Die Freitagsspiele: Eine faustdicke Überraschung
Die HSG Hanau witterte noch einmal Morgenluft. - Foto: HSG Hanau/facebook
16.11.2019 Männer

Die Freitagsspiele: Eine faustdicke Überraschung

Das war es wohl vorerst für Eintracht Hagen im Titelkampf im Nord-Westen. Die Mannschaft von Trainer Ulli Kriebel verabschiedet sich nach der 26:29-Heimniederlage gegen die SG Menden Sauerland Wölfe aus dem Titelkampf. Nur das halbe Kapital konnte der Longericher SC daraus schlagen. Der aktuelle Tabellendritte verpasste den Sprung auf rang zwei. In der Staffel Mitte rang die HSG Hanau dem Spitzenreiter HSG Rodgau Nieder-Roden auf den letzten Metern ein Remis ab. Im Süden schnupperte der HC Oppenweiler/Backnang an den ersten Auswärtszählern, ehe diese von den Junglöwen noch entrissen wurden.

Staffel Nord-West

Staffel Nord-West
Starker Rückhalt: Die Fans der Sauerland Wölfe. - Foto: SG Menden/facebook

Eintracht Hagen – SG Menden Sauerland Wölfe 26:26 (13:16). Nur wenige Kilometer liegen zwischen Hagen und Menden. Umso erstaunlicher, dass sich beide Mannschaften am Freitagabend erstmalig als Drittligisten gegenüberstanden. Und es war nicht der Zweitliga-Absteiger, der vor 888 Zuschauern im Derby die Akzente setzte. Obwohl die Männer um Trainer Ulli Kriebel die beiden bisherigen Derbys gegen den TuS Volmetal und die SG Schalksmühle-Halver souverän für sich entscheiden konnten. Der Underdog war von Beginn am Drücker, führte nach zwölf Minuten 7:4 und in der 26. Minute sogar 14:10 durch Moritz Eigenbrod. Schließlich nahm das Kellerkind, das jeden Zähler im Abstiegskampf benötigt, einen Drei-Tore-Vorsprung mit in die Kabine.

Wölfe behalten die Ruhe

„Das ist echt überragend was unsere Fans leisten, gestern war auch gefühlt der ganze Ort mit in Hagen.“

Felix Thier (Rückraumspieler SG Menden Sauerland Wölfe)

Nach dem Seitenwechsel schien es kurzzeitig, als könne die Eintracht das Ruder herumreißen können. Nach 37 Minuten hatten die Gelbhemden ihre erste Führung herausgeworfen: 18:17. „Als Hagen Anfang der zweiten Halbzeit ausgleicht, sind wir ruhig geblieben und haben jedes Mal die passende Antwort gehabt“, gab Mendens Felix Thier zu Protokoll. Auf sein Konto gingen unter anderem die Treffer zum 20:18, 23:21 und 25:24 (53.).

„Uns hat auch extrem geholfen, dass Kevin einen extrem guten Tag hatte“, lobte Thier Keeper Kevin Peichert. Im Hinblick auf die Gesamtsituation freute sich Thier umso mehr über den doppelten Punktgewinn: „Der Sieg war für uns extrem wichtig. Wir haben uns die Woche über echt gut vorbereitet, da ist es natürlich umso schöner, Punkte zu holen, mit denen nur die wenigsten gerechnet haben. Der Sieg geht für mich aber in Ordnung, wir waren über 60 Minuten das bessere Team.“

Leichlinger TV – Longericher SC 26:26 (13:14). Gewonnener oder verlorener Punkt? Diese Gretchenfrage stellt sich nahezu nach jedem Unentschieden. So auch am Freitagabend in Leichlingen. Leichlingens Trainer Lars Hepp gab eine ganz klare Antwort: „Ich fahre definitiv mit einem guten Gefühl nach Hause. Das habe ich der Mannschaft auch nach dem Spiel in der Kabine gesagt.“ Gäste-Trainer Andreas Klisch ließ im Interview mit dem Portal Harzhelden wissen: „Das war keine Qualität heute.“ Wie dem auch sei: Der Favorit aus der Domstadt gestaltete die erste Halbzeit sehr ausgeglichen und nahm auch eine knappe Führung mit in die Kabine.

Leichlingen bleibt dran

Und sicher nicht wenige Fans unter den 350 Zuschauern glaubten daran, dass Longerich dann in der zweiten Halbzeit seiner Favoritenrolle gerecht und Nägel mit Köpfen machen würde. Es lief aber anders: Leichlingen blieb dran und gewann in einem fehlerbehafteten Spiel nach dem 21:21 (Christoph Gelbke, 50.) die Oberhand. Fünf Minuten später hatten sich die Hausherren mit einem 5:2-Lauf zum 26:23 scheinbar auf die Siegerstraße katapultiert und hofften auf die Überraschung. Diese Hoffnungen machte das Klisch-Team zunichte. Trotzdem befinden sich die „Pirates“ in einem klaren Aufwärtstrend: Aus den vergangenen drei Partien holte man 3:3 Zähler. Mit Schalksmühle-Halver (26:27) und eben Longerich traf man dabei auf zwei Topteams der Liga. 

