Es braucht mehr als „nur“ die Spieler: Baunatals medizinische Abteilung im Fokus
Es braucht mehr als „nur“ die Spieler: Baunatals medizinische Abteilung im Fokus
Mit 32:6 Punkten führt der GSV Eintracht Baunatal die Tabelle der 3. Liga Ost an. Doch die richtige Einstellung und der gekonnte Umgang mit dem Ball allein sind kein Garant für den Erfolg. Damit auch in der Rückrunde alles rund läuft und die Spieler bis zuletzt möglichst schmerzfrei aus dem Vollen schöpfen können, spielt auch das Team hinter dem Team eine wichtige Rolle. Dazu gehören auch Dr. Hans Günter Schafdecker (Mannschaftsarzt), Oskar Reckerziegel (Physiotherapeut) und Natalie Mania (Physiotherapeutin), die die wichtige medizinische Abteilung bilden. Im Folgenden rücken diese drei Personen selbst einmal in den Mittelpunkt und kommen zu Wort. Auch in sportlicher Hinsicht gibt die medizinische Abteilung eine Prognose ab.
Worauf ist bei Handballern im Bezug auf die körperliche Verfassung besonders zu achten?
Dr. Hans Günter Schafdecker (Mannschaftsarzt): „Wie bei allen Leistungssportlern sollten Handballer über eine ausreichende allgemeine Fitness im Sinne der Grundlagenausdauer und Schnelligkeit verfügen. Außerdem ist eine spezielle Sportart-spezifische Fitness notwendig, die den Anforderungen des Handballs gerecht wird. Dies betrifft den Bewegungsapparat gleichermaßen wie das Herz-Kreislauf-System.“
Natalie Mania (Physiotherapeutin): „Handballer sind anfällig im Bereich der Finger und Hände sowie der Schulter- und Fußgelenke. Deshalb ist besonders in diesen Bereichen auf die muskuläre Stabilisation zu achten. Ein weiterer Aspekt zur Sicherung der Gelenke, insbesondere der Finger und Füße, sind Tapeverbände.“
Nach der Saison ist vor der Saison. Und der erste Schritt in eine erfolgreiche Spielzeit liegt in der richtigen Vorbereitung.
Dr. Schafdecker: „Zunächst schaffen wir eine Grundlagenausdauer durch ein Ausdauertraining, später im Sinne eines Intervalltrainings. Dazu kommt muskuläres Aufbautraining an Geräten und mit Freihanteln. Ebenso ein spezielles koordinatives Training, welches auf die speziellen Anforderungen beim Handball abgestimmt ist, beispielsweise das Training auf instabilen Ebenen.“
Oskar Reckerziegel (Physiotherapeut): „Wichtig sind außerdem genügend Ruhepausen. Auch die Ernährung und die Freizeitgestaltung spielen eine wichtige Rolle. Jeder Spieler sollte wissen, wie er mit seinen Körper verfährt.“
Der Löwenanteil der medizinischen Betreuung findet natürlich während der Saison statt.
Dr. Schafdecker: „Während der Saison besteht die ärztliche Tätigkeit vor allem in der Behandlung von Verletzungen oder so genannten sekundären Sportschäden. Es findet aber auch ein Austausch mit dem Trainer sowie den Physiotherapeuten statt, wie der Belastungsaufbau im konkreten Fall aussehen sollte und ab wann wieder volle Spielfähigkeit besteht, ohne den Spieler zu gefährden. Natürlich auch die Erstversorgung von Verletzungen und die Beurteilung ob der Spieler weiter am Training bzw. Spiel teilnehmen kann.“
Mania: „Vor den Trainingseinheiten steht in erster Linie die Versorgung mit Tapeverbänden im Vordergrund. Außerdem sind wir während der Trainingseinheiten in der Halle, um bei Verletzungen reagieren zu können. Vor Spielen gehören vereinzelt Lockerungen und Massagen zur Aufwärmphase dazu.“
Wie ist das Verhältnis zu den Baunataler Handballern?
Reckerziegel: „Ich denke, es ist ein sehr gutes. Die Tatsache, dass nicht nur die Handballer der ersten Männermannschaft von uns betreut werden, sondern auch Teams des Jugend- und Frauenbereichs, zeigt, dass sie sich gut aufgehoben wissen.“
Dr. Schafdecker: „Als Arzt kann ich mir kaum ein besseres Verhältnis vorstellen, denn die Zusammenarbeit klappt wunderbar. Die Spieler vertrauen ärztlichen Diagnosen und verhalten sich nach Verletzungen vorbildlich. Die Zusammenarbeit zwischen der medizinischen Abteilung, dem Trainer und dem Betreuerteam sowie der Vereinsführung ist wirklich sehr gut und dient immer dem Interesse des ganzen Teams.“
Mania: „Als einzige Frau im Team muss ich da ab und an mal die Fäuste fliegen lassen oder bei Massagen den Muskel mal härter ran nehmen (lacht). Nein, Spaß bei Seite, im Team herrscht prinzipiell eine gute Stimmung. Ich glaube, das ist auch ein Teil unseres Erfolges. Nur wer einen guten Teamgeist hat, kann erfolgreich spielen.“
Stichwort „erfolgreich“, was ist mit der bisher von Verletzungspech größtenteils verschonten Truppe für den Rest der Saison noch möglich?
Mania: „Ich denke, dass wir die guten Leistungen der Hinrunde bestätigen können. Wir denken aber von Spiel zu Spiel. So haben wir es auch in der Hinrunde gehalten und so schlecht ist es nicht gelaufen. Was am Ende rauskommt, wird man sehen. Wir werden jedenfalls gemeinsam alles geben!“
Dr. Schafdecker: „Einfach alles! Mehr kann ich dazu nicht sagen. Ich hoffe, dass wir weiter von schweren Verletzungen verschont bleiben, dann ist wirklich alles möglich!!!“
Reckerziegel: „Viel, sehr viel sogar. Ich bin seit über 20 Jahren im Sportphysiobereich tätig. Eine solche Freude und Begeisterung am Sport habe ich selten gesehen. Hier zählt die Mannschaft und nicht der einzelne Spieler. Das Gesamtpaket ist hier der Garant für eine erfolgreiche Saison. Dazu zählen auch Betreuer und die medizinische Abteilung. Sollten wir von schwereren Verletzungen verschont bleiben, ist alles möglich. Ich halte es wie der Trainer, von Spiel zu Spiel schauen. Am Ende wird abgerechnet!“