20190104_Sebastan Heymann

07.01.2019

Auch den Sprung in den Erwachsenenbereich schaffte Heymann zuletzt problemlos. Schon seit 2016 steht er bei Frisch Auf Göppingen unter Vertrag, spätestens in dieser Saison schaffte der Rückraumspieler den absoluten Durchbruch in der DKB Handball-Bundesliga: 65 Tore und 36 Assists bis zur Winterpause sprechen eine deutliche Sprache. Bei der Kadernominierung für die Heim-WM schaffte es das Supertalent sogar in den erweiterten 28er Kader von A-Bundestrainer Christian Prokop.

Aber Heymann kennt auch die Schattenseiten, einige Verletzungen - Mittelfußbruch, Gehirnerschütterung und so weiter - warfen ihn zurück, aber der Rückraumspieler von Erstligist Frisch Auf Göppingen und der DHB-Junioren kam zurück.

Der Weg zum Handball war für Klein-Basti eher ein zufälliger: „Meine Kumpels haben mich damals mit zum Training genommen, und da bin bei TSB Horkheim und beim Handball geblieben.“

Mit seinem Heimatverein stieg der heute 1,98 Meter große Rückraumwerfer bis in die Jugend-Bundesliga und in die dritte Liga auf. 2016 unterschrieb er dann einen Vertrag in Göppingen, anfangs noch mit Zweitspielrecht für Horkheim. Sein Erstligadebüt gab Heymann gleich mit sechs Toren in 25 Minuten gegen GWD Minden. Und am Ende der Saison 2016/17 gewann er vor heimischer Kulisse den EHF-Pokal: „Das war unglaublich, denn sowohl im Halbfinale gegen Magdeburg als auch im Endspiel gegen Berlin waren wir die Außenseiter. Dieser Erfolg zeigt, was mit Teamgeist und einer sensationellen Unterstützung von den Rängen alles möglich ist.“

Im Sommer 2017 folgte seine erste Weltmeisterschaft - während seine Altersgenossen, mit denen er ein Jahr zuvor EM-Bronze gewonnen hatte, bei der U19-WM in Georgien aufliefen, stieg Heymann gleich zu den Junioren auf, wurde in Algerien nach einem starken Turnier Vierter. „Wir waren gegen den späteren Weltmeister Spanien im Halbfinale und gegen Frankreich im Bronzefinale auf Augenhöhe, leider hat es nicht für Edelmetall gereicht.“

Zwei Jahre zuvor war Frankreich schon einmal zu einem schlechten Omen für Heymann & Co. geworden. „Vielleicht ist das mein Angstgegner“, meint der 20-Jährige. Im EM-Halbfinale gab die DHB-U18 einen Neun-Tore-Vorsprung aus der Hand, verlor schließlich nach Verlängerung, sicherte sich dann aber Bronze gegen Slowenien. Anschließend wurde Heymann als bester Rückraum-Linker ins All-Star-Team berufen. „Das ist natürlich eine tolle Auszeichnung, aber die geht logischerweise auch ans Team, ohne die hätte ich das nicht geschafft.“ Generell sei dieser Jahrgang „unglaublich stark besetzt. Da werden viele ihren Weg gehen.“ Zum Elitekader zählt aus dieser Mannschaft unter anderem auch Lukas Stutzke (Bayer Dormagen).

In der Saison 2017/18 fiel Heymann dann wegen eines Mittelfußbruchs mehr als vier Monate lang aus, auch daher verzichtete der DHB nach Rücksprache mit Frisch Auf Göppingen auf eine Nominierung für die U20-EM in Kroatien im Sommer. Zu diesem Zeitpunkt hatte Heymann sein Abitur gerade in der Tasche - nun blickt er auch auf seine Zukunft neben dem Handball: „Ich muss sehen, ob ich ein Studium oder ein Fernstudium beginne. Gerade für diese Entscheidungen ist es gut, als Elitekaderspieler einen DHB-Mentor zu haben und zugleich auf die DOSB-Laufbahnberatung zurückgreifen zu können.“

