Füchse bestehen im Hexenkessel
Regisseur und Torjäger im Berliner Rückraum: Moritz Sauter wird im Spiel gegen die TSG Münster von zwei Abwehrspielern bedrängt. - Foto: René Weiss
03.04.2022 Jugendbundesliga männlich

Füchse bestehen im Hexenkessel

DM-Achtelfinale: Favoriten geben sich in den Hinspielen keine Blöße

TSV Bayer Dormagen – 1. VfL Potsdam 34:32 (21:16). Nach dem deutlichen 21:16-Pausenvorsprung mussten die Jungwiesel sich mit dem 34:32-Erfolg zufriedengeben. „Das sind immerhin zwei Tore mehr als vor dem Spiel", stellte TSV-Coach David Röhrig leise schmunzelnd fest. Das erwartete Spiel auf Augenhöhe verlief in der ersten Viertelstunde ziemlich ausgeglichen, die Gäste lagen mehrfach vorne. Dann bekam der TSV das schnelle Angriffsspiel und das Eins-gegen-eins-Verhalten in den Griff und verschaffte sich mit dem 4:0-Lauf innerhalb von drei Minuten die 12:9-Führung, die bis zur Pause auf 21:16 ausgebaut wurde. Die Freude über das 22:16 durch Sören Steinhaus direkt nach dem Seitenwechsel währte freilich nicht lange. Die Potsdamer kamen wieder näher und glichen aus – auch, weil Felix Mart sämtliche zehn Siebenmeter verwandelte. „Potsdam hat nie aufgesteckt", lobte Röhrig die Gäste, richtete aber auch ein dickes Kompliment an seine Jungs: „Das war schon klasse, wie sie sich aus dem Tief in der zweiten Hälfte wieder rausgekämpft haben." Die 33:30-Führung fünf Minuten vor Schluss schmolz bis auf 33:32 zusammen, ehe Lucas Rehfus zwei Minuten vor dem Abpfiff den Endstand herstellte.

TSV GWD Minden – Rhein-Neckar Löwen 19:44 (10:21).
Die Dominanz der Rhein-Neckar hat weiter Bestand: Nach den Kantersiegen im 1/16-Finale ist das Team von Trainer Daniel Haase auch mit einem klaren Sieg in Minden ins Achtelfinale gestartet. Dass nach dem Anpfiff keine euphorische Stimmung in Dankersen aufkommen sollte, lag vornehmlich an den Gästen. Mit der 4:0-Führung nach noch nicht einmal drei Minuten haben die Junglöwen einmal mehr unmissverständlich ihre Ambitionen angekündigt. „Das war super, ich bin sehr zufrieden mit dem Hinspiel-Ergebnis. Wir fordern die gesamte Finalrunde Konzentration und Kompromisslosigkeit ein, wir wollen jedes Tor mitnehmen, jedes Gegentor verhindern – und das haben wir mehr als ausdrucksvoll gemacht“, lobte ein sichtlich zufriedener Daniel Haase, der zusammen mit Co-Trainer Tobias Knaus sein Team bereits am Vortag in Ostwestfalen versammelt hatte. Die eindrucksvolle Demonstration des Leistungsvermögens führten die Badener auch nach der 4:0-Führung fort. Bereits zur Pause betrug der Unterschied elf Treffer. Damit war die Vorentscheidung gefallen, doch die Gäste ließen auch nach dem Wiederbeginn nicht nach. „Die körperliche Überlegenheit war vorhanden, wir haben es aber auch bis zum Schluss konsequent durchgezogen. Vor allem bin ich sehr zufrieden mit der Abwehr und der Bereitschaft, von der ersten bis zur letzten Minute um jeden Ballgewinn zu kämpfen. Dadurch wurden immer wieder Gegenstöße generiert“, bewertete Haase den fokussierten Auftritt seines Teams, das es am Ende auf ausdrucksvolle 44 Tore brachte.

