„Darauf können wir aufbauen“ - die Bilanz der beiden Testspiele gegen die Niederlande
Es war ein Neustart unter besonderen Bedingungen für die Frauen-Nationalmannschaft des Deutschen Handballbunds, aber die Bilanz der Woche in Freren inklusive der beiden Testspiele gegen Weltmeister Niederlande in Lingen fällt positiv aus: „Insgesamt bin ich mit dem Lehrgang zufrieden, wenn man von den ersten 20 Minuten des zweiten Spiels absieht. Auf vieles können wir mit Blick auf die EM aber aufbauen“, sagte Bundestrainer Henk Groener, der am Dienstag während des Lehrgangs seinen 60. Geburtstag gefeiert hatte.
Zwei Tage später beschenkte ihn seine Mannschaft mit einem 27:25-Erfolg über die Niederlande in der EmslandArena, zwei Tage später folgte eine 26:32-Niederlage an gleicher Stelle gegen den Weltmeister. Groener schöpfte in beiden Partien die volle Breite seines 22-köpfigen Kaders aus, ihr Länderspiel-Debüt bei den Frauen gaben Mareike Thomaier (Bayer Leverkusen) am Donnerstag und Annika Lott (Buxtehuder SV) am Samstag. Nach über einjähriger Verletzungspause nach ihrer Schulteroperation feierte Xenia Smits (SG BBM Bietigheim) ihr Comeback, steuerte insgesamt sieben Treffer in beiden Testspielen bei, überzeugte vor allem am Donnerstag mit fünf Treffern. Die DHB-Auswahl musste in Lingen auf Emily Bölk und Julia Behnke verzichten, weil diese wegen Corona-Fällen in ihrem Klub FTC Budapest nichtanreisen konnten.
Für die DHB-Auswahl waren die beiden Geisterspiele nicht nur der sportliche Neustart nach neunmonatiger Pause, sondern auch ein Testlauf in Sachen Organisation unter Corona-Bedingungen, mit Blick auf die EM, die am 3. Dezember in Dänemark und Norwegen beginnt. „Es war schön, nach zehn Monaten endlich wieder spielen zu können, auch, wenn es unter ungewohnten Bedingungen stattgefunden hat. Es war eine ungewohnte Situation, in einer leeren Halle zu spielen. Normalerweise pushen uns die Zuschauer, aber jetzt mussten wir das selbst machen“, sagte Torfrau Dinah Eckerle, die vor allem im ersten Spiel eine sehr starke Leistung abgeliefert hatte.
Am Donnerstag hatte es nach 20 Minuten 12:6 für die deutsche Mannschaft gestanden, am Samstag zeigte die Anzeigentafel zum gleichen Zeitpunkt ein 4:14 aus deutscher Sicht - der frühe Knackpunkt für die spätere Niederlage. „Da passte gar nichts zusammen“, sagte Groener. „Die ersten 20 Minuten sind an uns vorbeigelaufen. Danach haben wir es geschafft wieder ranzukommen, aber insgesamt gab es einfach zu viele einfache Fehler und Abstimmungsfehler“, sagte auch Julia Maidhof, die am Samstag fünfmal traf und insgesamt acht Tore gegen den Weltmeister erzielte. Ihr Gesamtfazit: „Grundsätzlich haben uns die beiden Spiele gutgetan, gleiches gilt für die Lehrgangswoche in Freren. Wir konnten endlich wieder zusammen trainieren, was trotz der Umstände ziemlich normal funktioniert hat.“
Auch die Kapitän hat sich gefreut, dass es endlich wieder losging, Kim Naidzinavicius sieht aber auch die Baustellen, an denen bis zum EM-Auftakt noch gearbeitet werden muss: „Beide Spiele hatten ihre Höhen und Tiefen. Was sie gezeigt haben, ist, dass wir mit guten Mannschaften mithalten können, aber, dass es uns nach wie vor an Konstanz fehlt, aber wir nehmen das Positive aus der Woche mit. Wir konnten seit neun Monaten nicht gemeinsam trainieren und das hat man auch gemerkt. Bis zur EM müssen wir vor allem Tempospiel, der Abwehr und vor allem an unseren Abstimmungsproblemen arbeiten.“
Sein Debüt feierte der neue Co-Trainer - und Alexander Koke war hellauf begeistert: „Das war ein sehr schöner Lehrgang für mich. Natürlich gab es im Vorfeld ein bisschen Anspannung und Nervosität, weil ich vorher ja noch nie eine Frauenmannschaft trainiert hatte. Aber die Mannschaft hat mich ganz toll aufgenommen und mir den Einstieg ganz einfach gemacht. Ich habe nur positive Erfahrungen gemacht und bin richtig begeistert. Es war toll, die Spielerinnen nach den Onlinelehrgängen persönlich zu treffen, das ist doch etwas ganz anderes. Der Lehrgang in Freren war ja fast ein Neuanfang nach dieser langen Pause.“
Mit Koke, Groener und Torwarttrainerin Debbie Klijn findet Ende Oktober der nächste Lehrgang statt - allerdings ohne die Spielerinnen, die in ausländischen Klubs unter Vertrag stehen. Die letzten Testspiele vor dem EM-Start bestreitet die deutsche Mannschaft Ende November bei einem Vier-Länderturnier im norwegischen Bergen gegen die Spitzenteams aus Norwegen (Rekordeuropameister), Dänemark und den amtierenden EM-Champion Frankreich. Das erste EM-Vorrundenspiel in Trondheim ist am 3. Dezember (18.00 Uhr) gegen Rumänien, gefolgt von den Partien am 5. Dezember gegen Gastgeber Norwegen und zum Abschluss am 7. Dezember (beide um 18.15 Uhr) gegen Polen. Dort muss die deutsche Mannschaft mindestens Dritter werden, um das erste Ziel Hauptrunden-Einzug zu schaffen.
(BP)