Sven Liesegang: Das Final Four wird unser aller Karriere-Highlight
SG Langenfeld gewann den Amateurpokal bereits. - Foto: Sascha Klahn
15.09.2021 Amateurpokal Männer

Sven Liesegang: Das Final Four wird unser aller Karriere-Highlight

SG OSF Berlin, MSG HF Illtal, SG Langenfeld und SG VTB Altjührden kämpfen am Wochenende in Völklingen um den DHB-Amateurpokal

Die vier Titelkandidaten fiebern seit langer Zeit auf das Final Four hin, jetzt steht der große Höhepunkt im Kampf um den DHB-Amateurpokal unmittelbar bevor: Nachdem das Endturnier aufgrund der Corona-Pandemie mehrfach verschoben werden musste, wird die Sehnsucht der SG VTB Altjührden, der SG OSF Berlin, der MSG HF Illtal und der SG Langenfeld am Wochenende in Völklingen gestillt. Diese vier Teams greifen nach dem begehrten Titel und wollen Nachfolger des im Jahr 2019 siegreichen ATSV Habenhausen werden. Die vier Teams sprechen vor den beiden Halbfinals am Samstag ab 14.30 Uhr und dem Endspiel am Sonntag ab 14 Uhr in der Vöklinger Hermann-Neuberger-Halle unisono von einem „Highlight“ (alle Partien live auf Sportdeutschland.TV).

Dennis Werkmeister, Sportlicher Leiter und Co-Trainer der SG Langenfeld, macht deutlich, welchen Stellenwert der Amateurpokal genießt: „Wir haben den Titel im Jahr 2016 in Hamburg schon einmal gewonnen. Das Plakat von damals hängt noch heute in unserer Geschäftsstelle.“ Die SG VTB Altjührden bestreitet das erste Semifinale gegen die SG OSF Berlin, in der zweiten Partie der Vorschlussrunde trifft die MSG HF Illtal und auf die SG Langenfeld. Auf die beiden Finalisten warten ein Sahnehäubchen: Sie lösen das Ticket für die 2. DHB-Pokal-Runde. Der Sieger erwartet die TSV Hannover-Burgdorf, der Vize darf sich mit dem Bergischen HC messen.

Die für die Durchführung des Amateurpokals zuständige Spielkommission der 3. Liga hat das Final Four in Abstimmung mit den teilnehmenden Vereine an die MSG HF Illtal vergeben. „Wir spüren im Verein und in unserem Umfeld eine große Euphorie und freuen uns auf das Wochenende. Mit viel Enthusiasmus sind wir unsere Aufgaben als Gastgeber angegangen“, fiebert HF-Präsident Markus Dörr den Partien entgegen. Im Zuge der Vorbereitung lobt er das großartige Miteinander der Beteiligten: „Die Abstimmung und Kommunikation zwischen Vereinen und DHB verlief hervorragend. Wir fanden in allen Sachen schnell und unkompliziert schnell einen Konsens.“

dhb.de gibt einen Überblick über die vier Teilnehmer des Final Four:

SG VTB Altjührden

Seit der Saison 2016/17 machen der Vareler Turnerbund und der TV Altjührden gemeinsame Sache in ihrer Spielgemeinschaft, die der Nachfolger der ehemaligen HSG Varel ist. Diese war 24 Jahre lang Bestandteil der 2. Liga und belegt in ihrer ewigen Tabelle immerhin Platz neun. Inzwischen ist der Ex-Verein von 2007er-Weltmeister Johannes Bitter, dessen Bruder Renke zum aktuellen Kader zählt, ein Amateurverein geworden. „Die Teilnahme am Final Four fühlt sich für uns etwas wie eine Reise in die Vergangenheit an“, sagt der Sportliche Leiter Christoph Deters. Aus der Mannschaft, die sich für das Final Four qualifizierte, ist die Stammsieben zusammengeblieben, dahinter gab es allerdings einen einigermaßen großen Umbruch. Mit Patrice Giron kam im Sommer zudem ein neuer Trainer hinzu. „Die Spieler hatten wegen der Pandemie acht Monate lang keinen Ball in der Hand. Allmählich kommen jetzt die Automatismen wieder rein. Ich bin gespannt, wie weit wir sind“, sagt Deters. Mit dem früheren slowakischen Nationalspieler Lukas Kalafut befindet sich im SG-Aufgebot noch ein ehemaliger Vareler Zweitliga-Mann. Aber wie weit ist zumindest die 3. Liga für die Mannschaft aus der Oberliga Nordsee aktuell entfernt? „Die ist schon ein Stück weit weg. Wir wollen in den nächsten zwei, drei Jahren gesund wachsen und schauen, was dann möglich ist“, sagt Deters.

