Die Aufsteiger der 3. Liga Nord-West
Ein Freund markiger Sprüce: ASV-II-Trainer Dirk Schmidtmeier. - Foto: Bendig
26.09.2020 Männer

Die Aufsteiger der 3. Liga Nord-West

Der ATSV Habenhausen führt eine Tradition fort: Der amtierende Sieger des DHB-Amateur-Pokals findet sich einige Monate später in der 3. Liga wieder. Das gelang schon dem DHK Flensborg, der SG Langenfeld und dem TuS Spenge. Die Ostwestfalen stiegen aber erst nach dem zweiten Pokaltriumph auf, haben sich aber inzwischen in der 3. Liga mehr als nur etabliert und werden einer der Gegner des ATSV sein. Neben den Bremern ist nun auch der lange Anlauf der ESG Gensungen/Feldberg von Erfolg gekrönt. Nach neun Jahren Abstinenz kehrt auch der ASV Hamm-Westfalen II wieder in Liga drei zurück. Ein waschechter Neuling ist der TV Cloppenburg von 1892.

ASV Hamm-Westfalen II: Keine „einbeinigen Bockwurstdenkmäler“

Der ASV Hamm-Westfalen machte schon früh in der abgelaufenen Spielzeit deutlich, wohin nach der Vizemeisterschaft 2018/19, als man LIT 1912 den Vortritt lassen musste, der Weg hingehen sollte. Am zweiten Spieltag übernahm die Hammer Zweitliga-Reserve die Tabellenführung und gab sie über den gesamten Saisonverlauf nicht wieder her. Nach 14 Spieltagen standen beachtliche 28:0 Punkte zu Buche, ehe der VfL Gladbeck den ASV die erste Saisonniederlage beibrachte. Die zweite folgte am 19. Spieltag (19:29 gegen AH Bielefeld). Das Aufstiegsrennen zwischen dem ASV II, den Sportfreunden Loxten und der TSG AH Bielefeld war plötzlich wieder offen. Doch danach wurde die Saison unter- und wenig später bekanntlich abgebrochen. Der Aufstieg in die 3.Liga war geschafft. In der hatte der Verein eine Saison lang unter dem Namen HSE Hamm bereits in der Gründungssaison der 3.Liga 2010/11 gespielt, stieg mit einer Bilanz von 10:50 Punkten wieder ab.

In die anstehende Serie startet der Neuling unter neuer sportlicher Führung. Vom Rivalen im Aufstiegsrennen, den Sportfreunden Loxten, kam Trainer Dirk Schmidtmeier. Der leitete einen Kader-Umbau ein. Es stand früh fest, dass einige Akteure den ASV II verlassen würden oder wie im Fall von Torwart Jan Wesemann in den Profikader aufrücken würden. Neu im Kader sind Moritz Eigenbrodt, Mathias Zimny (beide SG Menden), Tobias Filthaut, Dominik Wollak (beide TuSEM Essen II), Florian Schösse (TuRa Bergkamen) und Torwart Tim Faber (Soester TV). Von den Mecklenburger Steiren kam Magnus Aus. Coach Schmidtmeier verordnete seiner Mannschaft eine lange Vorbereitungszeit und begründete gegenüber der Westfalenpost diese mit den knackigen Worten: „Damit wir nicht im ersten Saisonspiel wie die einbeinigen Bockwurstdenkmäler über das Feld laufen.“

ATSV Habenhausen: #derfahrstuhlistkaputt

In der ewigen Drittliga-Tabelle wird der ATSV Habenhausen auf Rang 118 geführt. Nun gelang zum vierten Mal der Aufstieg. Nach den drei Aufstiegen 2013, 2015 und 2017 ging es aber jedes Mal wieder zurück in die Oberliga. Ein Jahr später folgte die Rückkehr. Und die Serie hielt auch im Jahr 2020. Doch dieses Mal möchten die Schützlinge von Trainer Matthias Ruckh den Fahrstuhl stoppen und rund um Bremen weiter ein Jahr nach dem Sieg im DHB-Amateur-Pokal das Aushängeschild im Männerhandball bleiben. Dafür bereiteten sich die ATSV-Spieler unter anderem bei einem Trainingslager im dänischen Tønder vor.

Zudem verpflichtete der Verein Dennis Summa. Der spielte zuletzt beim Oberligisten SG VTB/Altjührden und schlug Angebote aus der 2. Bundesliga und einer ersten skandinavischen Liga aus. „Er wird unser Angriffsspiel mächtig ankurbeln“, sagt Coach Ruckh, der nach dem Aufstieg seinen langen Vollbart opferte, über den 26-jährigen Rückraumspieler. Vom fünftklassigen Thüringen-Ligisten Hernsdorf wechselte der kroatische Linkshänder Martin Vulic zu den Südbremern. „Jetzt will ich möglichst bald zeigen, was ich kann“, ist Vulic voller Tatendrang, nachdem er die Verantwortlichen bei zwei Probetraining-Einheiten überzeugt hatte. „Wenn er sich weiter so entwickelt wie bisher, wird er ein richtig Guter“, prophezeit Teammanager Thomas Hasselmann. Ihm gelang es auch, Nachwuchstalent Bjarne Budelmann vom HC Bremen von einem Wechsel zu überzeugen. Der 19-Jährige hatte eigentlich ein unterschriftsreifes Angebot von einem Zweitligisten auf dem Tisch liegen. Doch der Zweitligist geriet aufgrund der Corona-Krise in finanzielle Schwierigkeiten. „ich hätte nicht gewagt, ihn anzurufen“, gab Trainer Ruckh gegenüber dem Wese-Kurier zu, sich für eine mögliche Verpflichtung keine großen Hoffnungen gemacht zu haben. Nun kam es anders für den Meister der Oberliga Nordsee.

