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Nächster Altlandsberg-Sieg - Sophie Lütke wirft neun Tore

25.10.2015
25.10.2015 · 3. Liga, Frauen 3. Liga, Staffel Ost · Von: pm verein

Nächster Altlandsberg-Sieg - Sophie Lütke wirft neun Tore

Stark – und sicherlich kein Zufall mehr. Die Handball-Damen des MTV Altlandsberg besiegen auch den Favoriten SV Germania Fritzlar. Nach dem heiß umkämpften und dann gefeierten 22:18 (9:12) ist das Team aus Märkisch-Oderland mit 10:0 Punkten weiterhin Tabellenführer in der 3. Liga Ost.

Welche Dramatik, welche Leidenschaft! Das ist ein MTV, wie wir ihn selten gesehen haben. In dieser Willensqualität vielleicht noch gar nicht. Echt beeindruckend. Der MTV begann mit Risiko. Stellte in den ersten 30 Minuten die noch ziemlich unerfahrene Jenny Haß ins Tor und nicht Jennifer Höft, die bisher hervorragende Leistungen geboten hatte. Warum? MTV-Trainer Fabian Lüdke: „Jenny Haß trainierte sehr gut, hatte sich das einfach verdient. Aber wir wollen im Team auch den Konkurrenzkampf hochhalten. Da machen die Torhüterinnen keine Ausnahme.“ Dennoch: Es war offensichtlich, wie schwer es die 21-Jährige hatte. Immer wieder flogen der Auszubildenden im 3. Lehrjahr (Industriekauffrau) die Bälle um die Ohren. Weil die Fritzlar-Damen, als Tabellen-Dritte angereist, wiederholt in freie Schusspositionen kamen. Besonders beeindruckend dabei die großgewachsene Kreisläuferin Hannah Puntschuh (5 Tore). Fast permanent startete sie an der Neun-Meter-Marke, suchte und fand die MTV-Lücken in der Sechs-Meter-Zone und stiftete viel Unheil. Aus Sicht der Gastgeberinnen natürlich. „Aber auch Fritzlars Rückraumreihe bekamen wir zunächst nicht in den Griff“, monierte Fabian Lüdke. „Da waren wir in der Abwehr zu passiv. So fehlten uns auch die Gegenstoß-Tore. Hinzu kamen wieder zu viele technische Fehler, die besonders ärgerlich waren, wenn sie ohne gegnerischen Einfluss passierten.“

Der Altlandsberger Coach weiter: „Wir haben noch einige Baustellen, an denen wir arbeiten müssen. Fritzlar hat sich hier sehr stark präsentiert, agierte unheimlich schnell und ist sicherlich auch spielkulturell weiter als wir.“ Vor allem die Damen auf den Flügeln wurden beim MTV zu oft übersehen, der Erfolg fast ausschließlich über die Mitte gesucht. Die Folge: Nach dem Kreis-Treffer von Viktória Várkonyi zum 1:0 gingen erst mal die Gäste aus Hessen ab. 2:4, 2:6, 3:7, 7:11 und 9:12 waren die Zwischenstände.

Drei-Tore-Rückstand zur Pause? Das kannte man doch aus Marienberg. Als der MTV in der Woche zuvor nach einem 7:10 das Spiel noch zum 18:16 gedreht hatte. „Ich habe in der Pause erneut gefordert, unsere Qualitäten zu zeigen – und es hat wieder funktioniert. Ich kann der Mannschaft nur gratulieren“, so Trainer Fabian Lüdke. Seine Mannschaft dann im zweiten Durchgang viel energischer, ja bissiger. Den Gegnerinnen wurde kaum noch Wurfraum geboten. Was die Sache für die wieder hervorragende Jennifer Höft im MTV-Tor einfacher machte. Und was die Erfolgsquote der Gäste in den Keller rutschen ließ – 12 Tore in der ersten Halbzeit und nur noch sechs in der zweiten.

