HCOB-Handballer siegen nach Fünf-Tore-Rückstand
HCOB-Handballer siegen nach Fünf-Tore-Rückstand
Es war ein Handball-Krimi mit Happy End für den HC Oppenweiler/Backnang. Beim 29:28-Heimsieg gegen die TSG Haßloch holte der Drittligist einen Fünf-Tore-Rückstand auf. Philipp Maurer erzielte in einer nervenaufreibenden Schlussphase 15 Sekunden vor dem Spielende das entscheidende Kontertor.
In der ersten Phase der Begegnung zog die TSG Haßloch ein beeindruckendes Offensivspiel auf. Die Rückraumspieler Peter Masica und Ales Muhovec trafen nach Belieben, auch Flügelspieler Florian Kern überzeugte durch eine hervorragende Wurfquote. Die Abwehr der Gastgeber fand kein Mittel, war praktisch immer einen Schritt zu spät.
Der HCOB gestaltete die Begegnung zunächst noch ausgeglichen, weil er selbst regelmäßig traf, vor allem über Rückraumspieler Ruben Sigle und Kreisläufer Chris Hellerich. Als die Hausherren aber erste Fehlwürfe hatten und sich der eine oder andere technische Fehler einschlich, zog Haßloch schnurstracks davon, führte nach einer Viertelstunde mit 13:8.
Glanztaten von Torwart Sven Grathwohl gaben den Gastgebern Auftrieb, die Mannschaft von Trainer Matthias Heineke kämpfte sich ins Spiel zurück. Chris Hellerich, Jonas Frank und Tom Kuhnle erzielten drei Treffer in Serie, 13:14, das ließ Hoffnung aufkommen. Die TSG setzte sich bis zur Pause zwar wieder auf 15:18 ab, und doch war zu spüren: Da lag noch was drin.
Nach dem Seitenwechsel entwickelte sich die Begegnung zu einem zähen Ringen. Ständige Unterbrechungen sorgten dafür, dass sich die Partie zog. Die Gastgeber kämpften verbissen um den Anschluss, sie kamen immer wieder auf ein Tor heran (18:19, 19:20, 20:21, 21:22), die Haßlocher fanden aber immer wieder Mittel und Wege, um die Führung zu verteidigen.
Immer öfter rückten in dieser Phase die Torhüter in den Mittelpunkt. TSG-Keeper Daniel Schlingmann machte einige Großchancen zunichte, auch Sven Grathwohl war auf der Hut. Nach 45 Minuten hatte der HCOB das erste Etappenziel seiner Aufholjagd erreicht. Philipp Maurer verwandelt einen Siebenmeter zum 23:23, der erste Ausgleich nach dem 3:3.
Haßloch ging noch zweimal in Führung, der HCOB glich postwendend aus. Dann traf Peter Masica beim Konter nur den Pfosten, ein ganz entscheidender Moment, denn auf der Gegenseite gelang Ruben Sigle die erste Führung für die Hausherren. Jonas Frank legte mit einem sehenswerten Wurf nach. 27:25, die Partie war gedreht, zumindest fürs Erste.
Die Pfälzer gaben nicht auf, Masica erzielte den Anschlusstreffer, Elvijs Borodovskis den Ausgleich (27:27, 55. Minute). Die Partie war an Spannung nicht zu überbieten. Ein Treffer von Jonas Frank zählte nicht; das war bitter, denn nach dem Freiwurf zielte Ruben Sigle drüber. Dafür hielt die Abwehr, eroberte den Ball. Chris Hellerich ging zum Konter, 28:27. Philipp Maurer versäumte, per Siebenmeter nachzulegen. Er scheiterte am eingewechselten Iljan Eigenmann. Auf der Gegenseite traf Kevin Seelos trotz Unterzahl zum Ausgleich.
HCOB-Trainer Matthias Heineke nahm 90 Sekunden vor dem Ende eine Auszeit, wollte Kapital aus der Überzahl schlagen. Das misslang: Benjamin Röhrle stieg hoch, hätte vielleicht auch abziehen können, wollte aber zum besser positionierten Mitspieler passen, der Ball ging aber ins Aus. Ballbesitz für die Gäste, Haßloch hatte es in der Schlussminute in der Hand.
Aber die TSG-Handballer spielten ohne Zug zum Tor, wollten vielleicht zu viel Zeit von der Uhr nehmen. Die HCOB-Handballer lauerten auf ein Missgeschick und eroberten den Ball. Philipp Maurer ging zum Konter und verwandelte eiskalt. Das 29:28, 15 Sekunden vor dem Ende, es hielt niemanden mehr auf den Sitzen.
Haßloch warf alles nach vorn, nun ging es schnell. Kevin Seelos setzte sich durch, traf, aber ein Pfiff trübte die Freude der Gäste: der Angreifer hatte einen Schrittfehler begangen. Der Treffer zählte nicht, es gab nur einen letzten Freiwurf. Den warf Elvijs Borodovskis in die Mauer, es blieb beim knappen Sieg. Die Gastgeber durften sich zur Ehrenrunde aufmachen.