TSG Münster – Füchse Berlin 24:36 (13:18). Wie es ist, ihre Spiele deutlich für sich zu entscheiden, wissen die Berliner ganz genau. Am Samstagabend machten die Füchse beim 36:24-Erfolg jedoch eine neue Erfahrung. „Unsere Spieler kennen es nicht, vor so einer Kulisse zu spielen. So eine Atmosphäre habe ich bei einem A-Jugend selten, vielleicht sogar überhaupt noch nicht erlebt“, zeigte sich auch Gästetrainer Kenji Hövels von der Stimmung, für die die 700 Zuschauer sorgten, beeindruckt. Die Emotionen stärkten dem Außenseiter aus dem Taunus, der seine Sache gut machte, den Rücken. Bis weit in die Endphase der ersten Halbzeit hinein lag die TSG nur mit drei Toren zurück. „Wir haben in der ersten Halbzeit viele klare Chancen vergeben“, monierte Hövels. Immer wieder zeigte Münsters Schlussmann Gustav Heine Klasse. „Insgesamt“, so fuhr Hövels fort, „bin ich mit unserer Leistung aber zufrieden. Wir haben nicht over the top gespielt, über eine gute Konstanz aber nichts anbrennen lassen.“ TSG-Coach Tim Dautermann hatte viel Lob für seine aufopferungsvoll kämpfenden Jungs in petto: „Wir haben eine starke Leistung gezeigt. Es war ein schmaler Grat. Einerseits wollten wir nicht abreißen lassen, andererseits die Spieler auch nicht überbeanspruchen. Dass wir nicht so gleichwertig wechseln können wie Berlin, ist klar.“ Dass die Füchse genau wussten, dass Münster kein Selbstläufer ist (Hövels: „Sie wissen genau, was sie machen. Das ist alles andere als eine Kirmesmannschaft“), zeigte die Aufstellung. Mit Max Beneke und dem überragenden Spielmacher Moritz Sauter (zehn Tore) hatte Hövels zwei Erstliga-erprobte Rückraumspieler an Bord.

SG Flensburg-Handewitt – SG Pforzheim/Eutingen 36:28 (18:17). Bis zur 35. Minute lag keine der beiden Mannschaften mit mehr als zwei Toren Unterschied in Führung oder Rückstand. Bis zur 43. Minute verlief die Begegnung in der Wikinghalle absolut auf Augenhöhe. Mit 24:23 führte die SG zu diesem Zeitpunkt. Aber dann riss der Faden bei den Pforzheimern, die das hohe Tempo der Gastgeber nicht mehr mitgehen konnten. In der nächsten Viertelstunde fanden nur noch zwei Würfe von Torsten Anselm den Weg ins Tor, die weiteren Angriffsbemühungen der Gäste schlugen fehl. Auf diese Gelegenheit hatte Flensburg gewartet. Mikael Helmersson und Co. warf ihr Team mit 33:25 in Front. Erst in der Endphase tat sich das Team von Alexander Lipps mit dem Abschluss wieder leichter, doch da ging es nur noch um Ergebniskosmetik. „In einer erwartet intensiven Begegnung standen wir in der ersten Halbzeit zu offensiv und haben deshalb viele Gegentreffer kassiert. Das haben wir in der zweiten Halbzeit mit einer kompakteren Deckung besser kontrolliert“, sagte Flensburgs Trainer Michael Jacobsen. Aus den vielen guten Abwehraktionen kam sein Team ins Tempo, und diesem hatte Pforzheim gegen Ende nicht mehr genug entgegenzusetzen.

HSV Hamburg – JSG Melsungen/Körle/Guxhagen 33:31 (16:17).
In einer ausgeglichenen Anfangsphase wechselten die Führungen zwischen den Hamburgern und den Hessen. Beiden Mannschaften war die Nervosität vor der großen Zuschauerkulisse in der Sporthalle Hamburg anzumerken. Sowohl in der Defensive als auch in eigenen Ballbesitzphasen schlichen sich einige Fehler und Unsauberkeiten ein. In der 17. Minute gerieten die Hamburger erstmals deutlicher in Rückstand (10:13). Die antizipative offensive Melsunger Abwehr erzwang Hamburger Ballverluste und Rückraumspieler Manuel Hörr leitete gekonnt erfolgreiche Angriffsaktionen in die Wege. Abschütteln ließ sich der HSVH nicht und glich das Spiel postwendend wieder aus (13:13, 19. Minute). Eine ausgeglichene erste Hälfte endete torreich und leistungsgerecht mit 16:17. Nach der Pause knüpften beide Mannschaften an die Leistungen aus dem ersten Durchgang an. Die Hessen, die auf einige B-jugendliche Leistungsträger verzichteten, weil der zweitälteste Nachwuchs gleichzeitig in Münster um den Gewinn der Hessenmeisterschaft kämpfte (und gewann), erarbeiteten sich kleine Vorteile und ließen es nicht zu, dass der HSVH in Führung gehen konnte. Dies lag auch daran, dass die Fehlerquote im Hamburger Spiel nicht entscheidend sank. In der 42. Minute sah HSVH-Kapitän Alex Most nach der dritten Zeitstrafe die rote Karte. Auch diesen Rückschlag verkrafteten die Elbestädter dank einer geschlossenen Mannschaftsleistung. In der Schlussphase legte das Team von Sven Rusbült an Konsequenz in Angriffsaktionen zu. Mit einem seiner sieben Treffer sorgte Rechtsaußen Mats Quardfasel für die erste Hamburger Führung seit der zehnten Minute (26:25, 48.). Den Hausherren war ein großer Siegeswille vor lautstarkem Publikum anzumerken und der jungen Melsunger Mannschaft schwanden in der Schlussphase die Kräfte.

