U19 vor dem WM-Finale: „Nochmal richtig einen raushauen“
Alle Augen auf Skopje: Acht Jahre nach dem letzten WM-Titel einer deutschen Handball-Nachwuchsmannschaft greift die U19 des Deutschen Handballbunds am heutigen Sonntag wieder nach der Krone bei einer Weltmeisterschaft. Gegner um 18 Uhr in der Boris-Trajkovski-Arena ist die Mannschaft von Ägypten, die sich sensationell bis ins Endspiel vorbearbeitet hat. Der Livestream des Finales ist unter dhb.de/livestreams zu sehen.
Vielleicht gibt es einige gute Omen heute: Zwei, die 2011 bei der U21-Weltmeisterschaft in Griechenland entscheidend am letzten Titel beteiligt waren, sind beim Finale in der Halle: Christian Dissinger von Vardar Skopje, seinerzeit MVP des Turniers, sowie Martin Heuberger, der die deutsche U21 2009 und 2011 zu den beiden einzigen WM-Titeln im männlichen Nachwuchsbereich führte. Ein weiteres gutes Omen: Den einzigen WM-Titel einer weiblichen Nachwuchsmannschaft des Deutschen Handballbunds gab es 2008 durch die U20 ausgerechnet in Mazedonien. Und auch das letzte WM-Finale mit Beteiligung einer deutschen Nachwuchsmannschaft war in Skopje: 2014 verlor die weibliche U18 mit Emily Bölk das Endspiel allerdings gegen Rumänien.
Der Weg beider aktuellen U19-Finalisten ins Endspiel verlief ähnlich: Wie Deutschland (gegen Portugal) verlor Ägypten eine Vorrundenpartie (24:28 gegen Frankreich), setzte sich dann aber souverän im Achtelfinale gegen Slowenien (30:23), im Viertelfinale gegen Island (35:31) und schließlich im Halbfinale der Überraschungsmannschaften gegen Portugal (41:36) durch. Schon der Halbfinaleinzug war der bislang größte Erfolg einer ägyptischen U19-Mannschaft bei einer WM, die bislang beste Platzierung war ein fünfter Rang. Vor drei Wochen gewann Ägypten Bronze bei der U21-Weltmeisterschaft in Spanien. Auch Deutschland steht erstmals in einem U19-WM-Finale, 2013 gewann die DHB-Auswahl um Paul Drux und Fabian Wiede WM-Bronze in Ungarn.
Deutschland hat bei der aktuellen WM die vergangenen sieben Spiele in Serie gewonnen, inklusive der souveränen Vorstellungen in den K.o.-Spielen gegen Argentinien (Achtelfinale/31:23), Ungarn (Viertelfinale/26:1) und Dänemark (Halbfinale/31:23).
Im Finale stehen sich der beste Angriff der WM und die beste Abwehr gegenüber: Ägypten erzielte bislang im Schnitt 34,50 Treffer (Deutschland 29,50), dafür kassierte die DHB-Auswahl nur durchschnittlich 22,13 Gegentore in den bisherigen acht Partien, Ägypten 26,25. In der Angriffseffektivität liegen beide Teams fast gleichauf mit 68,8 Prozent (Deutschland) und 67,8 Prozent (Ägypten) auf den Plätzen zwei und drei. Ganz oben liegen die Nordafrikaner in der Anzahl der Angriffsversuche mit 50,88 pro Spiel, die deutsche Mannschaft bringt es nur auf durchschnittlich 42,88 in 60 Minuten.
Für Bundestrainer Erik Wudtk ist vor allem eines entscheidend: die Abwehrstärke. „Ägypten spielt einen ganz anderen Handball als wir, voll auf Angriff. Bei uns steht die Defensive im Fokus, also stehen die Chancen 50:50. Wenn wir in der Abwehr wie gegen Dänemark rennen, rennen und rennen haben wir gute Chancen. Aber das Finale ist ein ganz neues Spiel, jetzt fehlt noch ein Schritt.“
Bester WM-Werfer der Ägypter ist Ahmed Heshan Elsayed mit 40 Treffern auf Rang acht der Torschützenliste, aus Deutschland findet sich kein Spieler vor dem Finale unter den Top 35. Alexander Reimann und Jaris Tobeler liegen gleichauf mit 25 Toren, gefolgt von Veit Mävers (24) sowie Merlin Fuß und Julian Köster (beide 22) - ein klarer Indiz, dass die DHB-Auswahl von allen Positionen gefährlich ist. Was die Torwartstatistiken betrifft, liegen beide Finalisten an der Spitze je eines Rankings: Lukas Diedrich vom SC Magdeburg weist die beste Quote aller WM-Torhüter mit 39 Prozent gehaltener Bälle auf, der Ägypter Abdelraman Mohamed Homayed liegt mit 73 Paraden an der Spitze der gehaltenen Würfe.
DHB-Delegationsleiter und Talentcoach Carsten Klavehn hat den deutschen Finalgegner genau unter die Lupe genommen, seine Erkenntnis: „Ägypten ist sehr konterstark, verfügt aber auch über eine sehr robuste Defensive, gute Rückraumwerfer und tolle Torhüter. Um die zu schlagen, müssen wir nochmal richtig an unsere Grenzen gehen.“ Spielmacher Veit Mävers vom TSV Hannover-Burgdorf bringt es auf den Punkt: „Wir werden alles geben und nochmal richtig einen raushauen - denn jeder will Gold.“
Geleitet wird das Finale von den ungarischen Schiedsrichtern Biro/Kiss. Das Spiel um Platz drei steht derweil unter deutscher Leitung: Tanja Schilha und Maike Merz leiten die Partie Portugal gegen Dänemark um 15.30 Uhr.
(BP)