Spieltag#13: Die wilde 13
Überraschend gewann Außenseiter Kornwestheim (links) bei der TSB Heilbronn-Horkheim. - Foto: Marco Wolf
18.11.2019 Männer

Spieltag#13: Die wilde 13

In der laufenden Spielzeit hat es bereits ziemlich viele überraschende Ergebnisse gegeben. In dieser Häufung wie am 13. Spieltag hingegen noch nicht. In den Staffel Nord-West und Mitte handelten sich außergewöhnlich viele Spitzenmannschaften Punktverluste ein. Die beiden Zweitliga-Absteiger TV Großwallstadt und Wilhelmshavener HV rieben sich die Hände. Ebenso diverse Kellerkinder, die sich über nicht einzukalkulierenden Zuwachs auf der Habenseite freuen dürften.

Staffel Nord-West: Aufstand der Kellerkinder

Staffel Nord-West: Aufstand der Kellerkinder
Frederik Kowalski (Mitte) und der TuS Volmetal siegten erstmals auswärts im Jahr 2019.- Foto: Bendig

Nachdem am Freitag bereits der Leichlinger TV gegen den Longericher SC einen Punkt ergatterte und die SG Menden Sauerland Wölfe geradezu sensationell zwei Punkte bei Eintracht Hagen entführten, setzten am Samstag der TuS Volmetal mit dem 31:26-Erfolg ein dickes Ausrufezeichen und die Ahlener SG sendete mit dem 29:28-heimsieg über die SG Schalksmühle-Halver ein weiteres Lebenszeichen.

Dank einer couragierten Vorstellung und dem nervenstarken Mattes Rogowski holte die SG den zweiten Heimsieg in Folge. Auch die 13 Treffer von SGSH-Torjäger Christopher Klasmann genügten den Sauerländern nicht zu einem Punktgewinn, weil David Wiencek und Philipp Dommermuth für den 28:28-Ausgleich sorgten. 28 Sekunden vor Schluss nahm ASG-Coach Sascha Bertow die Auszeit. Den finalen Angriffszug krönte Rogowski mit dem Siegtreffer mit der Schlusssirene.

WHV der große Gewinner des Spieltages

„Wir sind effektiv und brutal in die Nahtstellen gegangen.“

Marc Rode (Trainer TuS Volmetal)

Nach dem Coup in Spenge war die Stimmung im Volmetaler Mannschaftsbus groß. Kapitän Frederik Kowalski schnappte sich das Mikrophon und führte seiner Mannschaft vor Augen, was sie in Ostwestfalen erreicht hatten. Der Sieg brachte nicht nur zwei wichtige Punkte ein, sondern war zugleich auch der erste Auswärtssieg im Kalenderjahr 2019. „Wir wollten das Spiel lange offen halten und die Halle ruhig bekommen, was uns beides sehr gut gelungen ist. Wir sind effektiv und brutal in die Nahtstellen gegangen. Ich bin sehr stolz auf meine Mannschaft“, freute sich Volmetals Trainer Marc Rode. Dessen Team sorgte nach dem Sieg gegen den Wilhelmshavener HV am siebten Spieltag mittlerweile für die zweite Sensation.

Großer Gewinner des Spieltages ist aufgrund der Punktverluste der Verfolger Longerich, Hagen, Spenge und Schalksmühle-Halver ist Wilhelmshaven (33:22 bei den Rhein Vikings). Der Spitzenreiter hat nun vier Zähler Vorsprung auf Longerich.

Trio berfreit sich vom größten Druck

Einen großen Schritt von der Abstiegszone weg machten LiT Tribe Germania mit dem Heimsieg über den VfL Gummersbach II, der OHV Aurich mit dem gewonnenen Heimspiel gegen GWD Minden II sowie das Team HandbALL Lippe II, das bei den Bergischen Panther ein vor allem in der Höhe überraschendes 32:21 feierte. Zu dem steuerte Maxim Schalles satte 13 Treffer bei. Nach der frühen 6:1-Führung kassierten die Panther einen unglaublichen 1:15-Lauf zum 7:16. Damit war das Spiel zugunsten der Lipper entschieden. 