THW Kiel – TV Bittenfeld 37:29 (18:19). Auf dem Papier deutet das Ergebnis auf eine deutliche Überlegenheit der Kieler hin, aber einem Spaziergang in Richtung des Sieges war es keinesfalls für den THW. Da waren sich auch die beiden Trainer nach Spielende einig. „Die Zuschauer haben ein temporeiches, dynamisches Spiel gesehen, in dem beide Teams ihre Stärken eingebracht haben und die Bittenfelder gerade in der ersten Halbzeit gezeigt haben, dass sie ein starker Gegner sind“, so Kiels Trainer André Lohrbach. Sein TVB-Kollege Ulf Hummel sah trotz des Resultats über weite Phasen eine „Partie auf Augenhöhe“: „Wir waren keine acht Tore schlechter.“ Im ersten Durchgang fanden die Gastgeber in der Deckung keinen Zugriff auf die wendigen Schwaben. „Unsere Aktivität war nicht gut genug, die Abwehr passte nicht“, kommentierte Lohrbach den 18:19-Rückstand nach 30 Minuten. Die Schleswig-Holsteiner verstärkten nach Wiederbeginn die Deckung und zogen das Momentum auf ihre Seite. Daraus ergab sich ein 6:0-Lauf zwischen der 46. und 50. Minute, als Kiel von 25:23 auf 31:23 davonzog. Bittenfeld verlor durch viele einfache Fehler und vergebene Torchancen sein Selbstvertrauen. „Die Sachen, die schief gingen, haben sich gehäuft“, monierte Hummel, während die Einheimischen in vielen Eins-gegen-eins-Aktionen auftrumpften und genauso gekonnt volle Pulle in die Gegenstöße stürmten.

JSG Balingen/Weilstetten – SC DHfK Leipzig 19:25 (10:13). So wenige Gegentore kassierte gegen die starken Leipziger seit Beginn der Hauptrunde nur der Deutsche Meister aus Berlin. Die Junggallier überzeugten vor heimischem Publikum mit einer starken Deckung, hatten vorne aber genauso wie die Sieben von Matthias Albrecht in einer torarmen Begegnung nicht den durchschlagenden Erfolg. Weil die JSG nach 2:0-Führung und 2:5-Rückstand nicht abreißen ließ, blieb sie bis zur Pause absolut auf Tuchfühlung. Die Differenz, die nach Ablauf der Spielzeit auf der Anzeigetafel stand, führten die Leipziger zu Beginn des zweiten Abschnitts herbei. Sie legten einen 4:0-Lauf vor und bestraften damit die knapp zehnminütige Balinger Ladehemmung zum 10:17-Zwischenstand. An diesem Unterschied änderte sich im weiteren Verlauf nichts Wesentliches mehr. „Nach dem Spiel ist die Enttäuschung größer als erwartet. 25 Gegentore sind aus meiner Sicht gegen Leipzig gut. Im Angriff hatten wir zu oft unsere Probleme gegen den Torhüter. Die Phasen von 2:0 auf 2:5 und nach deer Pause, in denen wir nicht treffen waren zu lange gegen so eine gute Mannschaft", fasste Balingens Trainer Fabian Mayer zusammen.

HC Erlangen – SC Magdeburg 21:30 (9:15). Der Garant für diesen deutlichen Magdeburger Auswärtssieg in Franken stand zwischen den Pfosten des SCM und heißt Michel Fiedler. 44 Prozent der Würfe auf sein Tor wehrte der Schlussmann der Gäste ab. „Das hat uns extrem geholfen“, wusste auch Trainer Julian Bauer, wer dem Spiel seinen Stempel aufdrückte. In der vollbesetzten Erlanger Halle verloren die Gastgeber nach dem 5:5-Zwischenstand (12.) den Anschluss. „Wir haben Magdeburg anfangs mit unserer 3:2:1-Deckung etwas überrascht. Aber über die Dauer des Spiels waren sie die bessere Mannschaft. Magdeburg hat verdient gewonnen, in meinen Augen allerdings zu hoch“, fasste HCE-Coach Johannes Heufelder zusammen. 31 Fehlwürfe und technische Fehler kamen bei den Hausherren zusammen. Diese hohe Zahl war bei allem Einsatz nicht zu kompensieren. „Wenn wir unsere Gegenstöße und Siebenmeter reinmachen, verlieren wir ungefähr mit zwei Toren Unterschied“, hielt Heufelder ein knapperes Ergebnis für möglich. Magdeburg kam zu vielen Torerfolgen, indem gewonnene Zweikämpfe zu Durchbrüchen führten und gegen die offensivere Abwehrvariante des HC das Zusammenspiel mit dem Kreisläufer gut funktionierte. „Die Angriffsleistung war in Ordnung. In der Defensive hatten wir jedoch Probleme, die Kooperationen mit dem Kreisläufer zu verteidigen“, analysierte Julian Bauer, der mit seinem Team zufrieden die Heimreise antrat.  (RW)

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