Spieltag14: Rostock hat es wieder in der eigenen Hand
Jonas Ottsen und Empor Rostock haben den DRHV wieder im Blick. - Foto: Sebastian Heger
03.12.2019 Männer

Spieltag14: Rostock hat es wieder in der eigenen Hand

Eine mit 4.616 Zuschauern ausverkaufte Stadthalle Rostock erlebte ein Handballfest. Der HC Empor Rostock gewann das mit Spannung erwartete Topspiel gegen den Dessau Rosslauer HV souverän und brachte den Gästen, die von 300 Fans begleitet wurden, die erste Saisonniederlage bei. In der Staffel Süd steigt die Euphorie rund um den TuS Fürstenfeldbruck immer weiter an. Nach dem Sieg im Spitzenspiel gegen den HBW Balingen-Weilstetten ist nun die Meisterschaft das offizielle Saisonziel.

Staffel Nord-West: Neff-Debüt geglückt

Es war sicherlich eine menge Druck auf dem Kessel. Sieben Tage nach der Heimniederlage gegen die SG Menden und wenige Tage nach der Vertragsunterzeichnung des Kriebel-Nachfolgers Stefan Neff, siegte die Eintracht gegen den OHV Aurich 31:26. Halbzeit eins verlief aus Sicht der Hausherren lange Zeit wie erhofft. Nach der Hagener 9:5-Führung kamen die Gäste immer stärker auf und hatten bis zur Pause auf 12:13 verkürzt. Nach dem Seitenwechsel führte Aurich sogar 16:15 (37.), ehe sich die Eintracht wieder vorbei schob und ab der 51. Minute (25:24) für die Entscheidung sorgte. In den kommenden Wochen wollen die Hagener den Druck auf die Konkurrenten im Spitzenfeld erhöhen.

Jannik Oevermann war bester Werfer im Mühlenkreis-Derby. - Foto: Bendig

Unter anderem auf den Wilhelmshavener HV. Der hatte bei der kampfstarken SG Menden sehr viel Arbeit als erwartet, siegte aber am Ende erwartungsgemäß mit 27:23 (13:12). „Wir müssen von der ersten Sekunde an hellwach sein und dem Gegner früh den Schneid abkaufen. Wenn uns das nicht gelingt, könnte es unangenehm werden“, unterstrich WHV-Trainer Christian Köhrmann die Schwere der Aufgabe im Vorfeld. Und so sollte es kommen. Die 442 Fans peitschten die Wölfe nach vorne und die führte rund zwei Minuten vor dem Gang in die Kabinen sogar mit 12:10. Doch anders als noch in Volmetal ließ sich der Spitzenreiter nicht von einem Kellerkind überrumpeln, blieb cool und startete halbzeitübergreifend einen 13:2-Lauf zum 23:14 (43.).

Die beiden weiteren Spitzenteams TuS Spenge und SG Schalksmühle-Halver gaben sich am 14. Spieltag keine Blöße. Die SGSH Dragons schickten den TuS Volmetal mit einer 19:33-Derbypackung auf die kurze Heimreise. In dem hitzigen Nachbarschaftsduell sorgten die Dragons mit einer sattelfesten Abwehr gleich zu Beginn für klare Verhältnisse und führte 12:3 (17.). Außerdem beging Volmetals Silas Kaufmann eine Tätlichkeit und sah die Blaue Karte (24.). Das Spiel vor 680 Fans war entschieden. Den letzten Treffer der Partie erzielte der insgesamt elfmal erfolgreiche Christopher Klasmann. Dessen Vertragsverlängerung um weitere zwei Jahre gab die SGSH unter dem Jubel der Anhänger vor dem Anwurf bekannt.

Auch in dem Duell zwischen der Ahlener SG und dem TuS Spenge ging es um Derbypunkte. Die wären für die ASG im Abstiegskampf besonders wichtig gewesen. Doch der letztjährige Dritte erwies sich als zu stark für Münsterländer. Bis zum 20:19 führten stets die Hausherren, gaben aber die zum Teil sehr deutlichen Führungen aus der Hand. Gestützt auf den zehnfachen Torschützen Fynn Prüßner zog Spenge nun davon und bleibt in der Tabelle Dritter.  

Auch weil der Longericher SC in eigener Halle gegen das Team HandbALL Lippe II patzte. Die 20:15-Halbzeitführung und auch der 26:22-Vorsprung in der 45. Minute brachte Longerich nicht ins Ziel. Mann des Spiels auf Seiten der Lipper war Jaques Tironzelli, der zehn Treffer erzielte, unter anderem die Tore zum 26:27, 27:29, 28:29, 29:29. Trotzdem bleibt der LSC nach Minuspunkten gerechnet Tabellenzweiter. Die Lemgoer Bundesliga-Reserve ist Siebter, einen Platz vor den Rhein Vikings.

