Sehnsuchtsort Hamburg: Handballer biegen auf WM-Zielgerade ein
Sehnsuchtsort Hamburg: Handballer biegen auf WM-Zielgerade ein
Andreas Wolff war einer der ersten. Der Nationaltorhüter konnte es kaum erwarten und checkte wie Spielmacher Martin Strobel schon am Vormittag im vornehmen Hotel Treudelberg in Hamburg ein. Als mittags dann auch Bundestrainer Christian Prokop beschwingten Schrittes die drei Stufen des Teamquartiers nahm, begaben sich die deutschen Handballer endgültig in den WM-Tunnel.
"Wir sind schon sehr weit eingetaucht. In acht Tagen geht es los", sagte Prokop mit einem Lächeln auf den Lippen: "Wenn man sich mal vorstellt, dass es vor nicht allzu langer Zeit noch 100 Tage waren. Es ist schon verdammt schnell alles gegangen." Europameister Tobias Reichmann, dick eingemummelt in eine Winterjacke, meinte: "So langsam kribbelt es. Eine Heim-WM ist einmalig in der Karriere."
Ausgerechnet in der Hansestadt, dem Sehnsuchtsort von Spielern und Trainer, wo es nach den Vorgaben der Verbandsoberen am 25. Januar um die Endspiel-Teilnahme gehen soll, bog das deutsche Team am Mittwoch auf die Zielgerade seiner WM-Vorbereitung ein. Eine Rückkehr an die Elbe sei, so Prokop am Mittwoch, "der Plan, das wäre sehr schön. Das ist durchaus die Location, wo wir auch während des Halbfinales wären."
Prokop freute sich, seine Spieler acht Tage vor dem Eröffnungsspiel in Berlin gegen ein vereintes Team Koreas gesund und munter beisammen zu haben. "Wir dürfen uns jetzt auch nicht verrückt machen. Wir freuen uns auf die WM und arbeiten jetzt noch an den Dingen, die man noch verbessern kann", sagte der 40-Jährige: "In allem anderen vertraue ich nun auch den Spielern, weil sie sehr stark und intelligent sind. Wir müssen mit einer guten Teamchemie überzeugen."
Neben einigen taktischen Feinheiten geht es ihm nun vor allem darum, "uns als Mannschaft auch außerhalb des Parketts intensiver zu finden". Welche Teambuilding-Maßnahmen für die Tage an der Elbe geplant sind, wollte der Bundestrainer nicht verraten. "Das kann ich nicht", sagte Prokop im Vorfeld des Lehrgangs: "Das sind verschiedene Sachen, die wir angestoßen und geplant haben. Aber das ist nichts für die Öffentlichkeit."
Bei allem Spaß und guter Stimmung begann mit der letzten Etappe der WM-Vorbereitung aber auch das Finale im teaminternen Kader-Casting. Seit Wochen brütet Prokop über seinem Personal-Puzzle. Letzte Aufschlüsse, welche beiden Akteure von den aktuell 18 Spielern auf der Zielgeraden noch aussortiert werden, sollen die beiden Testspiele am Freitag in Hannover gegen Tschechien (16.15 Uhr/ARD) und am Sonntag in Kiel gegen Argentinien (14.00 Uhr/Livestream auf zdfsport.de) geben.
"Die Spieler, die hier sind - das ist der innere Kreis", sagte Prokop am Mittwoch: "Wir wissen, dass wir noch zwei schwierige Entscheidungen zu treffen haben." Aber, das betonte der DHB-Coach, auch die Spieler, für die es am Ende zunächst nicht reicht, "gehören dazu. Das Turnier ist lang."
Zudem dürften die beiden bevorstehenden Partien mit jeweils mehr als 10.000 Zuschauern einen stimmungsvollen Vorgeschmack auf die deutschen WM-Spiele in Berlin (Vorrunde), Köln (Hauptrunde) und eventuell Hamburg (Halbfinale) geben. "Wir sind voller Vorfreude auf diese beiden Länderspiele in tollen Arenen. Es sind zwei unterschiedliche und sehr attraktive Gegner, die uns noch einmal richtig fordern sollen", sagte Prokop.