Staffel Nord-Ost: 1. VfL Potsdam marschiert weiter

Staffel Nord-Ost: 1. VfL Potsdam marschiert weiter
DasSchlusslicht verlangte Rostock alles ab. - Foto: Handball Hannover Burgwedel

Hinter dem weiter unangefochtenen Spitzenreiter Dessau-Rosslauer HV 06 (35:24 bei Füchse Berlin II) ist der 1. VfL Potsdam eines der beiden Teams mit der aktuell besten Serie. Der 31:29-Derbysieg beim Oranienburger HC war der vierte Sieg in Serie. Der Lohn ist der Sprung auf Rang sieben. Auf dem Weg dahin führte Potsdam zumeist deutlich, knickte nach der 24:30-Führung (54.) aber ein wenig ein. „Ich weiß nicht, was passiert wäre, wenn wir jetzt noch fünf, sechs Minuten länger gespielt hätten", sagte VfL-Rechtsaußen Moritz Ende den Potsdamer Neuesten Nachrichten. Für die Gastgeber war es vor 625 Zuschauern bereits die vierte Niederlage in Serie. Aus einstmals 8:8Punkten ist eine Bilanz von 8:16 geworden. Die Männer von Trainer Christian Pahl stehen knapp vor den Abstiegsrängen. Für OHC-Trainer Pahl in jedem Fall eine Situation, die zum Nachdenken anregt: „Es muss ein Impuls kommen. Da muss ich jetzt als sportlicher Leiter auch mit mir als Trainer sprechen", meinte Pahl gegenüber der PNN. Erschwerend kommt noch hinzu, dass sich die angespannte personelle Lage beim OHC noch verschärfte.

Neben den Potsdamern konnte auch der HC Empor Rostock das vierte Spiel in Serie gewinnen. Mit dem hart erkämpften 29:24 (12:14)-Auswärtssieg halten die Empor-Handballer den Druck auf Spitzenreiter Dessau weiter hoch. Den Sieg beim Schlusslicht warf der Rangzweite aber erst ab dem 22:22 (50.) heraus.

Auch Anhalt Bernburg ist wieder in der Spur. Satte 726 Zuschauer kamen in die Herrmann-Gieseler Halle in Magdeburg. Für eine Bundesliga-Reserve eine beachtliche Kulisse. Nach dem 21:19 (55.) durch Tim Ackermann legte Bernburg binnen vier Minuten bis zum 25:20-Endstand nach.

Ein wildes Derby entwickelte sich zwischen dem TuS Vinnhorst und Eintracht Hildesheim. In dem hatten die Gastgeber knapp das bessere Ende für sich. Der vermeintliche 25:25-Ausgleich für Hildesheim fand keine Anerkennung. Auf der anderen Seite machte Milan Mazic zehn Sekunden vor Schluss per Strafwurf den 26:24-Endstand. Mazic sah sechs Sekunden später noch die Rote Karte. Mit dem Heimsieg hat der TuS Vinnhorst nach 1:5 Punkten die Minikrise beendet.

Schützenhilfe des HSV Hannover

Im Kampf um Platz drei feierte der TSV Altenholz bei den Mecklenburger Stieren einen wichtigen 34:29-Auswärtsseig vor 1.348 Zuschauern. Die Gastgeber stecken weiter im Mittelfeld fest. Zu wenig für die Ansprüche. „Wir kriegen es hinten nicht gebacken. 34 Gegentore sind zu Hause viel zu viel. Da darfst du maximal 25, 26 Tore kriegen. Wir müssen an unserer Abwehrarbeit und an unserem Rückzugsverhalten arbeiten“, sagte der zehnfache Stiere-Torschütze Kevin Herbst gegenüber der Schweriner Volkszeitung.

Der HSV Hannover siegte souverän bei der HSG Ostsee mit 27:22 und leistete für den Lokalrivalen TSV Burgdorf II, der 35:27 gegen die HG Hamburg-Barmbek siegte.

Staffel Mitte: Der nächste Tabellenführer

Staffel Mitte: Der nächste Tabellenführer
Jubel nach dem Coup gegen die SG Leutershausen beim HC Elbflorenz II. -Foto: facebook/HC Elbflorenz

Nachdem am Freitagabend die HSG Rodgau Nieder-Roden bei der HSG Hanau einen Zähler einbüßte, ließ auch die SG Leutershausen überraschend beim HC Elbflorenz Federn das gleiche Schicksal ereilte die SG Nußloch in eigener Halle gegen Eintracht Baunatal. Großer Nutznießer des verrückten Spieltages war der TV Großwallstadt. Der hielt sich bei der schweren Auswärtsaufgabe bei TV Germania Großsachsen schadlos und übernahm die Tabellenspitze.

