TuS-Ferndorf-Kapitän Kai Rottschäfer: „Jetzt wollen wir den Neusser Rekord knacken“
TuS-Ferndorf-Kapitän Kai Rottschäfer: „Jetzt wollen wir den Neusser Rekord knacken“
Der TuS Ferndorf durchlebt eine Spielzeit der Superlative. 25 Spiele, 25 Siege. Dazu starke Vorstellungen im DHB-Pokal mit dem Höhepunkt gegen den amtierenden Deutschen Meister Rhein-Neckar Löwen. DHB.de sprach nach dem feststehenden Gewinn der Meisterschaft und dem damit verbundenen direkten Wiederaufstieg in die 2. Handball-Bundesliga mit Kapitän Kai Rottschäfer.
Kai Rottschäfer, noch einmal herzlichen Glückwunsch zur Meisterschaft und dem Wiederaufstieg in die 2. Handall-Bundesliga. War dieser auch vor der Saison als Ziel definiert?
Intern haben wir uns schon gewisse Ziele gesteckt. Aber man tut gut daran, die vielleicht nicht so offensiv nach außen zu kommunizieren. Es gab ja auch mit dem Leichlinger TV, der HSG Krefeld und vor allem mit Bayer Dormagen einen illustren Favoritenkreis. Wir wussten, dass wir auch einen guten Kader haben. Aber eines darf man auch nicht vergessen: So ein Abstieg wiegt natürlich auch schwer und den nimmt man mit in eine Saison. Da hat jeder sein Päckchen zu tragen.
Es lief aber bereits vom ersten Spieltag sehr gut für den TuS Ferndorf.
Ja, das ist so. Wir hatten in der Vorbereitung schon gute Ergebnisse erzielt. Unter anderem bei einem Turnier in Dormagen. Bei dem haben wir auch gegen einige Zweitligisten sehr gut ausgesehen.
Und dann kam vor der eigentlichen Spielzeit noch die 1. Hauptrunde im DHB-Pokal mit einem Sieg gegen den Erstligisten GWD Minden und dem Zweitligisten TV Emsdetten. Wie wichtig waren diese Ergebnisse?
Es war der nächste Schritt nach der Vorbereitung. Es hat gezeigt, wozu wir in der Lage sind. Vielleicht hatten wir auch ein bisschen Glück, dass Minden im ersten Spiel von Beginn an nicht alles aufgeboten hat.
Hatte dieser Überraschungserfolg auch eine weitere Wirkung auf die Mannschaft?
Man kann ja noch so viel in Richtung Team-Building unternehmen. Meine Meinung ist, dass Erfolg natürlich zusammenschweißt. Und zudem waren wir ja so überrascht davon, dass wir kein Hotel in Minden gebucht hatten. Unser Betreuer hat erst einmal aufgeschrieben, was jeder Einzelne von uns benötigt. Er ist dann losgefahren und hat zum Beispiel Zahnbürsten für uns besorgt. Die Trikots sind dann zurück nach Siegen gebracht und über Nacht gewaschen worden, damit sie am nächsten Tag wieder in Minden sind. Und das in der Not gefundene Hotel war eher von der rustikaleren Art. Es war für das ganze Team noch einmal ein super und nicht ganz unwichtiges Erlebnis.
Nach dem DHB-Pokal folgte dann der Ligastart. War es schwer, sich direkt auf die 3. Liga einzustellen?
Man muss auch zugeben, dass wir mit dem Spielplan auch ein wenig Glück und zu Beginn eher leichtere Aufgaben hatten. Und außerdem auch im weiteren Verlauf vor den Spitzenspielen auch die eine oder andere Pause oder auch leichtere Gegner. So konnte man sich intensiver auf die Gegner vorbereiten.
Stichwort Vorbereitung: Welche Rolle spielt Trainer Michael Lerscht bei dem Erfolg?
Er arbeitet diesen Sport, ist unglaublich akribisch. Wir hatten für jedes Spiel einen exakten Plan an die Hand bekommen. Und die sind immer aufgegangen. Es gibt keinen Spielraum für Sperenzchen. Das zahlt sich vor allem gegen Teams auf gleichem Niveau aus. Ich kenne ihn ja noch als Spieler. Da war er auch schon so akribisch.
Wann haben Sie das erste Mal gemerkt, dass das etwas werden kann mit dem Wiederaufstieg?
Eigentlich schon recht früh. Vor allem als wir hintereinander gegen Krefeld und Dormagen gewonnen haben. Und die Konkurrenten sich dann auch die ersten Punktverluste leisteten. Gerade so Spiele wie bei GWD Minden II sind wirklich schwierig. Da muss man voll da sein. Krefeld zum Beispiel hat dort verloren. Man kann zwar nach außen hin auf die Euphoriebremse treten. Aber man bekommt auch das Gefühl: Wenn wir uns nicht zu blöd anstellen, bringen wir das auch in den Hafen.
Sie sind seit 2006 beim TuS Ferndorf und haben viele Erfolge, aber auch Abstiege erlebt. Was zeichnet den Verein aus?
Das steckt eigentlich auch schon im Namen. Es ist ein bisschen wie ein Dorf und eine große Familie. Freitags beim Training rennen manchmal mehr Kinder an der Seite rum als Spieler auf dem Feld. Und im Umfeld ist es natürlich auch stark vom Ehrenamt geprägt. Die 3. Liga ist da so ein bisschen die Schwelle. Es kommt verstärkt die geschäftliche Komponente hinzu. Der TuS hat in diesem Bereich bereits einen großen Schritt getan. Und die Halle ist fast alleine durch die Dauerkarten bereits ausverkauft. Das ist nicht despektierlich gemeint. Aber man könnte das unter dem Slogan, ‚Olé, das ganze Dorf ist da‘, zusammenfassen. Das war auch schon zu meinen Anfangszeiten in der Oberliga so.
Was kann man in den noch fünf ausstehenden Spielen vom TuS Ferndorf noch erwarten?
Also wir wären schlechte Sportler, wenn wir nun nicht das Maximale herausholen wollen. Und im letzten Jahr hat der Neusser HV, jetzt HC Rhein Vikings, die Meisterschaft mit 59:1 Punkten geholt. Den Rekord wollen wir knacken.