"Es ist wie 2007": DHB-Team befeuert Handballfieber
Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier schwärmte vom Charakter der deutschen Handballer, DOSB-Boss Alfons Hörmann war schlichtweg "fasziniert" - und auch einige Fußball-Nationalspieler sorgten als Edelfans im Tollhaus Kölnarena für Stimmung: Der Hype um den Siegeszug der deutschen Nationalmannschaft bei der Heim-WM hat längst auch die Größen aus Politik und Sport erfasst.
"Das war ein brisantes Handballspiel, das bis zur letzten Sekunde spannend war. Das Halbfinale ist erreicht, warum nicht auch mehr?", sagte Steinmeier nach dem umkämpften 22:21 gegen Kroatien, durch das die DHB-Auswahl das Erreichen der Vorschlussrunde perfekt gemacht hatte. Grund für die landesweite Begeisterung seien "auch die Typen, die Leistung zeigen und den unbändigen Ehrgeiz und die Freude am Spiel mitbringen."
Das Team von Bundestrainer Christian Prokop schwimmt auf einer Welle der Begeisterung und Euphorie. 19.250 Zuschauer in Köln - darunter reichlich Fußball-Prominenz wie Matthias Ginter, Sebastian Rudy, Jonas Hector oder auch Fortuna Düsseldorfs Trainer Friedhelm Funkel - brüllten und klatschten das DHB-Team zum Sieg gegen Kroatien. In den Wohnzimmern der Republik verfolgten im Schnitt 10,02 Millionen Zuschauer den Handball-Krimi, der Marktanteil lag bei 30,4 Prozent - für das ZDF bedeutete dies eine Rekordquote für die Heim-WM.
"Was sich gestern Abend abgespielt hat, ist unglaublich und faszinierend. Ich freue mich auf die folgenden Spiele. Man kann nur die Daumen drücken", sagte Hörmann, Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Das Erreichen des Halbfinals sei ein herausragender und wertvoller Erfolg.
Die Mannschaft begeistert, die Fans im schwarz-rot-goldenen Jubeltaumel, Loblieder von allen Seiten - zwar fehlt (noch) der Titel, die Parallelen zum Wintermärchen 2007 sind dennoch unübersehbar. "Es ist wie 2007", sagte Heiner Brand, Bundestrainer beim Gewinn des WM-Titels vor zwölf Jahren, dem SID: "Das ist eine sensationelle Stimmung. Das treibt die Mannschaft nach vorne und lässt die Müdigkeit vergessen. Es lässt sie immer wieder aufstehen. Das beeindruckt den Gegner und die Schiedsrichter."
Ähnlich empfindet Markus Baur, damals Kapitän der deutschen Auswahl, den enormen Zuspruch. "Es ist gigantisch. Das ganze Land fiebert mit. Man spürt, dass eine volle Halle hinter einem steht", sagte er dem SID.
Auch König Fußball ist längst infiziert. Klubs und Spieler ließen es sich nicht nehmen, dem DHB-Team zu gratulieren. "Meine herzlichsten Glückwünsche zum Erreichen des Halbfinales an die deutsche Handball-Nationalmannschaft", schrieb 2014er-Weltmeister Thomas Müller. Eintracht Frankfurt konnte sich einen Verweis auf seinen kroatischen Torjäger Ante Rebic nicht verkneifen: "No Rebic, no Party Glückwunsch, @DHB-Teams Großartige Leistung!", war auf dem Twitter-Account des Bundesligisten zu lesen.
Handball-Deutschland, so die Hoffnung bei Verband und Liga, soll langfristig von der Begeisterung profitieren. "Wir werden eine große Euphorie haben und einen größeren Zuspruch bekommen. Wir müssen bessere Ergebnisse erzielen als 2007", sagte Frank Bohmann, Geschäftsführer der Handball-Bundesliga (HBL), dem SID.
Vor zwölf Jahren habe man sich nicht "auf die Situation eingestellt". Jetzt sei man "viel systematischer unterwegs", so Bohmann. DHB-Vizepräsident Bob Hanning ergänzte: "Man merkt, dass sich jetzt was bewegt. Das brauchen wir für die gesamte Sportart."
Quelle: SID