Staffel Mitte

HSG Hanau – HSG Rodgau Nieder-Roden 26:26 (11:16). „Rumble in the Main-Kinzig-Halle.“ Die 950 Zuschauer bekamen ein Derby geboten, dessen Ereignisse sicher für mehrere Drittliga-Partien reichen würden. So überschrieb der Hanauer Anzeiger seinen Spielbericht auch folgerichtig: "Wahnsinns-Drittliga-Derby in Hanau". Der Spitzenreiter präsentierte sich von Beginn an spielbestimmend und hatte über die Stationen 8:5 und 14:10 alles im Griff. Auch nach dem Seitenwechsel lief alles in den Bahnen des ersten Abschnitts. Zwischenzeitlich führte die Mannschaft von Trainer Jan Redmann sogar 20:13 (39.). Eigentlich stand nur noch die Frage nach der Höhe des Derbysieges im Raum.  Stück für Stück kämpften sich die Hausherren aber ins Spiel zurück. „Wir sind schlecht reingekommen und man muss fairerweise sagen, dass wir 45 Minuten lang das schwächere Team waren“, kommentierte Hanaus Björn Christoffel am Mikrophon des Hanauer Anzeigers das Geschehen.

Main-Kinzig-Halle bebt

Christoffel sollte im weiteren Verlauf noch eine gewichtige Rolle für sein Team spielen. Zum einen markierte der Rechtsaußen in der 56. Minute nach der Roten Karte gegen Gästekeeper Marco Rhein per Strafwurf das 22:25. Zum anderen hatte er – nachdem weitere Treffer von Michael Malik, Luca Braun und Max Bergold für das 25:25 gesorgt hatten – noch seinen großen Auftritt. Philip Wesp hatte für die Gäste noch zum 26:25 getroffen, ehe Christoffel vier Sekunden vor Schluss den 26:26-Endstand markierte du die Main-Kinzig-Halle in ihren Grundfesten erschütterte.

Staffel Süd

Rhein-Neckar Löwen II – HC Oppenweiler/Backnang 31:30 (11:16). Die HCOB-Handballer brauchten dreieinhalb Stunden nach Kronau, vom Bus ging es mehr oder weniger direkt aufs Spielfeld. Die Partie begann rund eine halbe Stunde später. Aufs Match hatte der Stress keine größeren Auswirkungen. Die Murrtaler lagen in der ersten Halbzeit meistens vorne. Sie spielten im Angriff sehr sicher und kamen auch durch Konter zum Erfolg. Mehrmals lagen sie mit drei Treffern in Führung. Allerdings verpassten sie es, auch mal ein viertes oder ein fünftes Tor vorzulegen. So kamen die Junglöwen in den Minuten vor der Pause wieder besser auf und glichen zum 16:16 aus. HCOB-Keeper Felix Beutel verhinderte in den letzten Sekunden vor der Pause einen Rückstand.

Nach dem Seitenwechsel erwischten erneut die Murrtaler den besseren Start. Wieder legten sie drei Tore vor. Die Angriffsqualität war unverändert gut. Der HCOB kam allerdings – auch hier eine Parallele zu Halbzeit eins – wieder nicht entscheidend weg. So blieb die Partie eng. Abwehrspieler Tim Düren musste nach seiner dritten Hinausstellung vom Feld. Beim 22:22 waren die Kronauer wieder dran, kurz darauf gingen sie erstmals in Führung. Die Spannung war nun mit Händen zu greifen. Angetrieben vom starken Jannis Schneibel legten nun die Junglöwen mehrmals einen Treffer vor. Der HCOB hielt aber dagegen, schaffte oft innerhalb weniger Sekunden den Ausgleich. So ging das Match auf die Schlussminuten zu.

Ausgleich auf der Hand

Ausgleich auf der Hand
Evgeni Prasolov hatte Pech im Abschluss. - Foto: Hornauer

In dieser kamen die HCOB-Handballer nach einem von Felix Beutel gehaltenen Siebenmeter in Ballbesitz. Aber ausgerechnet in den Schlussminuten klemmte die zuvor so treffsichere Offensive. Ruben Sigle und Kevin Wolf hatten mit ihren Wurfversuchen keinen Erfolg. Schneibel machte es besser, erzielte 30 Sekunden vor dem Abpfiff das 31:30 für die Rhein-Neckar Löwen II. Evgeni Prasolov, zuvor mit sieben Toren in starker Verfassung, wollten den Ausgleich erzwingen. Aber der Ball flog knapp vorbei.

"Emotionales Spiel"

„Es war ein sehr emotionales Spiel für mich als Trainer. Die Situation mit dem verzögerten Spielbeginn war für uns alle nicht einfach. Ich bin froh, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir haben sehr gut verteidigt, wir haben sehr fair verteidigt. Das war der Schlüssel zum Erfolg“, ließ Junglöwen-Trainer Michel Abt die spannenden 60 Minuten Revue passieren und Gäste-Trainer Matthias Heinecke analysierte: „Wir haben ein gutes Spiel gemacht, hatten über den Gegenstoß viele gute Aktionen. Bei 17:20 und 19:22 standen wir uns ein bisschen selbst im Weg, wir haben verpasst, weiter wegzugehen. Am Ende haben wir in den letzten drei Angriffen kein Tor mehr erzielt. Das macht in so einer engen Partie den Unterschied.“

cb/pm vereine

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