„Wir müssen uns nicht verstecken“
Alexander Koke beim Spiel gegen Rumänien. - Foto: Stanko Gruden / kolektiff images
04.12.2020 A-Frauen

„Wir müssen uns nicht verstecken“

Die deutschen Spielerinnen und Co-Trainer Alexander Koke gehen am Samstag optimistisch in die Aufgabe gegen Rekord-Europameister Norwegen am Samstag

Am spielfreien Freitag – einen Tag nach dem 22:19 gegen Rumänien zum EM-Start – äußerten sich die Nationalspielerinnen Kim Naidzinavicius, Julia Behnke, Julia Maidhof und Alina Grijsels zum gestrigen Erfolg, blickten aber noch mehr hinaus auf das zweite Spiel gegen Norwegen. Am Samstag (Anwurf: 18.15 Uhr) würde ein Sieg in Kolding schon den Einzug in die Hauptrunde bedeuten.

Alexander Koke:

Zum Spiel gegen Rumänien: Ich bin zufrieden, dass wir die zwei Punkte geholt haben. Die Vorbereitung war turbulent, und das spiegelte sich im Spielverlauf wider, mit starkem Beginn, kleiner Schwächeperiode und letztendlichem Erfolg. Es gibt immer Phasen, wo es schlechter läuft, da müssen wir gemeinsam die Lösungen suchen und jeder muss seine Aufgaben haben.

Zum nächsten Gegner: Norwegen spielt einen fantastischen Handball mit herausragenden Individualisten, da haben wir auf jeden Fall alle Möglichkeiten zur kollektiven Weiterentwicklung. Wir wollen unser Spiel verbessern, das gestrige Spiel gegen Rumänien hat einige Entwicklungsfelder gezeigt. Ein Erfolg morgen wäre eine Überraschung. Aber: Wenn wir richtig gut drauf sind, können wir für diese Überraschung sorgen.

Zur Vorbereitung: Unsere Vorbereitung bis zum Anpfiff liegt heute erst einmal auf der Aufarbeitung des gestrigen Spiels, später haben wir ganz normales Teamtraining. Wir werden Lösungen suchen gegen den starken norwegischen Angriff, aber wir haben schon gegen Rumänien gezeigt, dass wir Optionen haben, um variabel zu verteidigen, das Team kann schnell adaptieren.

Zu Henk Groener: Ich bin mit dem gesamten Trainerstab regelmäßig in Kontakt mit Henk. Natürlich hat er sich über den Sieg gefreut, sah auch das Steigerungspotenzial. Insgesamt aber gab Henk eine positive Rückmeldung.

Kim Naidzinavicius:

Zum Sieg gegen Rumänien: Wir sind überglücklich über zwei Punkte. Wir sind überragend gut gestartet und haben den Vorsprung hat bis zum Ende gehalten. Es gab viele Höhen und Tiefen, gerade die Angriffsleistung war noch nicht die, die wir erhoffen, es gab viel Aufregung auf dem Feld. Beim 14:14 haben wir uns wieder auf unsere Stärken besonnen und von Außen kamen gute Impulse. Wir haben das Spiel dank Abwehr und TW gewonnen, die wenigen Tore, die wir in der zweiten Halbzeit gemacht haben, haben gereicht.

Zum nächsten Gegner: Das Spiel gegen Norwegen wird etwas komplett anderes, über deren Stärken und Kraft müssen wir nur wenig reden. Wir dürfen nicht viele wenig Fehler machen, denn Ballverluste gegen Norwegen heißt Gegentore durch Gegenstöße. Mit einer guten Abwehr haben wir aber unsere Chance. Wenn wir unsere Stärken durchbringen, haben wir gegen alle eine Chance.

Zum Co-Trainer, der aktuell Cheftrainer ist: Alex Koke trägt viel zum Erfolg bei, er ist ein sehr positiver Mensch der uns auf unsere Stärken bringt, und den Weg von Henk fortsetzt.  Alex war sicher nervöser als er als Co-Trainer gewesen wäre. Er hat bislang großartigen Job gemacht und in Zusammenarbeit mit Andre Fuhr alles gut gelöst.

