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190223_Konstanz in Zweibrücken

23.02.2019

Denn so emotional und denkwürdig der Schlusspunkt beim bereits zehnten Heimsieg im elften Auftritt vor eigenem Publikum auch war, im Lager der HSG Konstanz lässt man sich vom Erfolg nicht blenden. Vielmehr stand die intensive Aufarbeitung der gezeigten Schwächen im Vordergrund. „Das waren viele Fehler“, zeigt Eblen auf, „die auf der Anzeigetafel große Auswirkungen hatten.“ So sei die Stimmung seit Wochenbeginn zwar äußerst gut, vor allem aber sehr konzentriert, wie der Trainer erfreut beobachtet hat.

In der Aufarbeitung der zuletzt offenbarten Defizite wurden die Schwerpunkte in der spielnahen Entscheidungsfindung gelegt, aber auch mit der Abwehrleistung ist man bei der HSG noch nicht zufrieden und hat das Niveau vor der Spielpause noch nicht erreicht. „Wir sind“, führt der HSG-Coach aus, „hier noch nicht im Optimalbereich. Wir müssen noch stabiler stehen und wissen, dass wir noch viel tun müssen.“ Im Angriff wünscht er sich hingegen ein höheres Tempo und Konzentration bis zum finalen Abschluss. Bei den angesprochenen Baustellen trifft es sich gut, dass Kapitän Tom Wolf als Stabilisator nach einer längeren Verletzungspause wieder mit dabei ist. Wie wichtig der Mittelmann für die HSG ist, zeigte nicht nur sein genialer Wurf ganz am Ende, gerade als Gegenpart zum schnellen, wendigen Tim Jud ist Tom Wolf sehr wertvoll. Eblen: „Das macht uns gefährlich, weil beide das Spiel anders gestalten.“ Zudem ist der 24-Jährige Anführer ein wichtiger Eckpfeiler in der Defensive, der den Abwehrriegel wieder dichter machen soll.

Helfen könnte beim Gastspiel in Rheinland-Pfalz nun erstmals auch Neuzugang Matthias Hild. Der 20 Jahre alte Linkshänder könnte nach ein paar mehr Trainingseinheiten mit seiner neuen Mannschaft nun bereits zu einer Alternative auf Rechtsaußen werden, da Fabian Maier-Hasselmann weiter fehlen wird. „Hier kann Matthias vielleicht schon helfen“, freut sich Eblen, möchte seinem Youngster aber auch die nötige Zeit zur Eingewöhnung in das neue Spielsystem geben. „Auf den zentralen Positionen im Rückraum und in der Abwehr braucht das noch etwas Zeit, das muss alles noch zusammenwachsen“, so Eblen. Eng zusammengewachsen ist die Mannschaft mit ihren Anhängern, das zeigte die lautstarke Unterstützung beim letzten Heimauftritt einmal mehr. 11300 Fans bei den bisherigen elf Heimspielen sind Liga-Bestwert und bedeuten einen Top-Fünf-Wert unter allen 64 Drittligisten.

Doch genau auf diese Unterstützung muss Konstanz am Sonntagabend in der knapp 35000 Einwohner zählenden Rosenstadt, 330 Kilometer entfernt von der eigenen Heimspielstätte, weitestgehend verzichten. Aufsteiger VT Zweibrücken war dort schon für die eine andere Mannschaft – wie etwa Pforzheim oder Heilbronn – ein gefährlicher Stolperstein oder nahe an der Überraschung. Bereits im Hinspiel beim 29:22-Sieg der Konstanzer war das international besetzte Team des ehemaligen kroatischen National- und deutschen Erstligaspielers Danijel Grgić über lange Zeit ein unangenehmer Gegner. „Wir müssen auf der Hut sein“, sagt Eblen. „Das ist eine gute Mannschaft, die daheim sehr ordentliche Spiele gemacht, sich aber nicht immer dafür belohnt hat.“ Im Kader der VTZ steckt einiges an Erfahrung, wie Ex-Zweitligaspieler Tom Paetow, der mit 110 Treffern neuntbester Schütze der Liga ist. Oder aber Routinier Philipp Wiese und einem stark besetzten, erfahrenen Rückraum. „Die wissen, wie der Hase läuft“, lächelt der Konstanzer Übungsleiter und meint: „Das wird eine richtige Herausforderung.“

Im Endspurt vor dem letzten Aufstieg in die 2. Bundesliga war Zweibrücken schon einmal kein gutes Pflaster für die HSG. Im April 2016 war die Enttäuschung groß, nachdem Konstanz beim Stadtrivalen SV64 knapp mit 28:30 verloren hatte und daraufhin in den letzten vier Spielen doch noch einmal kurzfristig um den Gang ins Bundesliga-Unterhaus hatte zittern müssen. Ob nun Daniel Eblen dieses Video zur Einstimmung und Motivation oder doch den Freiwurf gegen Kornwestheim noch einmal aus seinem Archiv kramt, bleibt sein Geheimnis. In beiden Fällen dürfte aber große Lust bei den Spielern des Tabellenführers geweckt werden. Auf Wiederholung – oder aber unbedingte Vermeidung des Erlebnisses.