Erst Gruppensieg, dann ab in den Urlaub: Handballer wollen sich nach Mammut-Saison belohnen
Erst Gruppensieg, dann ab in den Urlaub: Handballer wollen sich nach Mammut-Saison belohnen
Den Atlantik vor Augen, den Urlaub in Reichweite - doch die deutschen Handballer müssen sich nach einer kräftezehrenden Saison mit bis zu 75 Pflichtspielen in nur zehn Monaten noch ein letztes Mal aufraffen. Was mit Olympia-Bronze in Rio begann, soll mit dem Gruppensieg in der EM-Qualifikation enden.
"Es wird eine große Willensleistung, die wir bringen müssen", sagte Bundestrainer Christian Prokop vor dem Quali-Endspurt mit den Spielen beim Gruppenzweiten Portugal am Mittwoch (20.30 Uhr/Sport1) und vier Tage später in Bremen gegen die Schweiz: "Aber die Mannschaft ist sehr ehrgeizig und will sich mit zwei Erfolgserlebnissen in den wohlverdienten Urlaub verabschieden."
Im portugiesischem Gondomar, nur 15 Kilometer von den malerischen Stadtstränden Portos entfernt, winkt dem Europameister vorzeitig Platz eins in der Gruppe. Schon ein Remis bei den überraschend starken Iberern (5:3 Punkte) reicht Kapitän Uwe Gensheimer und Co., um sich nach der bereits gesicherten Endrunden-Teilnahme eine optimale Ausgangsposition für die EM-Auslosung am 23. Juni zu verschaffen.
Doch einen Tag vor dem Spiel musste das deutsche Team die nächste bittere Nachricht verarbeiten. Keine 24 Stunden nach der Verletzung von Paul Drux, der sich am Montag mit einem Meniskusriss im rechten Knie abmeldete, erfuhren die Spieler von der schweren Knieverletzung von Simon Ernst. Der 23 Jahre alte Rückraumspieler des VfL Gummersbach hatte beim letzten Training vor dem Abflug einen Kreuzbandriss erlitten und konnte die Reise nicht mehr antreten.
Ersetzt wird Ernst von Niclas Pieczkowski. Der Leipziger, der in der vergangenen Woche erstmals Vater geworden ist, kehrt dann am Donnerstag wieder zu seiner Familie zurück und wird im abschließenden Duell mit den Eidgenossen durch den Mindener Marian Michalczik ersetzt. Ohnehin nicht dabei sind die angeschlagenen Steffen Weinhold, Steffen Fäth und Abwehrchef Finn Lemke, auf die Prokop von vornherein verzichtete.
"Bei uns im Lehrgang herrscht noch keine Urlaubsstimmung", hatte Prokop zuvor versichert, er will die Sommerpause unbedingt mit zwei Siegen einläuten. Eine "Muss-Veranstaltung" seien die beiden Länderspiele für ihn und seine Mannschaft aber keinesfalls. "Es ist nach wie vor eine Ehre, für sein Land zu spielen", sagte Prokop.
Für den Bundestrainer beginnt mit dem Spiel gegen die Portugiesen ("körperlich unglaublich stark", "viel Qualität in Angriff") eine neue Zeitrechnung. Nach dem letzten Bundesliga-Spieltag am vergangenen Wochenende ist seine Doppelfunktion als Coach des SC DHfK Leipzig passé, Prokop kann sich nun voll und ganz auf seinen Job beim Deutschen Handballbund konzentrieren. "Ich glaube nicht, das 'nur DHB' zu wenig wird. Wenn man beiden Sachen 100 Prozent gerecht werden will, geht das maximal über diesen kurzen Zeitraum - das habe ich gemerkt", sagte der 38-Jährige.
Für die Partie gegen die Schweiz wird der Kader dann noch einmal kräftig durcheinandergewürfelt. Für Gensheimer, Patrick Groetzki, Hendrik Pekeler und Patrick Wiencek beginnt am Donnerstag der lang ersehnte Urlaub, dafür rücken Marcel Schiller, Tim Suton, Tim Hornke und Erik Schmidt in das 16 Spieler umfassende Aufgebot.
Dann, so die Rechnung der DHB-Verantwortlichen, soll der Gruppensieg aber schon unter Dach und Fach sein.