Viel Lob trotz großer Enttäuschung
Bundestrainer Henk Groener. - Foto: Marco Wolf
15.12.2019 A-Frauen

Viel Lob trotz großer Enttäuschung

Bundestrainer Henk Groener und DHB-Präsident Andreas Michelmann ziehen ihre Bilanz der Frauen-Weltmeisterschaft in Japan

Am Sonntag ging es für die deutsche Frauen-Nationalmannschaft aus Kumamoto via Tokio wieder nach Hause – die Weltmeisterschaft in Japan ist Geschichte. Das große Ziel - das Ticket für die Olympia-Qualifikation im März - wurde durch die finale Niederlage im Platzierungsspiel gegen Schweden verpasst, Deutschland beendete die Weltmeisterschaft als Achter. Trotz aller Enttäuschung ziehen Bundestrainer Henk Groener und DHB-Präsident Andreas Michelmann ein positives Fazit der drei Wochen in Japan.

„Die WM ist für uns über weite Strecken sehr gut gelaufen, wir haben uns mit drei Punkten für die Hauptrunde qualifiziert. Nach dem Sieg gegen die Niederlande in der Hauptrunde haben wir gegen Serbien nicht mehr das gebracht, was wir vorher gebracht haben. Wir haben nicht gewonnen, mit einem Remis wären wir im Halbfinale gewesen“, sagte Groener vor der Heimreise und ergänzt: „Als Fazit lässt sich sagen, dass wir sehr viele sehr gute Spiele gemacht haben. Mit Ausnahme von Australien hatten wir nur Endspiele. Nach acht Partien in 14 Tagen waren wir im letzten Spiel gegen Schweden nicht mehr in der Lage, Widerstand zu leisten. Das ist mir noch ein Rätsel. Wir werden aufarbeiten, wie das passieren konnten, dass wir nach einer guten Start-Viertelstunde das Spiel nie mehr in den Griff bekamen. Das hatte mit Sicherheit mit der Belastung aus den Spielen zuvor zu tun.“

Bereits in Japan gab es eine längere Besprechung, um eine erste Analyse zu starten. Generell hadert Groener nur mit dem letzten Eindruck, den die Mannschaft hinterlassen hat, ansonsten verteilt der Niederländer nach vier Siegen, einem Remis und vier Niederlagen viel Lob: „Wir haben die meisten Spiele bravourös gespielt. Wie gegen Dänemark wo wir erstmals seit 19 Jahren wieder gewinnen konnten oder gegen Korea, als wir einen Vier-Tore-Rückstand ausglichen. Leider ist mit dem letzten Spiel eine große Enttäuschung aufgetreten, was so hätte nicht kommen dürfen. Das trübt den ganzen Rückblick, denn ansonsten haben wir ein sehr gutes Turnier gespielt und besser gespielt, als wir es uns vielleicht selbst zugetraut hätten.“ Besonders lobt Groener den leidenschaftlichen Einsatz, die Entschlossenheit und die Fokussierung der Spielerinnen: „Mit dem Schritt nach vorne können wir zufrieden sein, wir haben viele gute Sachen gezeigt. Aber wir sind noch nicht da, wo wir hinwollen.“

In der Heimat wird Groener die WM nochmals intensiv analysieren und die Ergebnisse mit den Spielerinnen besprechen: „Ich werde mir alle Spiele nochmal in Ruhe anschauen. Im Januar werde ich in Einzelgesprächen mit allen Spielerinnen das Turnier und die individuellen Leistungen aufarbeiten. Dann werden wir uns auf die EM-Qualifikation gegen Slowenien einstellen.“

Acht WM-Debütantinnen standen im deutschen Kader – auch deren Entwicklung sieht der Bundestrainer positiv: „Das war über weite Strecken ok, aber man hat gesehen, dass diese Belastung für die eine oder andere nicht so einfach war. Das Niveau bei einer WM ist eben schon ein anderes als sie es aus der Liga kennen. Aber generell haben sich die WM-Debütantinnen gut ins Mannschaftsgefüge integriert. Es ist eine unerfahrene Mannschaft, aber wir haben das als Mannschaft gut hinbekommen – nur leider unser Ziel verfehlt.“

Der DHB-Präsident Andreas Michelmann zieht seine Bilanz ebenfalls auf unterschiedlichen Ebenen: „Nüchtern betrachtet haben wir das Ziel – das Erreichen des Olympia-Qualifikationsturniers – nicht erreicht. Mit etwas Abstand sollte man dennoch die gesamte Weltmeisterschaft betrachten“, sagt Michelmann, der während der gesamten WM in Japan vor Ort war – und geht ins Detail: „Wir hatten eine der stärksten Vor- und Hauptrundengruppen, die Deutschland jemals spielen musste. Von acht Partien haben wir siebenmal gegen Mannschaften gespielt, die früher vor uns gestanden haben und mussten siebenmal an die Grenzen und darüber hinaus gehen. Sechsmal haben wir das sehr gut gemacht, nur leider nicht im letzten, alles entscheidenden Spiel.“

Der DHB-Präsident sieht trotz der verpassten Qualifikationsturniers die positiven Dinge: „Im Vergleich zur WM 2015 und der WM 2017 war das eine klare Steigerung vom spielerischen Format, vom Miteinander in der Mannschaft und auch vom Resultat. Wir machen Fortschritte. Aber diese Fortschritte dauern länger, als wir das vielleicht geglaubt haben, als wir kurz vor dem Halbfinale standen.“

Ein Lob gab es von Bundestrainer Henk Groener auch für die WM-Gastgeber: „Japan ist ein sehr gut organisiertes Land, die Menschen sind alle sehr freundlich, hilfsbereit und zuvorkommend. Das hat uns sehr gut gefallen. Nicht ganz so optimal war die erste Woche mit langen Fahrten zum Training und zu den Spielen. Ansonsten war das ein gut organisiertes Turnier. Vom Land und von der Kultur Japans haben wir nicht viel gesehen außer der Innenstadt von Kumamoto.“

(BP)

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