Die Aufsteiger der 3. Liga Süd
Der Bayernmeister VfL Günzburg hat sich nach dem Zweitliga-Rückzug erfolgreich nach oben gekämpft. - Foto: Verein
29.09.2020 Männer

Die Aufsteiger der 3. Liga Süd

Vier neue Mannschaften sind in der kommenden Drittligasaison in der Staffel Süd am Start. Alle vier eint nicht nur das Ziel Klassenerhalt sondern auch die Tatsachse, dass die Aufstiege aus einer inneren Stärke heraus resultieren und das Ergebnis einer kontinuierlichen und nachhaltigen Nachwuchsförderung sind.

VfL Günzburg: Die Pläne gingen auf

Es läuft wie geschmiert beim Drittliga-Aufsteiger VfL Günzburg. Vor einigen Wochen gewann diese Redewendung noch mehr Tiefe. Denn der Namensgeber der Handball-Bundesliga, ein Schmierstoff-Hersteller aus Ulm, die Firma Liqui Moly, tritt in den kommenden drei Spielzeiten als Trikotsponsor bei dem Traditionsverein auf.

Daraus nun einen warmen und für Drittliga-Verhältnisse einen überdimensionierten Geldregen abzuleiten, wäre augenscheinlich falsch. Zumindest, wenn man den Worten des Abteilungsleiters Armin Spengler lauscht. Bei der Präsentation des Sponsoren-Deals bezeichnete Spengler den VfL gegenüber der Augsburger Allgemeinen als das „Armenhaus“ der Liga. Gleichwohl steige der Etat im Vergleich zur vergangenen Spielzeit in der Oberliga Bayern deutlich an.

Nach dem finanziell bedingten Rückzug aus der 2. Bundesliga im Jahr 1993 dümpelte der Klub vor sich hin, ehe einige ehemalige Spieler sich um Spengler versammelten und einen Zehn-Jahres-Plan entwickelten. Der Verein investierte in die Basis, leistete eine starke Nachwuchsarbeit, die in der Saison 2015/16 in der Teilnahme an der Jugendbundesliga gipfelte. Die Früchte der Nachwuchsarbeit wurden mit drei Aufstiegen in Serie bis in die Bayernliga geerntet. Spengler und Co stellten einen neuen Drei-Jahres-Plan auf.

Das Ziel lautete 3. Liga. Dort ist man nun als bayerischer Meister angekommen. Mit einem Jahr Verzögerung. Das veranlasste Hofmeister 2019 zu seinem Rücktritt. Sein Nachfolger Gábor Czakó. Schaffte das nun. Auch, weil die Spieler auf eine ungewöhnliche Art und Weise mitzogen. „Diese Mannschaft hat seit Jahren hungrig auf den Erfolg hingearbeitet und der Verein geduldig den schweren Weg beschritten“, sagt Czakó, der Mitte Juli noch die Verpflichtung des früheren ungarischen Juniorennationalspielers Balázs Tóth bekannt geben konnte.

HaSpo Bayreuth: Stallgeruch

Genauso wie der Mitaufsteiger aus Günzburg setzt man in der Wagner-Stadt auf ein hohes Maß an Identifikation. Denn immerhin 14 Spieler des Kaders spielten entweder nur für HaSpo oder verbrachten einen großen Teil ihrer Zeit im Nachwuchshandball in diesem Verein. Und, weil das Trainergespann Mathias Bracher und Nicholas Cudd einen möglichst großen Spielerkreis das Erlebnis 3. Liga ermöglichen wollte, startete man mit der stattlichen Anzahl von 26 Akteuren in die Vorbereitung. Spieler, die es nicht in die Drittliga-Formation schaffen, sollen in der zweiten Mannschaft, die in der Landesliga an den Start gehen, spielen. Ein Musterbeispiel für eine enge Verzahnung von Leistungsteam und einer Nachführmannschaft.

