
„Cuxhaven hat das gewisse Etwas“
Jörn Wolterink kehrt nach dem Meistertitel von 2011 mit den Sand Devils wieder zurück ins Stadion am Meer
Nationalspieler Jörn Wolterink reist mit den BHC Sand Devils als Titelverteidiger zu den Deutschen Meisterschaften nach Cuxhaven - und hat gute Erinnerungen an den Spielort. 2011 gewann er dort bereits einmal den Titel im Sand. Im Interview blickt er sowohl zurück als auch auf das anstehende Finalturnier (5. bis 7. August) voraus…
Mit welchem Ziel reisen Sie nach Cuxhaven?
Jörn Wolterink: Als Titelverteidiger ist es natürlich das Ziel, wieder oben mitzuspielen - und den Titel möglichst zu verteidigen.
In der Vorrunde warten jedoch bereits schwere Gegner…
Jörn Wolterink: Eine leichte Gruppe gibt es bei einer Deutschen Meisterschaft nicht. Es geht jetzt erst einmal darum, nicht Letzter zu werden, damit wir das Viertelfinale erreichen. Dafür wird es auf Kleinigkeiten und ein gewisses Glück ankommen. Wir gucken von Spiel zu Spiel und wollen das Bestmögliche rausholen.
Sprich: Sie trauen sich und Ihrer Mannschaft den großen Wurf zu?
Jörn Wolterink: Auf jeden Fall. Natürlich fehlen uns einige Spieler, die uns letztes Jahr zum Titel verholfen haben (2021 liefen die Nationalspieler Oliver Middell sowie Tobias und Sebastian Zeyen bei der Deutschen Meisterschaft für die Sand Devils auf, da ihre Mannschaft, die 12 Monkeys, nicht qualifiziert waren, Anm. d. Red.), aber wir sind dennoch mit unserem stärksten Kader da. Daher sehe ich natürlich die Möglichkeit, vorne mitzuspielen.

Erstmals seit 2011 finden die Deutschen Meisterschaften wieder in Cuxhaven statt. Was macht das besondere Flair dieses Standortes aus?
Jörn Wolterink: Für mich gehört der Beachhandball einfach ans Meer - oder zumindest ans Wasser. Daher freue ich mich, dass wir wieder in Cuxhaven spielen. Ich kann die Bedenken der Teams aus dem Süden natürlich verstehen, die quer durch die Republik anreisen müssen. Cuxhaven hat jedoch den großen Vorteil der ‚Laufkundschaft’. Es war früher schon so, dass viele Urlaubsgäste das Stadion sehen und zum Zugucken kommen - der Zuspruch wird auch dieses Jahr deutlich höher sein als in Berlin, wo außer den Mannschaften kaum jemand zufällig den Weg zum Beachhandball gefunden hat.
Alle Teams dürfen sich also auf mehr Zuschauer freuen?
Jörn Wolterink: Auf jeden Fall, das macht Cuxhaven aus und ist etwas ganz besonderes! Obwohl durch das Livestreaming inzwischen mehr Leute die Spiele sehen können, finden die Turniere selbst leider noch zu oft nahezu unter dem Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Bei der EM 2015 in Lloret de Mar haben wir selbst kaum die Anlage gefunden, geschweige denn ein unbeteiligter Zuschauer (lacht). Dabei macht es natürlich viel mehr Spaß, vor einer vollen Tribüne zu spielen; das kennt jeder von uns aus der Halle. Und wenn dieses Wochenende beim Finale 1.000 Zuschauer im Stadion am Meer sein werden, ist das ein ganz anderes Niveau als an den Austragungsorten der letzten Jahre.
Welche Erinnerung an Cuxhaven ist ansonsten bei Ihnen im Gedächtnis verankert?
Jörn Wolterink: Als erstes fällt mir natürlich die letzte Deutsche Meisterschaft dort ein, als ich mit meinem damaligen Teams, den Varel Dynamites, den Titel holten konnte - ironischerweise gegen die Sand Devils im Finale (lacht). Ansonsten hat Cuxhaven mit dem Meer, den Stadion und den vielen Leuten einfach das gewisse Etwas. Es macht immer Spaß, dort zu spielen.
Der ehemalige Nationaltrainer Alex Gehrer lobte jüngst die Entwicklung des Spiels seit der letzten Deutschen Meisterschaft in Cuxhaven.
Jörn Wolterink: Da kann ich nicht widersprechen - eigentlich kann man das nicht mehr miteinander vergleichen (lacht). Die Leistungsdichte ist in den letzten Jahren deutlich höher geworden - das mussten wir 2017 mit den Sand Devils schmerzlich feststellen, als wir als Titelverteidiger die Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft verpasst haben. Das zeigt, dass die anderen Teams schon vor einigen Jahren nicht geschlafen haben - und seitdem ist das Niveau allgemein noch einmal gestiegen.
Zum Abschluss der obligatorische Tipp: Wer ist Ihr Favorit auf den Titel?
Jörn Wolterink: Den einen Titelfavoriten könnte ich nicht ausmachen. Rein vom Ranking der German Beach Open (die Turnierserie dient der Qualifikation für die Deutsche Meisterschaft, Anm. d. Red.) müsste man die U21 von Beach & Da Gang Münster nennen. Sie sind für mich durchaus überraschend als Erster ins Ziel gekommen. Das ist eine starke Truppe; sie wissen, wie Beachhandball geht und haben nicht umsonst die eigenen Senioren geschlagen (lacht). Neben den beiden Teams aus Münster haben aber auch die Monkeys eine super Truppe mit diversen Nationalspielern zusammen - und auch die Otternasen haben zuletzt starke Leistung zuletzt gezeigt. Es gibt viele Team, die die Chance haben - es wird auf die Tagesform und das gewisse Glück ankommen. Bei den Frauen sind für mich die Minga Turtles als Titelverteidiger der Titelfavorit Nummer 1, aber auch die Brüder Ismaning muss man auch immer auf dem Zettel haben.
Interview: Julia Nikoleit