Aufarbeitungsprozess muss neu gestartet werden
22.12.2022 Verband

Aufarbeitungsprozess muss neu gestartet werden

Externe und unabhängige Kommission aufgelöst / DHB-Präsidium strebt zeitnahe Neuberufung an

Das Präsidium des Deutschen Handballbundes hat am heutigen Donnerstag in einer außerordentlichen Videositzung die Kommission zur Aufarbeitung und Prävention von Gewalt aufgelöst. Gründe hierfür waren unüberbrückbare persönliche Differenzen innerhalb der Kommission, welche die für eine Zusammenarbeit notwendige zwischenmenschliche Ebene zerstörten. Das DHB-Präsidium sah sich gezwungen, entsprechend zu handeln und den Aufarbeitungsprozess in Verbindung mit den Vorwürfen gegen den Handballtrainer André Fuhr neu zu starten.

„Vor allem mit Blick auf die Betroffenen bedauere ich diesen Schritt und den damit verbundenen Zeitverlust sehr“, sagt Andreas Michelmann, Präsident des Deutschen Handballbundes. „Bei aller Komplexität solcher Prozesse und des Neulandes, das wir hier ohne Vorkenntnisse betreten haben: Ich war zuversichtlich, dass sich die externe und unabhängige Kommission auf einen guten Weg begeben hat. Wir haben uns bewusst für Personen mit kritischem Blick auf den Handball und dessen Strukturen entschieden. Die Zusammensetzung hat die Anforderungen des inzwischen für solche Fälle veröffentlichten Leitfadens der Deutschen Sportjugend berücksichtigt.“

Das Präsidium berief Ende Oktober erste Mitglieder der interdisziplinär, extern und unabhängig angelegten Kommission, die Ende November in Frankfurt ihre Arbeit aufnahm. Die fünfköpfige Kommission bestand aus der Soziologin Prof. Dr. Carmen Borggrefe, dem Kriminologen Prof. Dr. Christian Pfeiffer, Diplom-Sportwissenschaftlerin Meike Schröer als Fachberaterin und Expertin in der Prävention sexualisierter Gewalt, Angela Marquardt als Vertreterin der betroffenen Athletinnen und für psychologische Aspekte Benny Barth.

„Wir stehen jetzt leider wieder fast am Anfang, aber unser Wille ist klar: Wir nehmen die Vorwürfe gegen den Handballtrainer André Fuhr weiterhin mit größtem Interesse zum Anlass, dies extern und unabhängig aufarbeiten zu lassen“, bekräftigt Michelmann. „Zudem erhoffen wir uns Erkenntnisse, welche Umfelder gewaltanfällig sind und wie Strukturen im Sinne einer bestmöglichen Prävention und eines Frühwarnsystems weiterentwickelt werden können. Daher streben wir eine zeitnahe Neuberufung der Kommission an.“

Der Deutsche Handballbund weist darauf hin, dass die unabhängige Anlaufstelle gegen Gewalt weiterhin für Betroffene zur Verfügung steht. Anlauf gegen Gewalt ist telefonisch unter 0800 90 90 444 zu folgenden Sprechzeiten: Montag, 11 bis 14 Uhr, und Donnerstag, 16 bis 19 Uhr, und schriftlich unter kontakt@anlauf-gegen-gewalt.org erreichbar. Mehr Informationen: www.anlauf-gegen-gewalt.org

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