Löwen erobern den Bundesliga-Thron
Die Saison 2021/22 in der männlichen A-Jugend-Bundesliga ist mit einem handballerischen Feuerwerk vor einer Gänsehautkulisse in der ausverkauften Östringer Erich-Bamberger-Stadthalle zu Ende gegangen und sah am Ende feiernde Rhein-Neckar Löwen. Die Norbadener verloren zwar das Rückspiel in eigener Halle mit 31:32 (12:14) gegen die Füchse Berlin, hatten im ersten Aufeinandertreffen in der Bundeshauptstadt aber mit 31:25 deutlich vorgelegt, sodass sie sich erstmals seit dem Jahr 2008 wieder den Titel sicherten. Damals jubelte unter anderem Patrick Groetzki, diesmal streckten Elias Scholtes, Lion Zacharias, Kapitän Robert Timmermeister, David Móré und Co. die Trophäe in die Höhe.
„Über zwei Spiele gesehen, sind wir absolut verdient Deutscher Meister geworden“, sagte Löwen-Trainer Daniel Haase nach dem Abpfiff. Das Schlusssignal war noch fünf Sekunden entfernt, da lagen sich die Gastgeber auf dem Spielfeld bereits in den Armen. Elias Scholtes war mit seinem siebten Tor des Abends gerade der Anschluss zum 31:32-Endstand gelungen, die Niederlage konnten sie nicht mehr abwenden, aber das war in der Endabrechnung der 120 Finalminuten schnell vergessen.
Die Löwen hatten nach der ausgeglichenen Anfangsphase, in der der abschlussfreudige Linkshänder Scholtes beim Stand von 3:2 ihre einzige Führung erzielte, ein paar Probleme. Das nutzten die Morgenluft witternden Füchse, um sich nach 20 Minuten bis auf 11:7 abzusetzen – zwei Tore fehlten, um die Hypothek aus dem Hinspiel zu egalisieren. „Wir wussten, dass wir eins, zwei Momente bekommen können, die wir dann nutzen müssen. Wahrscheinlich kam dieser Moment in der ersten Halbzeit zu früh. Es ist unheimlich schwer, so etwas 40 Minuten lang zu halten. Erst recht gegen eine starke Mannschaft wie die der Löwen“, sagte Berlins Trainer Kenji Hövels. „Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen. Es sollte nicht sein. Die Löwen waren einfach zu gut.“
Die Kronauer und Östringer zeigten sich in den Phasen, in denen sie unter Druck standen, nervenstark und abgezockt. „Wir haben immer an uns geglaubt und sind nie in ein Loch gefallen. Unsere mentale und psychische Stärke war der größte Entwicklungsschritt in diesem Jahr“, fand Trainer Haase, der seit 2018 in Nordbaden aktiv ist und am Samstag als Lohn für die kontinuierliche Entwicklungsarbeit seine bisherige handballerische Krönung erfuhr.
Kühlen Kopf im Östringer Hexenkessel behielten die Einheimischen zum ersten Mal in der wichtigen Endphase des ersten Abschnitts, als sie den Rückstand von vier auf zwei Tore Differenz reduzierten. Nach Wiederbeginn legte Robert Timmermeister aus dem linken Rückraum zweimal nach und markierte den Ausgleich. Timmermeister und Scholtes blieben im zweiten Durchgang wichtige Erfolgsgaranten ihres Teams, das ergebnismäßig aber weiterhin hinterherlief, weil Tim Grüner seine Siebenmeter für Berlin souverän verwandelte, Nicholas Schley sich am Kreis immer wieder stark behauptete und Max Beneke aus dem Rückraum seine Wurfgewalt auspackte. Nach 40 Minuten hatte sich der Titelverteidiger wieder auf 21:18 abgesetzt. Dieses Polster behielt auch in der Folgezeit Bestand. Die Partie hätte richtig dramatisch werden können, wenn die Füchse nach dem 23:20 zwei Chancen auf plus vier zu erhöhen genutzt hätten.
Beim Stand von 27:25 aus Berliner Sicht nahm Trainer Hövels die Auszeit und versuchte noch einmal das kleine Wunder für die letzten sieben Minuten heraufzubeschwören. Aber nachdem der nächste Angriff mit einem Stürmerfoul geendet und Lion Zacharias den Anschlusstreffer erzielt hatte, war die Entscheidung gefallen. Die Gäste mussten mit zügigen Abschlüssen auf alles oder nichts setzen. Als Valentin Clarius in der 59. Minute zum 30:30 egalisierte, war für die Gelb-Blauen sogar noch der zweite Sieg im zweiten Teil des Finales möglich, was Nicholas Schley über den Kreis und Max Beneke nicht mehr zuließen. Scholtes‘ Schlusspunkt war trotz der knappen Löwen-Niederlage das Startsignal zur Meisterfeier, die bei der Pokal- und Medaillenübergabe durch DHB-Vizepräsident Gunter Eckart und Jugendbundestrainer männlich Erik Wudtke ihren Höhepunkt erreichte.
„Wir haben das Finale im Hinspiel verloren. Die Löwen haben die Nerven behalten und nicht gezittert. Glückwunsch zum Gewinn der Meisterschaft“, gratulierte Kenji Hövels dem Gegner. (RW/FW)
Rhein-Neckar Löwen: Mats Grupe, Berghoffer – Michalski (2), Krass, Scholtes (7), Zacharias (2), Straub, Timmermeister (5), Magnus Grupe (3), Bitzel, Blum (4/2), Móré (2), Clarius (4), Kraft (2).
Berlin: Höler, Kull – Siemer, Günther (1), Schley (6), Dieffenbacher (2), Reichardt (4), Beneke (4), Grüner (8/6), Sauter (2), Kilias, Billepp, Kühn (1), Budde.
Schiedsrichterinnen: Maike Merz/Tanja Kuttler.
Zeitstrafen: 3:2.
Spielverlauf: 3:2, 6:6, 6:9, 7:11, 12:14 – 14:14, 14:17, 18:21, 22:24, 26:27, 30:30, 30:31.