Zu den Siebenmetern: Wir sind nicht zufrieden mit der Ausbeute der Siebenmeter, haben nicht gut genug geworfen. Aber wir haben viele sichere Schützen im Team, und sollten kein zu großes Thema draus machen.

zur Stimmung im Team: Das Leben hier ist nicht groß anders als wir es sonst hatten. Was anders ist, sind die fehlenden Zuschauer beim Spiel. Leider haben wir uns in Bundesliga und Champions League daran gewöhnen müssen. Wir sind aber gefestigt, haben viele Charaktere, die die Stimmung positiv auffangen und eine positive Ausstrahlung haben.

Julia Maidhof:

Zum EM-Debüt: Die positive Aufregung war im ganzen Team zu spüren. Für mich persönlich war es eben das erste Spiel bei so einem Großereignis, aber wie in vielen Spielen, war von der Aufregung nicht mehr viel zu spüren, sobald es angepfiffen war. Man freut sich einfach, auf der Platte zu stehen und, dass wir das dann auch noch mit einem Sieg abschließen konnten, freut einen natürlich noch umso mehr.

Zu ihrer Rolle im ersten Spiel und Alexander Koke als Trainer: Die Reibungslosigkeit im Spiel kommt daher, dass ich mit der Kim eine Mittelspielerin habe, die ich aus dem Verein kenne. Rechts neben mir steht Amelie Berger und auch wir spielen zusammen und haben dadurch schon einige Abläufe, die automatisiert ablaufen. So kommt man gut in ein Spiel rein. Auch mit den anderen Spielerinnen wie Alina passt unsere Absprache schon sehr gut, sodass wir uns gegenseitig vertrauen und die Freiheit haben, unsere eigenen Aktionen zu setzen. Was das Trainerteam anbelangt bin ich extrem zufrieden. Es war immer eine gute Absprache, gleichzeitig auch nicht zu viel. In den Auszeiten haben wir klare Anweisungen bekommen, aber auch eigene Ideen vom Team wurden umgesetzt. Ich denke, alle machen gerade den besten Job, den sie in ihrer Rolle machen können und wir lassen uns alle auf die Situation ein und freuen uns, dass es bisher extrem gut geklappt hat.

Zum Spiel gegen Norwegen: Was deutlich ist, ist, dass wir gestern noch eine viel zu hohe Fehlerquote hatten, gerade was die Abschlüsse betrifft, aber auch einfache Fehler und die werden von den Norwegerinnen gnadenlos bestraft werden. Einfache Passfehler heißt direkt Gegentor und wir müssen es schaffen, über 60 Minuten die Fehlerquote so niedrig wie möglich zu halten, um den Norwegerinnen gar nicht die Chance zu geben ins Tempospiel zu kommen. Auch müssen wir es schaffen, nicht diese Höhen und Tiefen zu haben, sondern auf einem möglichst hohen Niveau zu konstant zu bleiben. Insgesamt ist es wichtig, dass wir uns auf uns konzentrieren und, dass was wir gut gemacht haben noch zu verbessern und damit die Norwegerinnen vielleicht zu überraschen.

Alina Grijseels:

Es war unheimlich wichtig im ersten Spiel gut ins Turnier zu finden, zudem haben wir Kraft und Spielanteile gut verteilt. Wir waren gut vorbereitet, wussten, was wir spielen wollten. Rumänien hatte am Ende einiges in den Knochen, wir waren frischer. Norwegen ist individuell unfassbar stark, aber wir müssen uns nicht verstecken. Vor zwei Jahren haben wir sie geschlagen, letztes Jahr knapp verloren. Wir können also selbstbewusst in die Partie gehen.

Wir haben uns Teile des Spiels Norwegen gegen Polen angeschaut, Norwegen hat eine extrem starke Mannschaft. Dass sie gegen Polen gewonnen haben, war keine Überraschung, die Deutlichkeit aber flößt uns Respekt ein. Morgen ist ein anderes Spiel, wir wollen Punkte holen.

Julia Behnke:

Gegen Norwegen wird die Abwehr wieder der Schlüssel zum Sieg. Norwegen hat eine flinke Mannschaft mit starkem Rückraum, die Mitte mit Stine Oftedal ist der Schlüssel. Wenn wir die Abwehr kompakt stellen und wenig Fehler machen, haben wir eine Chance. Es ist ein Vorteil in leerer Halle gegen Norwegen zu spielen als in Trondheim. Sie haben immer einen großen Fanblock dabei, ungewohnt vor leeren Rängen zu spielen. Wir haben die letzten Jahre gemerkt, dass wir näher an Norwegen rangekommen sind, wir sind frisch und haben gute Chancen.

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