Eine Woche vor dem Topspiel gegen die HSG Rodgau Nieder-Roden, für das aufgrund einer Sponsoren-Aktion bereits mehr als 2.000 Tickets abgesetzt sind, spielte der TVG von Beginn aus einem Guss und ließ keinen Zweifel daran aufkommen, welche Mannschaft das Parkett als Sieger verlassen würde. Ab der 40. Minute feierte auch der während der vergangenen Woche verpflichtete Keeper Can Adanir (Rhein-Neckar Löwen II) seinen Einstand und fügte sich laut Coach Ralf Bader „super“ ein. Am Ende stand ein ungefährdeter 32:24-Auswärtssieg zu Buche. „Es ist schon ein Unterschied, ob auf der Anzeigetafel plus acht steht, anstatt plus eisn wie zum Beispiel in Hanau“, so Bader.

Ernüchterung herrschte hingegen in Nußloch. Gegen den Favoritenschreck aus Baunatal kassierte die gastgebende SG eine 31:33-Niederlage. „Natürlich hat uns Christian Zeitz gefehlt, aber dann sind eben andere gefordert und dass diese dafür in die Bresche springen, habe ich heute nicht gesehen“, erklärte SGN-Trainer Marc Nagel im Trainergespräch. Und Jochen Geppert ergänzte: „Das was wir die letzten vier Spiele abgerufen haben, ließen wir heute vermissen.“ Nach einer Krise befindet sich Baunatal wieder auf dem Vormarsch und hat sich wieder ins Mittelfeld hochgekämpft. „Ich habe gemerkt, dass sich jeder wegen des vergangenen Wochenendes seine Gedanken gemacht hat. Und das hat uns den Erfolg gesichert“, sagte Eintracht Trainer Jens Weinreich in Bezug auf die 33:34-Niederlage gegen Elbflorenz II.

Auch die SG Leutershausen ist außer Tritt geraten. Beim Kellerkind HC Elbflorenz verloren Roten Teufel mit dem exakt gleichen Ergebnis wie der Nußloch-Bezwinger 33:34 und mussten die längste Heimreise der Saison ernüchtert antreten. Auch die zehn Treffer von Gianluca Pauli konnten die Niederlage nicht verhindern, weil Elbflorenz in Eric Meinhardt (13/6) einen noch treffsicheren Akteur besaß.

Bad Neustadt weiter sieglos

In der Verfolgergruppe kommt die HSG Bieberau-Modau wieder besser in Fahrt und drehte noch den 10:15-Halbzeit-Rückstand beim SC DHfK Leipzig II in einen 26:26-Sieg. Der TV Kirchzell kam in letzter Sekunde durch Maximilian Gläser in eigener Hale noch zu einem 30:30-remis gegen die HG Oftersheim/Schwetzingen. Die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen sicherte sich gegen das weiterhin sieglose Schlusslicht HSC Bad Neustadt mit 20:17 die nächsten Zähler und der Northeimer HC trennte sich in eigener Halle gegen den TV Gelnhausen 29:29.

Staffel Süd: Pfullingen stürzt Spitzenreiter

Staffel Süd: Pfullingen stürzt Spitzenreiter
Kevin Klier zeigte sich gegen Pforzheim in Topform.-Foto: TuS 04 KL-Dansenberg

Sieben Spiele lang gab es für den TV Plochingen nichts zu holen. Im Krisengipfel gegen die TSG Haßloch (2:10 Punkte aus den letzten sechs Spielen) reichte es endlich wieder zu einem Sieg für die Gastgeber. Zum34:27 steuerte Christos Erifopoulos wieder einmal 12 Treffer bei. Der Heimsieg geriet zu keinem Zeitpunkt in Gefahr. „Endlich ist der Knoten geplatzt. Wir haben wieder das gezeigt, was wir zu Saisonbeginn auf die Platte gebracht haben“, freute sich Erifopoulos gegenüber der Esslinger Zeitung. Haßlochs Kapitän Kevin Seelos stellte fest: „Plochingen war kämpferisch mehr da, hat den Sieg mehr gewollt und verdient gewonnen.“

Richtig in Schwung ist aktuell der HC Erlangen II. Die Bundesliga-Reserve feierte mit dem 26:23-Heimerfolg über den TV Willstätt den mittlerweile dritten Sieg in Reihe, während es für die weitere Abstiegskonkurrenz – außer Plochingen – ausnahmslos Niederlage setzte. Der TV Hochdorf war gegen den Spitzenreiter TuS Fürstenfeldbruck machtlos (28:34), weil die Panther in Felix Kerst (13/4) einen sicheren Volltrecker besaßen. Auch die TSV Blaustein war chancenlos: Bei der heimstarken HG Saarlouis unterlag der Aufsteiger 35:28. Die Gastgeber bauten ihre Heimbilanz somit auf 11:1 Punkte aus. Die Heimbilanz des TuS 04 KL-Dansenberg kann da nicht mithalten. Doch mit dem23:22-Sieg gegen die TGS Pforzheim beginnen die Pfälzer, an dieser Stellschraube zu drehen. Aufgrund der guten Auswärtsbilanz von 10:2 Punkten steht der TuS auf Rang vier der Tabelle.