SG Langenfeld

Dennis Werkmeister stand im Jahr 2016 selbst auf der Platte, als die SG Langenfeld in Hamburg schon einmal die Trophäe für den Amateurpokalsieger in die Höhe reckte. „Für mich war das, und nicht in etwa der Aufstieg in die 3. Liga, das Highlight schlechthin“, sagt der heutige Co-Trainer und Sportliche Leiter der Langenfelder. Er hätte nichts gegen eine Neuauflage dieses Erfolgs. Allerdings befinden sich die Nordrhein-Westfalen aktuell in einer Übergangsphase. Neben einer Verjüngung der Mannschaft im Zusammenhang mit einem personellen Umbruch von neun Ab- und zehn Zugängen (der Altersschnitt sank von 26,4 auf 22,2 Jahre) verlieh die SG ihrem Spiel auch einen neuen Stil. „Zuletzt kamen wir über das Körperliche und viel Routine. Jetzt suchen wir mit kleinen, wendigen Spielern die Flucht nach vorne. In unserer 6:0-Deckung steht niemand hinter acht Meter“, erzählt Werkmeister. Der Cheftrainer ist inzwischen seit zwei Jahren bei der SG Langenfeld im Boot: Der 32-jährige A-Lizenz-Inhaber Lars Brümmer, der früher TuSEM Essen in der A-Jugend-Bundesliga coachte, ist für den sportlichen Bereich verantwortlich und soll die junge Mannschaft festigen. Die SG Langenfeld ist im Liga-Alltag in der viertklassigen Regionalliga Nordrhein beheimatet.

MSG HF Illtal

Natürlich herrschte beim Zusammenschluss aus den Sportfreunden 04 Uchtelfangen und dem TuS 04 Dirmingen etwas Enttäuschung vor, als die Mannschaft in den zurückliegenden Jahren mehrfach knapp am Aufstieg in die 3. Liga vorbeischrammte. Es wäre ein schöner Bonus gewesen, aber auch in ihrer Rolle in der Oberliga-Spitzengruppe fühlen sich HF-Präsident Markus Dörr und seine Mitstreiter durchaus wohl. „Wir sind stolz darauf, der Region überregionalen, gutklassigen Handball anzubieten. Aber um jeden Preis wird das nicht passieren", beschreibt er die auf ein gesundes Wirtschaften ausrichtende Philosophie des „semi-professionell aufgestellten Dorfvereins". Die im Jahr 2002 gegründete Spielgemeinschaft gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Oberliga Rheinland-Pfalz/Saar und dieser mit Ausnahme des Regionalliga-Intermezzos in der Spielzeit 2005/06 stets an. In diesem Zeitraum erlebte man einige Wellenbewegungen. Zwischenzeitlich kämpfte die Mannschaft häufig um den Klassenverbleib, zuletzt manifestierte sie sich in der Spitzengruppe. „In der nächsten Saison wären wir mit einer Platzierung im vorderen Mittelfeld zufrieden", erklärt Dörr und verweist auf die Abgänge einiger langjähriger Leistungsträger. Das Final Four um den Amateurpokal bestreiten die „Zebras" als frischgebackener Saarlandpokalsieger. Die Mannschaft von Trainer Marcus Simowski (früher Erstligaspieler beim TV Niederwürzbach) gewann das Finale gegen den Saarlandligisten SGH St. Ingbert und machte den Verbandspokal-Hattrick perfekt.

SG OSF Berlin

Die SG OSF Berlin, eine der größten Handballspielgemeinschaften in der Bundeshauptstadt, hat ihren drei Konkurrenten beim Amataurpokal-Final-Four eine Sache voraus: Die Mannschaft von Trainer Sven Liesegang hat ihren Ligabetrieb bereits aufgenommen und mit zwei Siegen aus zwei Spielen perfekt losgelegt. „Überbewerten sollte man das allerdings nicht“, sagt der Trainer. „Es wird nach einem Jahr ohne Spielbetrieb dauern, bis alles wieder seinen Rhythmus gefunden hat.“ Als Berliner Pokalsieger der Saison 2018/19 qualifizierte sich der Zusammenschluss aus Schöneberg für den Amateurpokal. Damals feierten 95 Prozent der Spieler ihren ersten Titel. „Jetzt steht mit dem Final Four für jeden von uns das Karriere-Highlight an. Das erreicht zu haben, ist eine Riesensache“, fiebert Liesegang der Entscheidung im Saarland entgegen. Dabei hat er personell die Qual der Wahl: Die Berliner verfügen in dieser Saison über einen 21-Mann-Kader, mit ein paar routinierten Kräften, die seit einer gefühlten Ewigkeit – teilweise seit der D-Jugend - für den Verein spielen (Liesegang: „Das hat in Berlin aufgrund der Vielzahl an Vereinen Seltenheitswert“) und vielen Akteuren unter 25 Jahren. Ostsee-Spree-Oberligist schreibt den Zusammenhalt groß. Das Team sei eine echte Einheit und unternehme auch außerhalb der Handballhalle viel gemeinsam. Liesegang charakterisiert sein Team als „junge Mannschaft mit Überraschungspotenzial“. (RW)

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