Die Stimmen zu Sieg und WM-Ticket
Alicia Stolle beim Spiel gegen Portugal. - Foto: Marco Wolf
20.04.2021 A-Frauen

Die Stimmen zu Sieg und WM-Ticket

Bundestrainer Henk Groener und die Nationalspielerinnen ziehen positivges Fazit der erfolgreichen Weltmeisterschafts-Play-offs gegen Portugal

Nach einem etwas stotternden Start gelang der deutschen Frauen-Nationalmannschaft am Dienstagabend schnell die Trendwende – und mit dem am Ende deutlichen 34:23 über Portugal in Hamm/Westfalen wurde dann auch das Ticket für die WM 2021 in Spanien gebucht, mit einer Gesamtdifferenz von 16 Treffern nach dem 32:27 am Samstag im portugiesischen Luso. Dementsprechend positiv und gelöst fallen auch die Stimmen nach dem Spiel aus. 

Bundestrainer Henk Groener: Das Fazit fällt überwiegend positiv aus. Es war eine ungewohnte Ausgangslage mit sechs Debütantinnen. Portugal ist ein Gegner, den wir schlagen mussten, im Rückspiel haben wir das besser gemacht als im Hinspiel. Wir haben im Training Tag für Tag unsere Aufgaben gemacht und haben die Sachen aus dem ersten Spiel mitgenommen. Wir haben die 7-gegen 6-Abwehr, auch wenn es für viele über 60 Minuten hinweg ungewohnt ist, gut im Griff gehabt.  

Am Anfang waren wir zu hektisch in Tempospiel und Abwehr. Wir haben in der Abwehr dann defensiver gespielt und hatten es dann wieder im Griff. Mit mehr Ruhe haben wir dann gezeigt, dass wir die bessere Mannschaft waren.  

Wir haben mit dem vielen Neuen im Training viele taktische Grundlagen im Abwehr und Angriff gemacht. Sie haben das gut aufgenommen und wir werden im nächsten Lehrgang daran anknüpfen, den wir voraussichtlich im Juni haben. Mit denen, die dieses Mal nicht dabei waren, sind wir dann auch eine größere Gruppe.  

Es war zu sehen, dass unsere Mannschaft mit sehr viel Energie und Spielfreude an die Sache herangeht. Wir haben noch nicht das Niveau, dass wir vielleicht brauchen, um bei einer WM vorne mit dabei zu sein. Heute Abend wird noch ein bisschen gefeiert, aber die Spielerinnen müssen morgen auch zu ihren Vereinen zurück, weil der Ligabetrieb weiter geht.  

Kapitänin Emily Bölk: Ich freue mich und ich bin auch etwas erleichtert, weil für uns für das zweite Spiel viel vorgenommen haben. Es lief deutlich besser, man hat gesehen, dass wir die zwei Tage nutzen konnten, um die Absprachen zu verfeinern, das Timing zu verbessern und das hat heute schon mal besser geklappt, das heißt wir sind auf einem guten Weg. Die Neulinge haben sich super eingebracht, wir haben super Debüts gesehen und alle konnten sich in die Torschützenliste eintragen. Ich gehe jetzt sehr happy und, natürlich das wichtigste, mit einem WM-Ticket wieder nachhause.
Wir haben schon gesehen, dass wir im Hinspiel zu viele Tore kassiert haben. Das lag vor allem an vielen technischen Fehlern, die wir im Angriff selbst verursacht haben. Wir hatte auch Probleme, das 7 gegen 6 zu verteidigen. Heute haben sie uns 60 Minuten dagegen ackern lassen. Wir haben es auf jeden Fall besser hinbekommen als im Hinspiel, haben weniger technische Fehler gemacht und vor allem haben wir uns nicht kirre machen lassen, sondern haben weiter versucht, unseren Stiefel runterzuspielen. Wir konnten alle wechseln, wir sind ruhig geblieben und konnten unser Spiel weiterspielen und das ist erstmal das Wichtigste. Ich habe mein Bestes gegeben als Kapitänin, es war jetzt in diesen zwei Spielen eine große Ehre, dass ich vorne laufen durfte, die Mannschaft in die zwei Spiele führen durfte. Klar ist auch, dass ich mich freue, wenn die Mannschaft das Trainerteam mir auch über die zwei Spiele hinaus das Vertrauen schenken. Ich lasse mich mal überraschen und wenn es so sein sollte, freue ich mich und werde das Amt weiterhin mit Ehre vertreten.  