HCOB-Trainer Matthias Heineke: „Wir hatten zu Beginn Probleme, jeder Wurf war ein Treffer, Haßloch hat hier eine sehr gute Qualität und es war schwer, dagegen anzukämpfen. Wir haben uns dann aber in die Partie gebissen und es geschafft, den Rückstand bis zur Pause einzudämmen und uns so eine Chance für die zweite Halbzeit zu erhalten. In der haben wir uns deutlich gesteigert, und so war der eine Punkt am Ende auf jeden Fall verdient, der zweite vielleicht ein wenig glücklich.“ TSG-Trainer Tobias Job: „Für uns ist das wirklich sehr bitter. Man hat gesehen, dass man sich auf zwei Personen besser nicht verlassen sollte. Knackpunkt war vielleicht der Moment, als wir beim 25:25 den Konter nicht genutzt haben, und so war der HC Oppenweiler/Backnang am Ende der Glücklichere.“ HC Oppenweiler/Backnang: Thomas Fink, Sven Grathwohl (Tor), Florian Frank (n.e.), Jonas Frank (4), Chris Hellerich (4), Lukas Köder (1), Tom Kuhnle (2), Philipp Maurer (4/2), Benjamin Röhrle (3/1), Florian Schöbinger (5), Philipp Schöbinger (1), Ruben Sigle (5), Niklas Hug (1). – Trainer: Matthias Heineke.
TSG Haßloch: Daniel Schlingmann, Iljan Eigenmann, Felix Müller (Tor), Elvijs Borodovskis (4), Peter Masica (5), Sebastian Schubert, Florian Kern (6), Maximilian Zech, Ales Muhovec (5), Kevin Seelos (5/1), Andreas Zellmer, Dennis Gregori, Dominic Hartstern (2), Rico Wilde. – Trainer: Tobias Job.
Schiedsrichter: Florian Reuther (Idstein) und Michael Tobiasch (Idstein).
Zuschauer: 600.
Siebenmeter: 3/5 : 1/1 (Röhrle wirft an die Latte, Maurer scheitert an Eigenmann).
Zeitstrafen: 4:8 Minuten (Köder, Sigle – Muhovec/zweimal, Masica, Schubert).
Spielverlauf: 5:6, 8:13, 13:14, 15:18 – 19:21, 23:23, 27:25, 28:28, 29:28.
Analyse: Wieder sitzt ein Konter in den Schlusssekunden
Im Frühjahr hatte der HC Oppenweiler/Backnang gegen die TSG Haßloch durch einen Kontertreffer in allerletzter Sekunde ein Remis gerettet, nun wiederholte sich die Geschichte, wieder war ein Gegenstoß kurz vor dem Ende entscheidend.
Tobias Hold, der Ausgleichs-Torschütze im April, war dieses Mal nicht dabei, er lag krank im Bett. Stattdessen avancierte Philipp Maurer zum nervenstarken Chancenverwerter. Und das zeigte wieder einmal, wie schnell es gehen kann: Kurz zuvor hatte er noch einen Siebenmeter vergeben, wäre es schief gelaufen, wäre das mit entscheidend gewesen. So interessiertes es niemanden mehr. Zum Spieler des Tages wurde Ruben Sigle gekürzt. Erstens, weil er gut gespielt hatte, und zweitens, weil er just am Samstag Geburtstag feierte. Die Zuschauer in der Gemeindehalle gratulierten per gemeinsam vorgetragenen Geburtstagslied.
TSG-Trainer Tobias Job war tief enttäuscht und ärgerte sich über das wegen eines Schrittfehlers nicht mehr anerkannte Tor von Kevin Seelos. Er sagte: „Für uns ist das wirklich sehr bitter. Man hat gesehen, dass man sich auf zwei Personen besser nicht verlassen sollte.“ Entscheidungen in den allerletzten Zügen tun eben besonders weh, wenn sie zu den eigenen Ungunsten ausfallen. Allerdings hatte sein Team in der zweiten Halbzeit und im Speziellen in der Schlussviertelstunde nicht mehr die Entschlossenheit an den Tag gelegt, wie es die Einheimischen taten, und vom Glück verfolgt waren sie eben auch nicht, Job nannte exemplarisch den vergebenen Konter beim 25:25, „ein Knackpunkt“.
HCOB-Trainer Matthias Heineke lobte sein Team für den Kampfgeist, freute sich über die tolle Rückendeckung von den Rängen und anerkannte auch die gute Leistung der Haßlocher, „die eine sehr gute Qualität bei den Rückraumwürfen hatten, gegen die es schwer war, dagegen anzukämpfen.“ Es sei wichtig gewesen, nicht den Anschluss zu verlieren, zur Pause halbwegs in Reichweite zu liegen. „Wir haben uns in die Partie gebissen und in der zweiten Halbzeit deutlich gesteigert.“ Und er meinte auch: „Der eine Punkt am Ende war auf jeden Fall verdient, der zweite vielleicht ein wenig glücklich.“