Gegnerportrait Island
Island wurde mit 6:4 Zählern und dank des finalen 24:22-Erfolgs gegen Mazedonien Dritter der WM-Vorrundengruppe B in München und bringt zum Hauptrundenstart und nach den Niederlagen gegen Kroatien und Spanien 0:4 Punkte mit in die LANXESS Arena. In München sorgten die mehreren hundert isländischen Fans schon für Partystimmung, in Köln werden über 600 Schlachtenbummler von der Atlantikinsel (rund 350.000 Einwohner) erwartet.
Die Isländer befinden sich im mitten im Umbruch, viele langjährige Nationalspieler haben sich verabschiedet, Trainer Gudmundur Gudmundsson baut gerade eine neue Generation auf. Und ausgerechnet auf den erfahrensten Star muss Gudmundsson verzichten: Rekordspieler und Rekordtorschütze Gudjon Valur Sugurdsson von den Rhein-Neckar Löwen (fast 350 Länderspiele, über 1800 Tore) zog sich kurz vor der WM eine Knieverletzung zu und fällt aus. Daher trägt ein anderer früherer Bundesligastar nun die Kapitänsbinde bei den Isis: der frühere Kieler Aron Palmarsson, der nach einem Intermezzo in Veszprem seit Herbst 2017 beim FC Barcelona spielt. Palmarsson (heute 29) war der jüngste Allstar-Spieler bei einem Olympischen Männer-Handballturnier (2012) und der jüngste zweifache Champions-League-Sieger (2010 und 2012 mit Kiel), beides mit 22 Jahren.
Und vom THW steht ein potenzieller neuer Palmarsson im isländischen Kader, denn der jüngste Spieler ist Kiels Neuzugang Gisli Kristjansson mit 19 Jahren. Weitere aktuelle HBL-Spieler sind Bjarki Elisson (Füchse Berlin) und Arnor Thor Gunnarsson (Bergischer HC), daneben spielten unter anderem Björgvin Gustafsson (Bergischer HC), Stefan Sigurmansson (Rhein-Neckar Löwen) oder Olafur Gudmundsson (Flensburg) früher in der Bundesliga.
Zwei davon liegen in den aktuellen WM-Rankings ganz vorne: Erfolgreichster WM-Werfer der Isländer ist bisher Gunnarsson, der wie Uwe Gensheimer 31 Tore erzielt hat und auf Rang zwei der Torschützenliste hinter Mikkel Hansen (35) liegt. Im WM-Torwartranking liegt Gustavsson auf Rang zwei, was die Anzahl der Paraden betrifft – 51, vor ihm liegt nur der Kieler Däne Niklas Landin (54). Kein Torwart hat zudem in der WM-Vorrunde mehr Siebenmeter gehalten als der Isländer (7).
Nach dem Ausfall von Linksaußen Gudjon Valur Sigurdsson ist Gustavsson zudem einziger aktueller Spieler, der schon bei Olympia-Silber 2008 dabei war – dem größten Erfolg des isländischen Handballs. Es war das erste Edelmetall für Island überhaupt bei Olympischen Spielen, zwei Jahre später folgte EM-Bronze in Österreich, seither war der fünfte Platz bei Olympia 2016 in London die beste Platzierung. Dort endete auch die erste Ära von Gudmundsson als Nationaltrainer. Er war acht Jahre zuvor auf den aktuellen Kieler Trainer Alfred Gislason als Nationaltrainer gefolgt.
Danach trainierte Gudmundsson die Rhein-Neckar Löwen und führte die Badener unter anderem zum EHF-Pokalsieg 2013. In Mannheim erhielt er auch den Spitznamen „Gummi“. Parallel übernahm Gudmundsson die dänische Nationalmannschaft, mit der er 2016 Olympiagold in Rio gewann. Nächste Station war dann Bahrain, die Wüstensöhne führte er als Zweiter der Asienmeisterschaft zur WM 2019. Nach dem enttäuschenden 13. Platz bei der EM in Kroatien heuerte Gudmundsson erneut bei den Isländern an, um dort den Umbruch einzuleiten. Obwohl viele junge Spieler im Kader stehen, laufen nur drei noch für isländische Vereine auf.
Gudmundsson ist im Übrigen einer von gleich fünf isländischen Trainern bei der WM 2019 – neben Ex-Bundestrainer Dagur Sigurdsson (Japan), Patrekur Johannesson (Österreich), Aron Kristjansson (Bahrain) und Kristian Andresson (Schweden).
Bestes isländisches WM-Resultat war Rang fünf in Japan 1997, zwei Jahre zuvor hatte man die Heim-WM auf Rang 14 beendet – nach einem 12:25-Heimdebakel im Achtelfinale gegen Russland. Gegen Deutschland gab es 2011 in Schweden das letzte WM-Duell, seinerzeit gewann die DHB-Auswahl mit 27:24. Und vielleicht ist es ein gutes Omen nun wieder auf Island zu treffen, denn auch bei der am Ende mit Gold gekrönten Heim-WM 2007 gab es in der Hauptrunde (in Dortmund) ein Duell mit den Wikingern, es endete mit einem 33:28-Erfolg.
Deutsche Bilanz gegen Island:
79 Spiele – 48 Siege – 5 – Remis 26 Niederlagen – Tordifferenz 1865:1610
Quelle: BP