Alicia Stolle: Natürlich denkt man gerne an das Play-off Spiel vor zwei Jahren hier in Hamm gegen Kroatien zurück, denn es war eine tolle Stimmung. Obwohl es dieses Mal leider nicht so sein konnte, haben wir es genossen wieder in Hamm zu spielen. Nach dem Hinspiel waren wir alle nicht so zufrieden und haben uns viel vorgenommen. Alle Spielerinnen haben sich gut eingebracht, aber es ist definitiv noch Luft nach oben. Wir wissen natürlich, dass wir auch gegen Portugal immer unsere beste Leistung bringen müssen. Nach einer stressreichen Anfangsphase haben wir das Spiel besser gestaltet.
Was mit dieser neu formierten Mannschaft möglich ist, werden wir sehen, wenn stärkere Gegner auf uns zukommen. Wir haben ein paar erfahrene Spielerinnen dabei und die jungen Mädels bringen frischen Wind in die Mannschaft. Wir müssen jetzt noch weiter zusammenwachsen und uns über den Teamgeist gegen starke Mannschaften beweisen. 

Marlene Zapf: Es herrscht große Zufriedenheit nach dem Spiel. Trotzdem ist noch nicht alles ganz rund gelaufen und es ist noch Luft nach oben. Wir haben viele neue Spielerinnen im Kader, aber bis zur WM im Dezember haben wir noch Zeit. Schon jetzt sind wir mannschaftlich gut zusammengewachsen, denn wir hatten viele Besprechungen und Analysen, die dabei geholfen haben. Trotzdem sind wir noch auf unserem Weg. In der ersten Halbzeit haben wir uns schwergetan, aber Ende der ersten Halbzeit ist der Knoten dann ein bisschen geplatzt. Nach der Pause haben wir dann das Tempo rausgenommen und unseren Vorsprung verwaltet. Ich bin ganz zufrieden mit meiner eigenen Leistung. 

Selina Kalmbach: Wir sind gut in das Spiel gestartet. Danach kam eine Phase, in der es nicht so gut lief, aber wir haben nie aufgehört zu kämpfen. In der zweiten Halbzeit haben wir dann richtig Gas gegeben und vor allem unsere Abwehr stand richtig gut. Vorne haben wir unsere Torchancen genutzt und unsere Fehler minimiert.
Es ist ein tolles Gefühl nach diesen zwei Siegen und wir sind sehr stolz, denn es war unser großes Ziel, beide Spiele zu gewinnen. Jetzt geht es zur WM am Ende des Jahres. Wir wussten, dass es gegen Portugal nicht leicht wird, aber wir haben mit solider und guter Abwehrleistung dagegengehalten und letztendlich verdient gewonnen.
Meine erste Länderspiel-Woche war sehr anstrengend und aufregend. Es war ein ganz anderes Niveau zu trainieren. Erst war es schwierig, in die Mannschaft zu kommen, da man komplett neu war. Wir sind aber alle sehr gut aufgenommen worden und ich finde, das hat man auf dem Spielfeld auch gesehen. Es hat sehr viel Spaß gemacht. 

Ulisses Perreira, Trainer Portugal: Das war ein hartes Spiel für uns. Nach 15 Minuten lagen wir vorne, danach haben wir viele Zeitstrafen kassiert. Wir wollten dennoch stark weiterspielen, aber es wurde immer schwerer für uns. Deutschland war der verdiente Sieger, vor allem wegen des starken Angriffs, wir versuchen in jeder Partie 7-gegen-6 zu spielen, aber nach der Pause war Deutschland sehr gut auf diese Taktik eingestellt. Wir sind eine junge Mannschaft, wir wollen den Abstand zur Weltspitze Schritt für Schritt verkleinern und uns für eine EM oder WM qualifizieren, also wollen uns in den nächsten Jahren verbessern und weiterarbeiten.  

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