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Wie reagieren die Löwen auf die Niederlage?

23.10.2020

Christoph Lahme war die Erleichterung anzuhören und anzumerken, als er vor knapp einer Woche vom überraschenden Sieg seiner HG Oftersheim/Schwetzingen bei den Rhein-Neckar-Löwen sprach. „Der Sieg macht uns sehr glücklich, nachdem die Köpfe durch die blamable Leistung zuvor gegen Bittenfeld unten waren." Oftersheim hat den Moment genossen, sicherlich Selbstvertrauen getankt, aber in den Tagen nach dem Coup auch die Analyse weiter vorangetrieben. So kommt Lahme zum Ergebnis, dass seine Mannschaft es schaffen muss, auch gegen eine vermeintlich schwächere Mannschaft als die aus Kronau und Östringen die gleiche Einstellung abzurufen. Daheim hat Oftersheim noch einiges gutzumachen. Gegen Allach und Bittenfeld gab es deutliche Niederlagen, sodass Lahmes Ziel für Samstag, 17 Uhr, nicht überrascht, wenn er für die Partie gegen die HSG Konstanz den ersten Heimsieg der Saison erwartet. Zwei Schwächen sind bislang ein Wegbegleiter, von dem sich Oftersheim verabschieden will. „Unsere technischen Fehler und die Schwächephasen zu Beginn der zweiten Halbzeit müssen wir in den Griff bekommen", hat der Trainer analysiert. Offen bleiben bis zum Spieltag die Einsätze von Yannik Polifka und Till Nasgowitz, die sich unter der Woche mit kleineren gesundheitlichen Problemen herumschlugen. Eine ähnliche Ernüchterung wie Oftersheim nach der Schlappe gegen Bittenfeld spürte, machte sich auch bei der HSG Konstanz breit, als sie gegen Pforzheim eine Klatsche kassierte. Die Trainer Matthias Stocker und Christian Korb wollten nach dem Tiefschlag nicht schon die Frage nach den hohen Saisonzielen aufmachen, dafür sei es noch zu früh. Doch Korb wurde dennoch deutlich: „Man muss es auf den Punkt bringen. Mit der gezeigten Fehlerquote oder der Anzahl an Fehlwürfen gewinnen wir gegen kein Team aus dem großen Topf für die Meisterrunde.“ Auf Konstanzer Seite kann das Trainergespann zwar mit der Entwicklung jedes Einzelnen zufrieden sein. „Das Team trainiert gut“, berichtet Korb, „die Jungs sind fokussiert und mit vollem Einsatz dabei. Im persönlichen und handballerischen Bereich sehen wir bei jedem eine Entwicklung.“ Doch im Spiel um die begehrten Plätze für die Meisterrunde fehlt es noch an „der Stabilität und Cleverness, die Abläufe in der Abwehr oder im Angriff konsequent bis zum Erfolg umzusetzen.“ Noch schlimmer wiegt der Eindruck, dass zuletzt in der Abwehr kaum Normalform erreichte und es dem Gegner aus Pforzheim – zweifellos eines der stärksten Teams der Liga – allzu leicht gemacht wurde. Aber, so Korb weiter, „wir wissen: Unsere Jungs können viel besser spielen als das, was sie gegen Pforzheim abgerufen haben.“
Und wie haben die Rhein-Neckar-Löwen das Spiel gegen Oftersheim aufgearbeitet? „Wir dachten in der Endphase wohl, das wuppen wir noch. Aber so war es ja letztlich nicht. In der Analyse haben wir diese Niederlage klar angesprochen. Wir wissen, dass wir besseren Handball spielen können, aber wir haben einen jungen Jahrgang in der Jugendbundesliga und müssen überlegen, wie wir unsere Leistung besser auf die Platte bekommen“, weiß Trainer Daniel Haase, dass das schon am Samstagnachmittag ab 16 Uhr gelingen muss, denn dann ist der Bundesliga-Unterbau beim Tabellenzweiten TSV Allach zu Gast, der erst zwei Miese auf dem Konto hat. „Wir wissen, was zu tun ist und richten den Kopf auch wieder auf. Wir müssen bei uns bleiben und nicht zweifeln, aber es muss eine Verbesserung her. Aus solch einer empfindlichen Niederlage muss unbedingt gelernt werden", hofft Haase auf eine entsprechende Reaktion. Da die U23 zeitgleich in Pforzheim spielt, könnten einige Spieler des älteren Jahrgangs fehlen. Das soll die Löwen nicht davon abhalten, „den Bock umzuwerfen", wie Haase es formuliert.
Keine guten Erinnerungen hat der TV Bittenfeld an Bayern: Vor Wochenfrist ging der Tabellenfünfte (4:4 Punkte) gegen den TSV Allach leer aus, und jetzt wartet direkt der nächste Gegner aus dem Freistaat. „Sie Ausgangssituation ist die gleiche wie vor dem Spiel gegen Allach", sagt Trainer Ulf Lindner vor dem Auswärtsspiel beim HC Erlangen (Sonntag, 15.30 Uhr). Aber das Ende soll anders aussehen: „Diesmal brauchen wir einen Sieg. Erlangen hat gegen Allach und Balingen bewiesen, dass es eine unangenehme Mannschaft ist. Wir brauchen wieder mehr Intensität in den Zweikämpfen. Wenn uns das gelingt, können wir ebenbürtig sein." Für Erlangen geht es um die Verteidigung zweier Serien: Die Franken entschieden die drei zurückliegenden Partien für sich, in eigener Halle sind sie zudem noch ungeschlagen. „Mit Bittenfeld kommt eine sehr gute Mannschaft auf uns zu. Ihre Niederlage gegen Allach dürfen wir nicht überbewerten. Wir wollen wieder unsere Qualitäten auf die Platten bringen", sagt Trainer Johannes Heufelder. Zu diesen Qualitäten gehört normalerweise auch die Erlanger Abwehrarbeit, auch wenn diese gegen Balingen (41:38) nicht ideal aussah. Diesem Thema nahm sich der HC im Training unter der Woche an.
Tabellenführer SG Pforzheim/Eutingen kann am Samstag, 14 Uhr, gegen Frisch Auf Göppingen seine Spitzenposition untermauern. „Das Selbstvertrauen, das wir uns geholt haben, kann uns in den nächsten Spielen helfen", setzt Trainer Alexander Lipps auch auf die psychologische Komponente. Lipps betrachtet die Vorzeichen für den derzeitigen achten Platz des Gegners: „Sie hatten zu Beginn mit Balingen und Kronau zwei schwere Brocken, außerdem kamen sie aus einer Quarantäne-Phase in die Saison. Ich schätze Göppingen jetzt wieder deutlich stärker ein." Göppingens Übungsleiter Gerd Römer spricht von einem „maximal starken Gegner". „Wir versuchen Schritt für Schritt näher an die deutsche U19-Spitze heranzurücken. Pforzheim ist dabei der Prüfstein schlechthin im Süden." Außerdem hat die JSG Balingen am Samstag ab 13.30 Uhr Heimrecht gegen den noch punktlosen TuS Helmlingen. Die „Gallier" brauchen zwei Punkte, um weiterhin im Kampf um Platz vier mitzumischen.   (RWE)