Bereits während seiner Schulzeit hatte sich sein damaliger DHB-Mentor Jochen Beppler (heute Chef-Bundestrainer Nachwuchs) intensiv gekümmert: „Ich konnte während den Lehrgängen für Klausuren lernen, das war vom DHB alles mit der Schule organisiert worden. Mit ein bisschen Selbstdisziplin ist es machbar, Handball und Schule unter einen Hut zu bringen.“

Seit dem Jahr 2012 setzt der Deutsche Handballbund in seiner im internationalen Vergleich herausragenden Nachwuchsarbeit auf die Eliteförderung seiner besten Talente. Diese besondere Betreuung wirkt über die Zeit in den Nachwuchs-Nationalmannschaften hinaus und vereint in ihrem zugrunde liegende Konzept die sportliche, schulische, berufliche und universitäre Ausbildung. Die Eliteförderung ist ein Kooperationsprojekt mit den Vereinen der Handball Bundesliga Frauen und der DKB Handball-Bundesliga.

Früchte des Premiumproduktes in der Nachwuchsförderung sind bereits seit Jahren zu sehen. Im aktuellen Aufgebot der deutschen Männer-Nationalmannschaft von Bundestrainer Christian Prokop stehen mit Finn Lemke, Julius Kühn, Tim Suton, Jannik Kohlbacher und dem erstmals in den Kreis der A-Nationalmannschaft berufenen Franz Semper gleich fünf Spieler, die von der besonderen Betreuung profitiert haben. Mit Amelie Berger und Mia Zschocke feierten zudem zwei Spielerinnen des neuen Elitekaders vor wenigen Wochen gegen Olympiasieger Russland ihr A-Länderspieldebüt in der Frauen-Nationalmannschaft.

„Die Eliteförderung ist inzwischen das zentrale Bindeglied zwischen unseren Nachwuchs- und A-Nationalmannschaften. Viele Spielerinnen und Spieler, die jetzt in den A-Kadern stehen, haben die Eliteförderung durchlaufen“, sagt Beppler. „Das bestärkt uns darin, diesen Weg fortzuführen und weiterhin sehr viel Zeit und Energie in dieses Projekt zu investieren, damit wir auch zukünftig in der absoluten Weltspitze mitspielen können.“ 

Dorthin will auch Heymann so bald wie möglich vorstoßen. Momentan liegt sein Fokus auf dem Verein, langfristig träumt er natürlich davon, in der A-Nationalmannschaft zu spielen: „Wenn die Chance kommt, muss man alles dafür tun“, ist sein Motto. Seine Vorbilder, was einen fließenden Übergang aus dem Nachwuchs zu den Männern betrifft, sind aktuell Spieler wie Tim Suton, Franz Semper oder Marian Michalczyk: „Sie haben gezeigt, dass dieser Schritt möglich ist. Aber ich setze mich nicht unter Druck. Bei dem einen geht es schneller, bei dem anderen dauert es noch eben ein bisschen.“

Der Elitekader des Deutschen Handballbundes: 
Weiblich:
Amelie Berger (TSV Bayer 04 Leverkusen), Dana Bleckmann (BVB 09 Dortmund), Lena Degenhardt (TV Nellingen), Leonie Kockel (BVB 09 Dortmund), Maxi Mühlner (HSG Bad Wildungen Vipers), Letitia Quist (SG Kappelwindeck/Steinbach), Aimée von Pereira (TSV Bayer 04 Leverkusen), Sarah Wachter (TV Nellingen), Julia Weise (HC Leipzig), Mia Zschocke (TSV Bayer 04 Leverkusen)

Männlich:
Sebastian Heymann (FA Göppingen), Johannes Jepsen (SG Flensburg-Handewitt), Juri Knorr (FC Barcelona), Nils Lichtlein (Füchse Berlin), Gregor Remke (SC DHfK Leipzig), Lukas Stutzke (TSV Bayer Dormagen)