„Ich bin wirklich sehr enttäuscht, dass wir nach unseren sehr starken ersten 30 Minuten hier nicht gewinnen konnten“, sagte Fritzlars Coach Frank Mai. Die zahlenmäßige Wende wurde durch Anne Münzer in der 37. Minute (13:14) eingeleitet. Schön freigespielt von der fünffachen Torschützin Kristina Domann, die dann per Siebenmeter ausglich. Die 15:14-Führung besorgte schließlich im Jubelorkan der 250 Fans der MTV-Kapitän.

„In der ersten Halbzeit hatten wir Sophie Lütke noch gut im Griff, in der zweiten Halbzeit dann nicht mehr. Das war ganz entscheidend für den Spielausgang“, so Germania-Coach Frank Mai.

Die Sophie ackerte und traf und traf – insgesamt neunmal. Mega-gigantisch. Die große Kleine war auch durch den ausgekugelten rechten Daumen Mitte der 2. Halbzeit nicht zu stoppen. Linksaußen Annika Fleck renkte ihn wieder ein. Und weiter ging`s. Indianer und Sophie Lütke kennen keinen Schmerz.

18:16, 21:18, 22:18 – Sieg! 10:0 Punkte! Die 3. Liga spielt verrückt. Und der MTV mitten drin. Nein, ganz vorne natürlich. „Ich bin so glücklich, bin so stolz auf unsere Mannschaft. Es macht so viel Spaß. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll“, jubelte Sophie Lütke. Und sie führte mit den MTV-Girls in der Halle vor den tollen Fans Freudentänze auf.

Wieder mitten drin Sylvia Kalina, die zeitlich begrenzt wegen des Verletzungsnotstands auf der Kreisläuferposition reaktiviert wurde. Und der routinierten „Kalli“ gelang per Heber („Anders ging es in dieser Situation gar nicht.“) sogar der Trffer zum 10:12. „Es war mir eine Ehre, mit dir gemeinsam zu spielen“, sagte später halb im Scherz, halb voller Respekt die 20-jährige Rechtsaußen Anne Münzer, die ja erst im Sommer vom Bodensee (Allensbach) zum MTV kam. Und noch jemand strahlte auffallend – Vicky Várkonyi. Nicht nur über ihre tolle Leistung mit 4 Toren, die sie nun auch über einen längeren Zeitraum stabilisieren muss. „Die Fritzlarer Mädels haben gelesen, dass ich bei uns bei den Auswärtsfahrten die Gegner geographisch und kulturell vorstelle“, erzählte die Ungarin. „Sie haben mir geile Prospekte von ihrer Stadt mitgebracht. Das fand ich toll.“

Am kommenden Sonnabend ist auswärts Osterode (Harz) der Gegner. Dann gibt es für Fabian Lüdke im Bus eine Sonderschicht. Der Trainer veriet: „Ich muss für die Mannschaft Brötchen schmieren und belegen. Das war so ausgemacht, wenn wir heute gewinnen...“ Und der Coach überraschte seine Girls nach dem Sieg mit einem trainingsfreien Montag. Fabian Lüdke: „Das haben sie sich verdient. Dann können sie sozusagen ihre Wunden lecken.“

Torhüterin Jenny Haß, von der anfangs die Rede war, hat allerdings jetzt etwas ganz anderes im Kopf. Die Keeperin wird ihrem Team in den nächsten fünf Wochen fehlen. Der interessante und schöne Grund: „Ich mache ein Arbeitspraktikum in Nordirland.“ Die MTV-Keeperin: „Der Handball wird mir in dieser Zeit fehlen, aber ich habe mich auf diese Sache schon lange gefreut.“

MTV: Haß, Höft: Berger 1, Lütke 9, Mandelkow, Trzczak 1/1, Várkonyi 4, Fleck; K. Domann 5/2, Münzer 1, Kalina 1, Zychniewicz, Seering, Schönfelder.

Germania: Maier, Auel; Dietrich 1, Huck 6/2, Fischer 1, Ahrend 1, Puntschuh 5, Horn 3, Kerwin, Meyfarth, Denecke, Dreyer 1, Cioca.