Wie in Günzburg legen die Verantwortlichen großen Wert auf eine nachhaltige Jugendarbeit. Und die trägt, genauso wie bei dem bayerischen Rivalen Früchte. Erstmalig war das in der Spielzeit 2014/15 der Falle. Die A-Jugend stieg ein Jahr früher als die Günzburger in die Jugendbundesliga auf. In der vergangenen Spielzeit landet Bayreuth nach dem Saisonabbruch auf Rang zwei der Bayerlinga und lag in der Endabrechnung nach der Quotientenregelung lediglich 0,03 Punkte hinter Meister Günzburg. Nachdem einige Vereine auf ein Aufstiegsrecht verzichteten, rückte Bayreuth als erste Mannschaft nach.

SG Pforzheim/Eutingen: Kontinuität

Auch bei der SG Pforzheim/Eutingen ist die Jugend und ein zahlenmäßig breiter Kader Trumpf. Insgesamt stehen 24 Handballer im Aufgebot von Trainer Alexander Lipps. 20 Davon durchliefen die SG-Nachwuchsmannschaften. Lediglich zwei Zugänge sind neu in der Mannschaft. Tim Ganz kommt von den Rhein-Neckar Löwen und stand dort im Profikader.

Doch hinter einem gewissen Patrick Groetzki waren die Einsatzzeiten rar gesät. Auch deshalb – und wegen des Studiums – ging Ganz bewusst den Schritt in Liga drei. Pascal Kirchenbauer spielte in der vergangenen Serie bei der SG Nußloch. Die im Verein herrschende Kontinuität lässt sich auch an der Besetzung des Trainerpostens ablesen. Lipps ist bereits seit 2014 im Amt. Kontinuität herrscht auch im Nachwuchsbereich: Seit einigen Jahren sind die Nachwuchsmannschaften Stammgast in der JBLH beziehungsweise in den Spielen um die Deutsche Meisterschaft.

HSG Konstanz II: Grenzgänger

HSG Konstanz II: Grenzgänger

Jung, kreativ, schnell. So stellt sich die neue Trainerin Jessica Bregazzi den Handball vor, mit dem die Zuschauer begeistert und die 3. Liga aufgemischt werden soll. Neu zur Verfügung stehen ihr Florian Wangler aus der letztjährigen und Rohat Sahin aus der diesjährigen A-Jugend, der zudem für die Schweizer Jugend-Nationalmannschaft aktiv ist. Dazu der ebenfalls noch für die A-Jugend spielberechtigte – ebenso Schweizer Auswahlspieler – aktuell jedoch noch verletzte Rechtsaußen Leandro Lioi. Luca Merz stieß nach seinem Auslandsaufenthalt wieder zurück zum Team und Niklas Duffner steht als weitere Alternative zur Verfügung (dritte Mannschaft).

Damit schickt die HSG Konstanz eines der jüngsten Aufgebote der Liga ins Rennen. „Wir mussten neue Formationen bilden und haben noch ein paar Verletzte“, erzählt Bregazzi, die zusammen mit Thomas Zilm die Verantwortung von Matthias Stocker übernahm. Stocker erreichte mit der Mannschaft mit einer 34:12-Punkte-Bilanz als Vizemeister der Oberliga Baden-Württemberg den Aufstieg in die 3. Liga, in der vor einem Jahr noch die erste Mannschaft des Vereins gespielt hat. Damit ist die HSG neben dem ASV Hamm-Westfalen und dem TuS N-Lübbecke (Kooperation mit Lit Tribe 1912 II) einer von lediglich drei Zweitliga-Vereinen mit einer Nachführmannschaft in der 3. Liga. „Jetzt ist der Sprung und Unterschied zwischen der 2. Bundesliga und U23 nicht mehr so groß“, erklärt Bregazzi und hofft auf einen weiteren Leistungsschub – so wie schon all die Jahre zuvor in den neuen Spielklassen. (pm Verein).

 

 

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