Die Wikinger hatten in Gummersbach knapp das bessere Ende für sich und siegten 27:26. Moritz Görgen traf 26 Sekunden vor Schluss zu Sieg und ließ die Gäste nach zwei Niederlagen in Folge wieder jubeln. Die VfL-Zweite hingegen verpasste es, sich nach den Ergebnissen des Spieltages noch weiter von der Abstiegszone zu entfernen.

In dieser mittendrin befindet sich der Leichlinger TV. Im Derby bei den Bergischen Panthern unterlag der LTV 21:28 und befand sich eigentlich nie richtig in Schlagdistanz. Auch, weil mit Valdas Novickis (36.) und Thorben Richartz (49.) Rote Karten sahen. Die 638 Zuschauer sahen also ein mehr oder weniger einseitiges Derby des Rheinisch-Bergischen Kreises.

Der Leichlinger Mitkonkurrent GWD Minden II unterlag ebenfalls im Derby. Bei LiT Tribe Germania kämpfte das Schlusslicht bei der 22:25-Niederlage wacker, verlor aber zwischen der 41. und 46. Minute entscheidend den Anschluss. In dieser Phase setzten sich die Hausherren im kleinen Mühlenkreisderby vom 16:16 auf 19:16 ab und verteidigten den Vorsprung sicher.

Staffel Nord-Ost: Spannung im Titelkampf

Staffel Nord-Ost: Spannung im Titelkampf
Niklas Jung und die HSG Ostsee waren in Vinnhorst chancenlos. - Foto: Verein

Das absolute Topspiel in der Staffel war eine eindeutige Angelegenheit. Vor 4.616 Zuschauern feierte der HC Empor Rostock gegen den bis dahin verlustpunktfreien Spitzenreiter Dessau Rosslauer HV einen ungefährdeten 32:26-Heimsieg und macht den Titelkampf wieder spannend. Rostock gab von Beginn den Ton an und erarbeitete sich die Möglichkeit, den Staffelsieg wieder aus eigener Kraft zu schaffen und den Norddeutschen Meistertitel zu verteidigen. Das Rückspiel in Dessau steigt am 19. April und in Rostock herrscht nach dem „Sieg mit Signalwirkung“ (Sportbuzzer) noch mehr Euphorie, dass es am Ende der Spielzeit mit der Rückkehr in die 2. Bundesliga klappen könnte. „Das war nicht nur ein Sieg, das war ein wichtiger Impuls für unseren weiteren Weg“, betonte Vereinschef Tobias Woitendorf gegenüber der Ostsee-Zeitung. Trotz der Niederlage fand DRHV-Abwehrchef Daniel Schmidt auch Positives: „Die Atmosphäre in der Stadthalle war ein echtes Gänsehaut-Feeling. Auch dass wieder so viele unserer Fans mit waren, um uns zu unterstützen, ist ein großartiges Gefühl. Es werden von Spiel zu Spiel scheinbar mehr Fans, die zu unseren Auswärtsspielen mitfahren.“

Nicht nur der Titelkampf ist wieder spannend, das Fernduell zwischen dem TuS Vinnhorst und dem TSV Altenholz um Rang drei auch. Vinnhorst setzte sich in eigener Halle problemlos gegen die HSG Ostsee 30:20 durch und der TSV Altenholz kam nach der knappen 17:16-Pausenführung bei der HG Hamburg-Barmbek noch zu einem ungefährdeten 36:29-Auswärtssieg und feierte den vierten Sieg in Serie. Das Duo Malte Voigt (9/1) und Malte Abelmann-Brockmann (11/2) satte 20 Treffer bei.  

Noch besser als Abelmann-Brockmann traf Frederik Simak für die Füchse Berlin II gegen den SC Magdeburg II. Insgesamt zwölf Treffer, fünf per Strafwurf, gingen auf das Konto des Rückraumspielers. Trotzdem reichte es nicht zum Sieg in diesem wichtigen Abstiegsduell.

Sebastian Czok entscheidet Derby

Sebastian Czok entscheidet Derby
Sebastian Czok gelang mit seinem achten Treffer das Siegtor. Foto: Verein

Auch die Partie zwischen dem Oranienburger HC und Handball Hannover-Burgwedel hatte eine große Bedeutung für den Abstiegskampf. Die Gastgeber durchbrachen mit dem 27:18 (16:8)-Heimsieg die Negativserie (5 Niederlagen). Für die Gäste setzt die sich weiter fort und hat sich auf neun punktlose Spiele ausgeweitet.  

