wegen einer schweren Muskelverletzung zuschauen. Vier Jahre später bei der WM in der DDR sprang ebenfalls der Vize-WM-Titel heraus, nämlich am 10. März 1974 in der Werner-Seelenbinder-Halle in (Ost-) Berlin (heute Velodrom). Der Gegner beim 12:14 (8:7) hieß wiederum Rumänien (diesmal unter anderem mit Stefan Birtalan und Cristian Gatu). Bei dieser Heim-WM war Reiner Ganschow mit 25 Treffern sogar erfolgreichster Torschütze der DHV-Auswahl. 

Zu den weiteren Mannschaftskameraden von Reiner Ganschow im DDR-Team gehörten damals unter anderem Wolfgang Lakenmacher als Kapitän, Torhüter Wieland Schmidt und sein Rostocker Mannschaftskollege Wolfgang Böhme. Bei der olympischen Premiere des Hallenhandballs 1972 in München war Reiner Ganschow ebenfalls für die DDR dabei und belegte Rang vier. Der Gegner um Bronze beim 16:19 (8:11) hieß auch hier: Rumänien (unter anderem mit Werner Stöckl und mit Simon Schobel, dem späteren DHB-Bundestrainer).  

Nach Beendigung seiner aktiven Laufbahn fungierte der Diplom-Sportlehrer Reiner Ganschow auch als Trainer der Nationalmannschaften von Algerien und Tunesien. Von 1985 bis 1989 trainierte er den SC Empor Rostock und wurde 1986 und 1987 DDR-Meister sowie von 1985 bis 1989 fünfmal in Folge DDR-Pokalsieger (im sogenannten FDGB-Pokal). 

Nach der Maueröffnung zog es Reiner Ganschow in den 1990er Jahren in die Schweiz, wo er Grashoppers Zürich und Kadetten Schaffhausen trainierte und als Sportlehrer in Effretikon und in Schaffhausen beschäftigt war. Seine beiden Söhne haben Vater Ganschow inzwischen im Handball nachgeeifert: Der sechsmalige DHB-Nationalspieler Ulf (geboren 1975) wurde mit dem TBV Lemgo Deutscher Meister, DHB-Pokalsieger und gewann den Europapokal der Pokalsieger, während Heiko (geboren 1968) für den SC Empor Rostock in der Bundesliga spielte und später beim Doberaner SV im Einsatz war – beide als Rechtshänder hauptsächlich auf Linksaußen. 

Anlässlich des 80. Geburtstages von Reiner Ganschow wird sich viel Handball-Prominenz in Rostock zum Gratulieren einfinden – der erste ist schon da. „Reiner war ein herausragender Handballer mit vielseitigem technisch-taktischen Repertoire im Rückraum. Wir treffen uns einmal monatlich mit den alten Rostocker Handballern zum Eisbeinessen im ´Stralsunder´. Ich wünsche Reiner alles Gute für das neue Lebensjahrzehnt“, gratuliert Rostocks damaliger Mannschaftskapitän und Nationalmannschaftskamerad Klaus Langhoff, selbst 1963 Feldhandball-Weltmeister und als Co-Trainer 1980 Olympiasieger mit der DDR sowie später über zwei Jahrzehnte als verantwortlicher Nachwuchstrainer im Deutschen Handballbund (DHB) bis 2005 tätig. Beide sind übrigens „ewige“ Vize-Weltmeister in einer Sportart, die es heute nicht mehr gibt – nämlich seit der 7. und letzten WM im Feldhandball 1966 in Linz (Österreich) und zusammen mit dem damals überragenden Rostocker Torhüter Klaus „Jimmy“ Prüsse. 

(Prof. Dr. Detlef Kuhlmann) 

Foto: IMAGO/Sven Simon