Jennifer Ulrich: Handball-Star im TV-Film „Toleranz“
Jennifer Ulrich: Handball-Star im TV-Film „Toleranz“
Bei Tellux-Film werden dieser Tage die Dreharbeiten für den TV-Streifen „Toleranz“ beendet, in dem unsere Sportart eine zentrale Rolle spielt. Worum geht`s? Der junge Handball-Star Karo Benzko, dargestellt von Jennifer Ulrich, soll ins Nationalteam berufen werden. Da wird bekannt, dass sie mit einem jungen Mann liiert ist (gespielt von Martin Laue), der der Neonazi-Szene angehört. Einfühlsam und eindringlich wird aufgezeigt, zu welchen Konflikten das führt - bei Karo, in ihrer Familie, in ihrem Team, im Verein und bei den Sponsoren.
Das Drehbuch hat Hans-Ullrich Krause geschrieben, gemeinsam mit dem angesehenen Regisseur Marc-Andreas Bochert, einem früheren Hockey-Spieler. Ebenso renommiert ist Chef-Kameramann Andreas Höfer. Den Part der Handballerinnen übernahmen Schauspielerinnen und Komparsen. Unter anderen Damen vom Drittligisten MTV Altlandsberg, wo vor den Dreharbeiten Darsteller wie Frank Jacobsen, Melissa Anna Schmidt oder Zübbeyde Bulut zu Gast waren, um sich auf ihre mental Rollen einzustellen. Auch mit Personal-Trainer Denis Niehusen, zuletzt für die Männer des BTV 1850 Berlin tätig, wurde gearbeitet, um die Handball-Szenen so realistisch wie möglich hinzubekommen. „Toleranz“ soll dann im November im Rahmen einer Themenwoche der ARD gezeigt werden.
Mit der vielseitigen Berlinerin Jennifer Ulrich, alias Karo, führten wir folgendes Interview. Natürlich über den Handball, aber auch über vieles andere mehr…
Wann sind Sie erstmals mit dem Handball in Berührung gekommen?
Jennifer Ulrich: Ich habe früher zur Schulzeit für etwa ein Jahr Handball im Verein gespielt. Unser Sportlehrer war ziemlich Handball begeistert, er hatte bereits meinen Stiefvater zu seiner Schulzeit trainiert. Und da ich immer Spaß an Mannschaftssport und Ballsportarten hatte, hab` ich dann mit dem Handball angefangen. Ich glaube da war ich etwa 14 Jahre alt.
Was ist für Sie schwieriger beim Dreh: Die ungewohnte sportliche Anforderung zu meistern oder das diffizile politische Thema dieses Films umzusetzen?
Jennifer Ullrich: Ich finde genau die Mischung von beidem besonders spannend. Einerseits ist dieser Film eine echte sportliche Herausforderung für mich. Ich habe vor dem Drehstart soviel wie möglich trainiert mit meinem Trainer Denis Niehusen. Bei nur vier Wochen Vorbereitungszeit, um eine Profi-Handballerin zu mimen, musste ich da echt Gas geben, schnell mit dem Sport eins zu werden. Das war sicher nicht einfach, hat aber meinen Ehrgeiz geweckt und auch viel Spaß gemacht. Andererseits beschäftigen wir uns im Film mit einem sehr heiklen und polarisierenden Thema. Da kann schon ein Satz, eine Geste, die Stimmung des ganzen Filmes in eine andere Richtung lenken oder kippen lassen. Man muss also sehr genau und konzentriert arbeiten und jede Handlung sehr genau beobachten und hinterfragen. Diese Mischung aus physischer und geistiger Herausforderung macht für mich einen ganz besonderen Reiz aus.
Was schätzen Sie an Ihrem Regisseur Marc-Andreas Bochert, der ja mit seiner Nominierung für einen Oscar in der Rubrik Kurzfilme schon 2010 sozusagen den Ritterschlag seiner Branche erhielt?
Jennifer Ulrich: Ich schätze an Marc-Andreas, dass er immer die Ruhe bewahrt und immer ein offenes Ohr hat für alle Ideen, Gedanken und Probleme, die beim Arbeiten auftreten. Er hört sich alles sehr genau an, lässt sich auch gern mal vom Gegenteil überzeugen und verliert dabei nie den Überblick über die Bedeutung fürs Große Ganze. Er ist sehr ehrlich und lässt sich gern von der Spielfreude anderer mitreißen.
Welcher Ihrer bisherigen Filme ist Ihnen besonders ans Herz gewachsen? Und warum…
Jennifer Ulrich: Für meine Karriere am bedeutendsten war sicherlich DIE WELLE. Daher hab` ich natürlich auch zu diesem Film ein besonderes Verhältnis. Das war ein fantastischer Dreh, ein toller Sommer, an den ich mich sehr gern erinnere und der Film ist wirklich großartig geworden. Vor allem Teenager überall auf der Welt sehen diesen Film und beschäftigen sich mit dem Thema Autokratie. Das ist toll, wenn ein Film das schafft. Aber besonders ans Herz gewachsen ist mir vor allem auch der Film DIAZ. Eine italienische Produktion, bei der die schrecklichen Ereignisse des G-8-Gipfels in Genua 2001 im Fokus stehen. Diese Geschichte hat mich so tief berührt, mich wütend gemacht, meine Bild verändert und so vieles für mich in Frage gestellt. Abgesehen von der politischen Bedeutsamkeit dieses Filmes, ist es die Unmenschlichkeit, die Willkür von Menschen in Machtpositionen, die mir immer wieder die Luft raubt, wenn ich daran denke, was diesen Menschen da damals in Genua angetan wurde. An diesem Film hängt mein Herz und auch die Verantwortung, die Geschichte der Opfer endlich zu erzählen.
Wer war ihr bisheriger Lieblings-Filmpartner? Und warum…
Jennifer Ulrich: Puh, eine schwierige Frage, da gab es einige tolle Menschen mit denen ich schon arbeiten durfte. Aber spontan würde ich sagen, Jürgen Vogel. Ich mag einfach seine Energie. Mit ihm an der Seite erscheint immer alles etwas leichter. Er hat das große Talent, permanent Begeisterung und gute Laune zu versprühen. Alle Menschen um Jürgen haben immer ein kleines Lächeln auf dem Gesicht. Er ist ein toller Mensch mit einem großartigen Humor.
Mit welchem männlichen oder weiblichen Schauspieler-Kollegen würden Sie gerne mal drehen?
Jennifer Ulrich: Ich bin momentan ganz verliebt in Jennifer Lawrence. Tolle Schauspielerin mit einem super Humor. Mit ihr würde ich wahnsinnig gern arbeiten. Aber wenn ich ehrlich bin würde ich so gerne einen Film mit meinen besten Freundinnen drehen, die ja alle wundervolle Schauspielerinnen sind. Anna Maria Mühe, Alice Dwyer, Cristina do Rego, Julia Hartmann, Sarah Marecek. Wir wünschen uns schon lange, dass es mal einen Film über einen Haufen junger Frauen gibt, in dem wir gemeinsam die Hauptrollen spielen. Da hätten wir große Lust drauf.
Wann dürfen wir Sie mal zu einem Spiel in Altlandsberg begrüßen?
Jennifer Ulrich: Sobald der Dreh vorbei ist überlasse ich den Handball wieder den echten Profis und komme euch gern besuchen.