TV Cloppenburg von 1892: Doppeltes Danish-Dynamite

Punktgleich mit dem ATSV Habenhausen lieferte sich der TV Cloppenburg ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Drittliga-Aufstieg, den man schließlich als Vizemeister auch erreichte. Vor wenigen Wochen sorgte der TVC mit einem Corona-Fall für Schlagzeilen. Die Mannschaft befindet sich bis zum 27. September in Quarantäne, Training und Testspiele sind bis einschließlich 30. September nicht möglich. Trotzdem geht man in Cloppenburg die erste Drittliga-Spielzeit optimistisch an. Auch, weil man in Jeppe Villumsen (FIF Frederiksberg) und Mikkel Beck (HØJ Elite aus Ølstykke) ein Danish-Dynamite-Duo aus der 2. Liga verpflichten konnte.

Kurioserweise trafen die beiden im letzten Meisterschaftsspiel der auch in Dänemark abgebrochenen Saison direkt aufeinander. Villumsen werden enorme Wurfqualitäten aus dem linken Rückraum nachgesagt. Zudem sei der 24-Jährige laut Vereinsmitteilung extrem schnell und athletisch. Diese Attribute sind auch beim Beachhandball gefragt. Und der Zwei-Meter-Hüne feierte mit der dänischen Nationalmannschaft große Erfolge im Sand, wurde 2019 Europameister. Mittelmann Beck wurde in der Halle mit der dänischen U19 Dritter bei der Weltmeisterschaft 2017.

Neben den beiden Dänen verpflichtete der Verein zudem noch den ungarischen Rückraumspieler Adam Pal. Der Linkshänder spielte zuletzt in der zweiten Liga bei FKSE Algyö und soll die Durchschlagkraft im rechten Rückraumerhöhen. Pal kennt die deutsche 3.Liga. Nach seiner Ausbildung beim Spitzenklub Pick Szeged spielte er für zwei Jahre beim HSC Bad Neustadt. Vierter externer Zugang ist Nils Goepel vom Oberligisten HSG Schwanewede/Neuenkirchen. Die Personalplanungen sind somit abgeschlossen.

ESG Gensungen/Felsberg: Langer Anlauf für die Rückkehr

ESG Gensungen/Felsberg: Langer Anlauf für die Rückkehr

Es schien so, als hätte sich eine ganze Stadt diese Rückkehr herbeigesehnt. Nach sieben Serien in der Oberliga Hessen ist die ESG Gensungen/Felsberg wieder zurück in der 3. Liga. In der neuen Liga zählt lediglich der Klassenerhalt. Und die Spieler von Trainer Arnd Kauffeld, in den Blütezeiten des Vereins ein wichtiger Bestandteil des Zweitliga-Teams.

Ein Quartett des aktuellen Kaders – Benedikt Hütt, Marc Lauterbach sowie Jam-Henrik Walther und Stefan Untermann – erlebten den bitteren Abstieg aus der 3. Liga vor sieben Jahren mit und reparierten nun diesen Betriebsunfall. „Mit dem Abstieg hatte damals niemand gerechnet, wir sind zu spät aufgewacht“, erinnerte sich der seit 2005 für die ESG auflaufende Hütt im Gespräch mit der Hessisch-Niedersächsischen Allgemeinen (HNA). Der aktuelle Kapitän Christoph Koch kam 2015 vom Drittligisten Eintracht Baunatal. Und versprach bei seiner Vorstellung nichts anderes als den Aufstieg. Dafür, dass es so lange gedauert hat, hat der Kreisläufer-Hüne auch eine Erklärung: Die Erwartungshaltung des Umfeldes und auch der Konkurrenz. Es dauerte, bis sich die Mannschaft als Kollektiv stabilisierte und schließlich an die Spitze setzte.

Der Aufstieg löste Euphorie aus. Immerhin wurde eines der Wahrzeichen, der Turm der Felsburg, in den Farben der beiden Stammvereine Jahn Gensungen und Eintracht 1863 Felsberg mit grün-weiß und schwarz-gelb geflaggt. Und ausgerechnet in diesem Jahr feiert Jahn Gensungen, dass zwischen 1978 und 1979 in der 1. Bundesliga spielte, sein 125-jähriges Jubiläum. Der Aufstieg kam somit nicht nur aufgrund der kontinuierlichen sportlichen Entwicklung der Mannschaft zum richtigen Zeitpunkt.

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