Dansenberg ist auch Vierter, weil die TSB Heilbronn-Horkheim in eigner Halle gegen den SV Kornwestheim stolperte. Die Salamander siegte deutlich 33:27 und hatten in Felix Kazmeier einen Rückraumspieler, der mit 16 Treffern einen absoluten Sahnetag erwischte. Somit entführte der Außenseiter beide Punkte und verschafft sich im unteren Mittelfeld Luft gegenüber den bedrohten Rängen. Hunters-Coach Michael Schweikhardt war verständlicherweise angefressen: „Jetzt muss man einige Dinge auch mal unangenehm ansprechen," so Schweikhardt gegenüber der Heilbronner Stimme und erwartet von seiner Mannschaft vor dem kommenden Derby gegen den HC Oppenweiler/Backnang eine Reaktion.

Überragendes 19-Tore-Duo

Das Topspiel des Spieltages steig in Pfullingen zwischen dem gastgebenden VfL (Dritter) und dem Spitzenreiter HBW Balingen-Weilsteten II. Zu Beginn ging es ausgeglichen los, die Gäste legten vor, der VfL hielt den Anschluss. So dauerte es bis zur 25. Minute, bis der VfL nach dem zwischenzeitlichen 3:2 (5./Paul Prinz) wieder in Führung ging – beim 14:13 erzielte Marc Breckel einen seiner zehn Treffer des Abends. Bis zur Pause zog nun der VfL die Zügel an und legte auf 19:16 vor.

Schon früh bewies Pfullingen Herz und Leidenschaft. Im Angriff erkämpfte sich das Team um Kapitän Micha Thiemann nach Abprallern die zweite Wurfchance. In der 22. Minute traf Daniel Schlipphak nach einer Parade zum 11:11.

Mit Beginn der zweiten Hälfte legte der VfL von Trainer Daniel Brack zunächst mit einem 4:0-Lauf auf 23:17 vor, erhöhte auf 26:19 (39.) Auf Pfullinger Seite klappte sehr viel, auf der anderen Seite wankte Spitzenreiter HBW II bedenklich. Die Zuschauer wurden vom Team um die stark aufspielenden Marc Breckel (zehn Treffer), Christian Jabot (9/5) und Alexander Schmid (fünf Treffer) sowie um Lukas List (3), Niklas Roth (2) und Lukas Fischer (1) ebenso mitgerissen wie von den vor allem in der Abwehr eingesetzten Micha Thiemann (2) und Paul Prinz (2). Mit 12 Paraden konnte zudem Daniel Schlipphak glänzen – er entschied das Torhüterduell an diesem Abend klar für sich. Was sich in diesem Bereich seit Beginn der Vorbereitung weiterentwickelt hat, fällt ebenso auf, wie die Spielfreude und die Nervenstärke, die man beim VfL neuerdings an den Tag legt.

Wer nun jedoch damit gerechnet hatte, dass man nun einem sicheren Heimsieg entgegensteuere, der sah sich ein weiteres Mal getäuscht. Es folgte der wildeste Teil der Achterbahnfahrt, der bis zum Ende dauern sollte. Nach einer Auszeit fanden die Gäste wieder zurück in die Partie, kämpften sich ein Tor ums andere heran. Der VfL fand zwar immer wieder verhaltene Antworten, verteidigte seine Führung. Doch der Torhüterwechsel des HBW II, drohte nun, die Partie noch einmal zu kippen. In der 58. Minute erzielten die Gäste den Anschluss zum 34:33. Nach Auszeiten auf beiden Seiten erzielte Breckel neun Sekunden vor Spielende den Siegtreffer zum 35:33.

André Dorster, Trainer des HBW II, meinte nach der Partie: „wir hatten uns den Abend anders vorgestellt, der VfL hat jedoch überragend gespielt“. Er lobte zudem die „tolle Kulisse“ mit zahlreichen Fans auch aus Balingen.

VfL-Trainer Daniel Brack, der im zurückliegenden Spitzenspiel gegen Fürstenfeldbruck noch das Matchglück vermisste, freute sich, dass dieses nun wieder da war und lobte sein Team, das „immer volles Rohr gehe“ und sich dabei immer weiter stabilisieren würde. Er bestätigte auch, „dass die beiden Punkte hart erarbeitet waren“.

cb/pm vfl pfullingen

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