Die Gesichter der Liga - Ein Olympiasieger in Vinnhorst
Davor Dominikovic bei seiner Unterschrift beim TuS Vinnhorst.Foto: Verein
23.09.2020 Männer

Die Gesichter der Liga - Ein Olympiasieger in Vinnhorst

In neun Tagen beginnt eine aufgrund der Corona-Pandemie besondere Spielzeit. Die Vereine standen und stehen vor großen Herausforderungen. Die vier Staffeln der 3.Liga gehen zudem in der anstehenden Spielzeit mit 72 Mannschaften an den Start, das macht stolze34 Spieltage und insgesamt 1.224 Spiele in den vier Männer-Staffeln. Wir werfen einen kleinen Blick voraus und schauen auf die Protagonisten, die die prägenden Gesichter der Liga sein könnten.

Staffel Nord-Ost

Stephan Just (SC Magdeburg II)

Zwar absolvierte Stephan Just „nur“ 14 Länderspiele für die DHB-Auswahl. Doch mit 1.714 Toren in 417 Erstliga-Spielen zählt „Apollo“ immer noch zu den torgefährlichsten Spielern der Bundesliga und war bei seinen Profi-Stationen auch immer ein kämpferisches Vorbild. Nun kehrte der gebürtige Eisenacher, der auch für den Traditionsverein aus Thüringen auflief, zu seiner zweiten Profistation nach Magdeburg zurück und übernimmt die Verantwortung für die Drittligamannschaft. Davor sammelte Just Trainererfahrungen im Jugendbereich des ASV Hamm-Westfalen und bei GWD Minden und coachte im Männerbereich die ASV-Profis sowie den Männer-Oberligisten TSG AH Bielefeld.

Volker Mudrow (MTV Braunschweig)

Volker Mudrow schaffte mit dem MTV Braunschweig den direkten Wiederaufstieg. Bereits seit 2013 ist Mudrow wieder bei den Niedersachsen als Coach tätig. Nach seiner aktiven Bundesliga-Karriere, die durch eine Knieverletzung schon früh endete, heuerte Mudrow bereits 1998 erstmals bei den Braunschweigern an. Im November 2001 übernahm Mudrow den Bundesligisten SG VfL/BHW Hameln als seinerzeit jüngster Bundesligatrainer aller Zeiten. Es folgte die Station beim TuS Nettelstedt, der Trainer mit dem TBV Lemgo große Erfolge feierte und seitdem als Erfinder der schnellen Mitte gilt. In seinen zwei Amtszeiten bei den Lippern holte Mudrow 2003 die Deutsche Meisterschaft und gewann zweimal den EHF-Pokal. 2003 wurde er außerdem Trainer des Jahres.

Jens Häusler (HSG Ostsee)

Prominente Namen sind auf der Trainerbank der HSG Ostsee fast schon Gewohnheit. Den Verein aus Grömitz und Neustadt erlebte unter dem ehemaligen Nationalspieler Thomas Knorr den Aufstieg bis in die 3.Liga. Nun einige Jahre später übernimmt Jens Häusler. Der Ex-Profi gewann als Co unter Trainer Martin Schwalb mit dem HSV Hamburg 2013 die Champions-League. Häusler spielte als Profi für die HC Wuppertal (jetzt Bergischer HC), SG Kronau-Östringen (jetzt Rhein-Neckar Löwen) und der SG Wallau/Massenheim. Als Cheftrainer der HSV-Handballer erreiche Häusler das Finale um den EHF-Cup 2015.

Staffel Nord-West

Davor Dominikovic (TuS Vinnhorst)

So viele internationale Medaillen, unter anderem Olympia-Gold 2004, mit der kroatischen Nationalmannschaft und dazu noch einen Titel in der Champions-League und im EHF-Pokal. Mit Davor Dominikovic hat die 3. Liga wieder einen waschechten Weltmeister. Nach seiner aktiven Karriere, die ihn unter anderem zu den Topklubs THW Kiel, FC Barcelona und Paris HB und dem HSV Hamburg. Die erste Trainerstation führte ihn zum RK Dubrava, dann zum MRK Sesvete in Kroatien. Als Trainer der U21-Nationalmannschaft seines Heimatlandes gewann der 2,03 Meter große Hüne die Vizeweltmeisterschaft. Nun war der ambitionierte TuS Vinnhorst zur kommenden Saison auf Trainersuche, angelte sich den Kroaten und stattete ihn mit einem Drei-Jahres-Vertrag Vertrag aus. „Seine Erfahrung ist nicht mit Gold aufzuwiegen und auch den Aufbau professioneller Strukturen ist er von seinem Engagement bei Sesvete gewohnt“, hieß es in der Pressemitteilung des Klubs. Die Verpflichtung des 42-Jährigen ist sicher ein Fingerzeig, wohin die Reise des Klubs gehen soll. Der hatte vor der Verpflichtung Dominikovics auch beim langjährigen Recken-Coach Christopher Nordmeyer und beim Ex-Bundestrainer Christian Prokop angefragt.