Ganz wichtige Zähler im Kampf um den Ligaerhalt sammelte die TSV Burgdorf II. Die Mecklenburger Stiere bereiteten den Jungrecken wenig Kopfzerbrechen und waren mit der 31:40 (11:18)-Niederlage sogar noch gut bedient. Veit Mävers trug 13/2 Tore zum Sieg seines Teams bei, die zehn Tore von Stiere-Akteur Adam Papadopulos halfen den Mecklenburgern nicht.

Bester Werfer im Derby zwischen dem HSV Hannover und Eintracht Hildesheim war Sebastian Czok. Mit seinem achten Treffer besiegelte der Linkshänder den 27:26 (14:10)-Endstand und den achten Saisonsieg. Der bewirkt, dass die Anderter und die Eintracht nun punktgleich im Mittelfeld stehen. Für den HSV eine durchaus erfreuliche Momentaufnahme, für Hildesheim eine Enttäuschung.

Staffel Mitte: Großwallstadt reibt sich die Hände

Wie erwartet hielt sich der große Titelfavorit und Tabellenführer TV Großwallstadt gegen das weiter sieglose Schlusslicht HSC Bad Neustadt schadlos, siegte vor eigenem Anhang sicher 34:23 und baute aufgrund der Punkteteilung zwischen der HSG Rodgau Nieder-Roden und der SG Leutershausen den Vorsprung auf die Verfolger auf drei Punkte aus.  Nach dem überzeugenden Sieg im Spitzenspiel gegen die HSG Rodau Nieder-Roden vor mehr als 2.000 Zuschauern genügte dem TVG eine solide Leistung. Trotzdem einige Leistungsträger krankheits- oder verletzungsbedingt nicht zur Verfügung standen. Aber auch bei den Gästen war reichlich Platz auf der Bank. Neben vier Stammspielern fehlt auch die beiden Coaches Frank Ihl und Benjamin Trautvetter aus beruflichen Gründen. Bis zum 8:8 hielten die Gäste mit, dann setzte sich die Qualität des Zweitliga-Absteigers durch.  Die wird auch am kommenden Freitag beim schweren Auswärtsspiel bei der HSG Bieberau-Modau gefragt sein.

Die HSG hält nach der knappen 23:25-Niederlage bei der HG Oftersheim/Schwetzingen trotzdem noch Anschluss an das vor ihr platzierte Trio SG Nußloch, SG Leutershausen und Rodgau Nieder-Roden. Mitverantwortlich für die Niederlage machten die Falken auch die Disqualifikation (Schiedsrichter-Beleidigung) für ihr Offensiv-Ass Janko Kevic.

Das Torjäger-Duo Philipp Urlich (10) und Jan Tribeskorn (9/5) führten den TV Germania Großsachsen zum 40:27-Kantersieg über den SC DHfK Leipzig II und überflügelte damit den spielfreien TV Gelnhausen und schiebt sich bis auf einen Zähler an die Messestädter (Platz 10, 14:14) heran.

Somit besteht die Gruppe des akut abstiegsbedrohten Teams aus vier Mannschafen. Unter anderem zählt der TV Kirchzell hinzu. Der hatte sich gegen die HSG Dutenhofen/Münchholzhausen II einiges ausgerechnet, kassierte aber eine bitter 21:28-Niederlage und konnte aus der 24:33-Niederlage des HC Elbflorenz II bei der HSG Hanau kein Kapital schlagen.  Am kommenden Spieltag geht es nach Leipzig, und die Grün-Weißen wollen sich sicher für den schwachen Auftritt in Hirschberg rehabilitieren.

Beim Verfolgerduell zwischen der HSG Rodgau Nieder-Roden und der SG Leutershausen ging es hoch her. Beide Teams schenkten sich bei wechselnden Führungen nichts und am Ende freuten sich die „Baggerseepiraten“ aufgrund der schwierigen personellen Lage über einen Punktgewinn im vierten Spitzenspiel hintereinander. Trotz des in der Schlusssekunde verworfenen Strafwurfes von Timo Kaiser, den SG-Keeper Alexander Hübe parieren konnte. „Ein normales Handballspiel hat irgendwann den Spannungshöhepunkt erreicht“, sagte SGL-Coach Coach Frank Schmitt: „Heute ging es aber irgendwie immer weiter, immer weiter.“ Der Übungsleiter war mit dem Punktgewinn bei den Hessen, den er als glücklich bezeichnete, zufrieden, schließlich verhinderte sein Torhüter im letzten Moment, dass die Teufel bei den Piraten baden gegangen wären. Er sprach von einem guten Handballspiel mit zwei Spitzenmannschaften: „Das Unentschieden geht, denke ich, in Ordnung, wenn man das ganze Spiel betrachtet.“

Die SG Nußloch schloss aufgrund des ungefährdeten 37:28-Auswärtsieges beim Northeimer HC wieder zur den Baggerseepiraten und den Roten Teufeln auf. Alle drei Teams weisen eine Bilanz von 20:8 Punkten auf.

