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20190109_Interview Nowak SichtungU17

09.01.2019

Wie lief die Sichtung für die aktuelle U17-Nationalmannschaft?
Maik Nowak: Die Spielerinnen befinden sich teilweise schon zwei Jahre in der Förderung, und wir haben zuletzt mit der Übernahme der Mannschaft ihr aktuelles Leistungsvermögen geprüft. Dazu hatten wir zunächst in Kienbaum und Naumburg Gelegenheit, und zuletzt konnten wir viele Spielerinnen des Jahrgangs 2003 beim Deutschland-Cup sehen. So gestaltet sich im Laufe der Zeit ein engerer Kader von rund 20 Spielerinnen und erweiterter Kreis von bis zu 50 Spielerinnen. Deren Potenzial und Entwicklung haben wir permanent im Blick.

Und wie wird aus so vielen Kandidatinnen schließlich eine Mannschaft?
Maik Nowak: Im Vordergrund steht zunächst die individuelle Entwicklung der Spielerinnen. Schließlich ist das Ziel, eine international vergleichbare A-Nationalspielerin zu werden. Was die Nominierungen in die Nachwuchsteams des DHB betrifft, so ist für uns wichtig, dass die Türen in beide Richtungen immer offen sind. Das haben wir den Spielerinnen, aber auch den Vereinstrainern und Landesverbänden kommuniziert. Im Nachwuchs generell, aber speziell bei jungen Damen, ist die Entwicklung nie linear zu sehen, sondern verläuft oft völlig unterschiedlich, was speziell in den extrem unterschiedlichen Verläufen der physisch-psycho-sozialen Komponenten begründet ist. Durch unsere Trainingskontrollmethoden sind wir jedoch sehr nah dran und können somit Schwankungen rechtzeitig erkennen und gegensteuern, wenn es nötig ist.

Wie sieht diese Trainingskontrolle aus?
Maik Nowak:
Die Spielerinnen dokumentieren in einer Datenbank, die der Deutsche Handballbund gemeinsam mit dem IAT in Leipzig entwickelte, alle Trainingseinheiten und Trainingsinhalte. So haben wir immer den Überblick, wer wie viel und welche Inhalte trainiert hat. Darüber hinaus erhalten die Spielerinnen in regelmäßigen Abständen speziell auf ihre Entwicklung aktualisierte Trainingsempfehlungen, die sie in den Heimvereinen und DHB-Stützpunkten umsetzen sollen. Ein ständig evaluierter individueller Entwicklungsplan ist dabei für alle Beteiligten eine richtungweisende Grundlage.

Nun steht der erste Lehrgang in diesem Jahr an – was werden außer dem Kennenlernen die Schwerpunkte sein?
Maik Nowak: Wir werden sehr viel in die individuell technisch-taktische Ausbildung investieren. Jetziger Schwerpunktaspekt ist die Abwehrarbeit, später kommen die übrigen Puzzleteile des modernen Handballspiels dazu.

Die aktuellen U17-Nationalspielerinnen treffen ab dem 11. Januar im schweizerischen Zug zweimal auf die Gastgeber, absolvieren dann ihre ersten Länderspiele im DHB-Trikot. Wie geht es dann bis zur EM im Sommer weiter?
Maik Nowak: Die Schweizer sind eine gute Standortbestimmung, schließlich wurde die Mannschaft 2018 Dritter beim Partille-Cup in Schweden. Das wird also ein erster, echter Gradmesser. Im März folgen noch drei Länderspiele gegen Frankreich im Rahmen des Deutsch-Französischen Jugendwerks, gefolgt von einem Kurzlehrgang Ende April/Anfang Mai. Nach den Finalrunden der Deutschen Jugendmeisterschaften folgt dann schon mit weiteren Lehrgängen die direkte Vorbereitung auf die U17-EM in Slowenien, die am 31. Juli beginnt.

Kann man mit Blick auf die EM schon etwas zu den ersten Zielen mit der neuen Nationalmannschaft sagen?
Maik Nowak: Oberstes Ziel ist die Entwicklung der einzelnen Spielerin. Was Platzierungen betrifft - da fehlen uns zu diesem frühen Zeitpunkt noch die internationalen Vergleichsmöglichkeiten, wir wissen nicht, wie stark die Konkurrenten sind. Ziel bei einem solchen Turnier ist grundsätzlich immer der Einzug in die Hauptrunde.

Es gab eine Änderung im Trainerstab, wie sieht die aus?
Maik Nowak: Zuzana Porvaznikova, die zuvor meine Co-Trainerin war, ist nun für die B-Jugend des DHB mitverantwortlich, neu bei der U17 ist Barbara Hetmanek, die ja schon zuvor Teil des DHB-Trainerstabs war.

Kann man generell schon in dieser Altersgruppe vorhersagen, wer einmal eine A-Nationalspielerin wird und wer nicht?
Maik Nowak: Wir machen ja für alle Spielerinnen schon frühzeitig Talentprognosen, da müsste Professor Dirk Büsch als unser Wissenschaftskoordinator in seine Datenbank schauen, wie viele davon korrekt waren. Positive Beispiele von vielen sind aktuell sicher Emily Bölk und Alicia Stolle, bei denen man die spätere Entwicklung schon ziemlich genau vorhersagen konnte. Aber generell ist das bei 15-, 16-Jährigen noch sehr früh. Wir begleiten sie gemeinsam mit ihren Vereinen auf ihrem Weg und versuchen, sie bestmöglich zu entwickeln, um ihnen damit die Chance auf eine Karriere als Bundesliga- und Nationalspielerin zu ermöglichen.

 Quelle: BP