Glandorf:
Holger Glandorf. - Foto: Sascha Klahn
25.03.2020 HBL

Glandorf: "Durfte tolle Zeit mitmachen"

Handballer Holger Glandorf im SID-Interview

Im SID-Interview spricht Holger Glandorf über die aktuelle Corona-Situation und blick auf seine Karriere in der Bundesliga zurück.

Holger Glandorf, Sie sind seit knapp 14 Tagen mit ihrer Familie in Quarantäne, am Donnerstag endet Ihre Isolation. Wie geht es Ihnen?

Holger Glandorf: "Wir haben die Zeit gut überstanden. Da hilft natürlich auch das gute Wetter. So konnten wir viel im Garten machen und es kam keine Langeweile auf. Ich muss gestehen: Mein Garten war im März noch nie so weit wie in diesem Jahr."

Wie nehmen Sie die momentane Situation in Deutschland war?

Holger Glandorf: "Es ist schon verrückt, was da draußen los ist. Jede Stunde gibt es eine neue Nachrichtenlage. Ich war ja einer der ersten Fälle und mittlerweile ist das ganze öffentliche Leben betroffen. Und auch der Handball hat riesige Probleme."

Sie sprechen es an. Viele Funktionäre sehen einen Saisonabbruch mittlerweile als unausweichlich. Wie bewerten Sie die Lage im Handball?

Holger Glandorf: "Der Schaden für unsere Sportart ist schon jetzt immens. Alle wünschen sich, dass die Saison zu Ende gespielt werden kann."

Ein Abbruch würde vor allem Sie persönlich treffen. Karriere-Ende auf dem Sofa - und das nach 19 Jahren in der Bundesliga. Das ist hart, oder?

Holger Glandorf: "Natürlich wünsche ich mir ein anderes Karriere-Ende, aber wenn es so sein soll, dann nehme ich es hin. Das ist ein Schicksal von ganz oben. Es geht jetzt darum, möglichst viele Menschen vor dem Virus zu schützen. Das ist viel wichtiger als mein Abschied. Den kann man auch nochmal in einem anderen Rahmen nachholen. Jammern hilft in dieser Situation nicht. Ich bin positiv."

Dann wird die Partie bei den Füchsen Berlin am 8. März als ihr letztes Bundesligaspiel in die Geschichtsbücher eingehen.

Holger Glandorf: "Auch das wäre ein guter Abschluss. Wir haben das Spiel nach hartem Kampf gewonnen. Insgesamt kann ich mit meiner Karriere sehr zufrieden sein. Wenn es am Ende ein paar Spiele weniger sind, dann ist es so. Schade allerdings, dass es die letzten sind, die am Ende fehlen."

Wie sieht Ihr Blick in den Rückspiegel aus? Was bleibt hängen?

Holger Glandorf: "Ich durfte eine tolle Zeit im Handball mitmachen und genießen. Wir haben viele Titel gewonnen - ob mit Nordhorn oder Flensburg. Vor allem durfte ich im Handball aber viel erleben, bin unheimlich viel rumgekommen und habe weltweit viele interessante Ecken gesehen. Den WM-Titel 2007 werde ich nie vergessen. Ebensowenig die Olympischen Spiele 2008 in Peking. Das sind Erfahrungen und Erlebnisse, die mir keiner nehmen kann."

Was wird sich für Sie ändern, wenn Sie am Donnerstag wieder das Haus verlassen dürfen?

Holger Glandorf: "Nicht so viel, aber ein paar Dinge habe ich schon vermisst. Ich darf endlich wieder laufen gehen und selbstständig einkaufen." 

Machen Sie sich Sorgen um Ihre Sportart?

Holger Glandorf: "Natürlich mache ich mir Gedanken. Erst einmal gilt es, Lösungen bis zum Sommer zu finden. Dann muss man weiter schauen. Geplant ist, dass ich bei der SG in der Geschäftsstelle anfange. Aber aktuell geschieht jede Stunde etwas Neues, Unerwartetes. Es ist momentan ganz schwierig für die Vereine, irgendetwas zu planen. Aber ich bin sehr positiv und hoffnungsfroh. Es ist jetzt eine Frage der Zeit, bis sich die Dinge wieder normalisieren."

(SID)

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