Staffel Süd: Fürstenfeldbruck lässt sich von Jung-Galliern nicht stoppen

Die heimische Presse überschlägt sich aktuell förmlich, wenn sie über den TUS Fürstenfeldbruck berichtet. Der Tabellenführer hielt sich auch gegen den HBW Balingen-Weiltstetten schadlos und siegte in einem tollen Spitzenspiel 37:31. So weit so gut. Doch während schon nach dem tollen Saisonstart die Spieler von der Meisterschaft träumten, wiegelte Trainer Martin Wild ab. Doch nun nahm er gegenüber der Süddeutschen Zeitung erstmalig das Wort Aufstieg in den Mund“.  „Wir müssen zusammenhelfen, um den finanziellen Rahmen hinzubekommen, und Lösungen finden, um den Handball in Fürstenfeldbruck auf ein neues Level zu heben“, sagte der Trainer in der Pressekonferenz. Vielleicht auch, um die Begeisterung am Kochen zu halten. Denn die ist, das beweisen nicht nur die 1.000 Zuschauer im Panther-Käfig – riesig. Zum kommenden Auswärtsspiel beim TSV Blaustein werden mehr als 200 Fans mit in die Nähe von Ulm reisen, um dort eine weitere Handballparty feiern wollen.

Partystimmung ob des guten Saisonverlaufs herrscht sicher auch in Pfullingen. Der Tabellenzweite (23:5) hält den Druck auf den Tabellenführer (26:4) durch den schmucklosen 34:29-Heimsieg über Aufsteiger TV Hochdorf aufrecht. Im Übrigen war es der 60. seit Einführung der 3. Liga für die Pfullinger. Für Hochdorf bleibt die Lage im Abstiegskampf weiter brenzlig.

Das galt auch für die TSG Haßloch und nach diesem Spieltag mehr denn je beim TV Willstätt. Das klassische Vier-Punkte-Spiel entschied der neue Tabellenzehnte aus der Pfalz mit 28:20 für sich. Mit nun elf Zählern auf dem Konto kann man die kommenden Aufgaben etwas entspannter angehen. Und mit dem zweiten Sieg in Folge im Rücken ist vielleicht auch bei der TGS Pforzheim etwas zu holen.

Die hatte beim HC Oppenweiler/Backnang mit 27:32 das Nachsehen. Das Ergebnis hätte aber deutlich schlimmer ausfallen können, schließlich führten die in eigener Halle bärenstarken HCOB-Handballer bereits zur Pause mit 16:7. Mit dem Sieg bauten die Gastgeber ihre Heimbilanz auf 14:2 Punkte aus und stehen in dieser Wertung auf Rang zwei hinter der TSB Horkheim (ebenfalls 14:2). Bisher einziges verlustpunkfreies Heimteam ist derzeit Balingen-Weilstetten II (10:0).  

Das aktuell beste Heimteam, die TSB Heilbronn-Horkheim, untermauerte diesen Status mit dem recht ungefährdeten 33:29-Heimsieg über die HG Saarlouis. Die steht trotz der miserablen Auswärtsbilanz (2:14) immer noch auf dem gesicherten achten Tabellenplatz. Den Monat November beschlossen Saarlouis mit einer Bilanz von 3:5 Punkten.

Anders sieht die Welt beim HC Erlangen II aus. Im November kletterte man mit nun 7:1 Punkten vom Tabellenende auf Rang zwölf. Die perfekte November-Bilanz verpassten die Franken durch das 30:30-Remis bei den starken Rhein-Neckar Löwen II, die mit 17:11 Punkten im gesicherten Mittelfeld stehen. Erlangen zählt aber trotz des Laufes zu den stark gefährdeten Teams.  

Das trifft auch auf das Schlusslicht TSV Blaustein zu. Der TSV war beim SV Salamander Kornwestheim chancenlos und verlor 26:35. Bis Weihnachten hat der Aufsteiger noch die schweren Aufgaben Fürstenfeldbruck (Heim), HCOB (Heim) und TuS 04 KL-Dansenberg (auswärts) vor der Brust. Dansenberg gewann bereits vor einer Woche beim TV Plochingen 33:32.