Mark Schmetz (SGSH Dragons)

Mark Schmetz, 103-facher Nationalspieler für die Niederlande, öffnete die Tür in den deutschen Profibereich für weitere Handballer aus dem Nachbarland. Mit TuSEM Essen gewann Schmetz 2005 den EHF-Pokal und war somit er erste Handball-Europapokalsieger des Landes überhaupt. Schmetz tritt die Nachfolge seines langjährigen Esseners Mannschaftskollegen Mark Dragunski an. Beide gingen übrigens mit dem TuSEM nach dem Finanz-Aus auch den Weg in die damalige Regionalliga mit. Schmetz‘ erste Station in Deutschland war übrigens der damalige Zweitligist TSG Herdecke, nur rund 30 Kilometer entfernt von seiner ersten Trainerstation in Deutschland. In den Niederlanden feierte der erfolgreichste Handballer seines Landes mit HV KRAS/Volendam und den Limburg Lions zwei Meistertitel und einen Pokalerfolg. Schmetz ist in besitz der höchsten europäischen Trainerlizenz, dem EHF Master-Coach. „Der Handball hat einen anderen Stellenwert in Deutschland. Das sieht man ganz deutlich in den Hallen bei den Spielen“, sagte Schmetz bei seiner Vorstellung gegenüber der Meinerzhagener Zeitung.

Evars Klesniks (LIT 1912)

Evars Klesniks, gewann gemeinsam mit Schmetz 2005 mit TuSEM Essen den EHF-Pokal und spielte im weiteren Verlauf seiner Karriere noch für GWD Minden, die HSG Wetzlar und gab mit 39 Jahren noch einmal im Blitz-Comeback beim TBV Lemgo-Lippe. Außerdem schaffte der Linkshänder mit Lettland erstmals die Qualifikation für die Handball-EM 2020 und ärgerte dort in der Vorrunde unter anderem auch die DHB-Auswahl, die nur hauchdünn mit 28:27 gewann. „Abseits des Leistungssports spielt man da, wo es einem viel Spaß macht“, kommentierte der 40-Jährige seine Rückkehr zum ostwestfälischen Drittligisten und beschreibt seine Rolle: „Ich bin für die Ordnung in der Mannschaft zuständig. Auf dem Spielfeld, aber auch außerhalb.“

Staffel Mitte

Benjamin Herth (HSC Bad Neustadt)

Der sprunggewaltige US-Amerikaner Gary Hines, der Dauerbrenner in der RTL-Show Ninja Warrior, hat den Verein verlassen. Dafür konnten die Rotmilane im langjährigen Bundesligaspieler Benjamin Herth einen anderen bekannten Namen präsentieren. Herth spielte als Profi für den HBW Balingen-Weilstetten, den TBV Lemgo, den TuS N-Lübbecke und den SC DHfK Leipzig. Danach schloss sich dich Herth den DJK Rimpar Wölfen an. Insgesamt kam er auf annähernd 300 Bundesligaspiele, in denen der Spielmacher auch das eine oder andere Mal als „fliegender Torwart“ auf sich aufmerksam machte und bei den gegnerischen Mannschaften Verwirrung auslöste.

Heiko Karrer (TV Kirchzell)

Auch der TV Kirchzell weiß in der kommenden Spielzeit einen prominenten Namen in seinen Reihen, beziehungsweise an der Seitenlinie. Heiko Karrer übernahm zu dieser Spielzeit das Traineramt. Karrer spielte eine gefühlte Ewigkeit für den Traditionsverein TV Großwallstadt und gewann mit der DHB-Auswahl die EM-Bronzemedaille 1998 und erreichte ein Jahr später Platz fünf bei der Weltmeisterschaft.

Staffel Süd

Staffel Süd
Jessica Bregazzi. Foto: Verein

Holger Löhr (HG Oftersheim/Schwetzingen)

Seit drei Jahren schon betreut Holger Löhr die Drittliga-Handballer in seiner Heimatstadt. Als quirlige Linkshänder lief Löhr, der den Spitznamen „Spiky“ trägt, 95 Mal für die DHB-Auswahl auf und erzielte dabei 219 Tore. Löhr spielte bereits als 16-Jähriger beim TSV Oftersheim in der 2. Handball-Bundesliga. Danach wechselte er zum VfL Pfullingen. Dort spielte zur damaligen Zeit auch Markus Baur. Bei seiner ersten Trainerstation führte Löhr den Traditionsverein SG Leutershausen von der Oberliga Baden-Württemberg in die 2. Bundesliga. Für die als Wintermärchen in die Handball-Geschichtsbücher eingegangene Heim-WM war Löhr Botschafter. Der kampfstarke Linkshänder erzielte in seiner Profi-Laufbahn bei seinen Stationen SG Leutershausen, VfL Gummersbach, TV Großwallstadt und SG Willstätt/Schutterwald sowie der SG Kronau-Östringen 999 Feldtore.

Jessica Bregazzi (HSG Konstanz II)

Die Zweitliga-Reserve der HSG Konstanz ließ mit einer Personalie aufhorchen. Von der Saison 2020/21 wird Jessica Bregazzi das Sagen an der Seitenlinie haben. Ihr Vorgänger Matthias Stocker wollte kürzertreten und mit der Neubesetzung des Trainerpostens verblüffte die HSG außenstehende Handballkenner. „Ich war selbst etwas überrascht, dass ich in der engeren Auswahl war“, sagte Bregazzi der Pforzheimer Zeitung. Bregazzi spielte in Pforzheim 15 Jahre lang. Dabei war es immer das Ziel der 26-Jährigen gewesen, irgendwann einmal eine Männermannschaft zu trainieren. Der Handball wurde ihr quasi in die Wiege gelegt. Ihr Vater war zusammen mit Carsten Klavehn und Tom O’Brannagan für die irische Nationalmannschaft verantwortlich. Kennern wird der Name Bregazzi in der 3. Liga Süd bekannt vorkommen. Bis zum Ende der letzten Saison spielte Bregazzis Christopher noch bei der TGS Pforzheim, beendete nun aber seine Laufbahn. Damit bleibt ein Familienduell aus.