Gegnerportrait Norwegen
Die norwegische Frauen-Nationalmannschaft. - Foto: NHF Norwegischer Handballverband / IHF International Handball Federation
10.12.2019 A-Frauen

Gegnerportrait Norwegen

Naidzinavicius: „Wir haben alles selbst in der Hand“. Ein Sieg gegen Norwegen, und erstmals seit 2007 steht eine deutsche Frauenmannschaft wieder in einem WM-Halbfinale – DHB-Team hat die Niederlage gegen Serbien abgehakt

Mit einem Sieg über Norwegen (Anwurf am Mittwoch 12.30 Uhr, Livestream auf sportdeutschland.tv) stehen die deutschen Frauen definitiv im Halbfinale der WM in Japan, bei einem Remis braucht man Schützenhilfe von Außen, um unter die letzten Vier einzuziehen, bei einer Niederlage gegen den Rekord-Olympiasieger fällt die deutsche Mannschaft nicht tiefer als Platz vier. Alles ist noch möglich am letzten Hauptrundenspieltag der WM im japanischen Kumamoto. Mit 5:3 Punkten ist die Mannschaft von Bundestrainer Henk Groener aktuell Zweiter hinter den Norwegerinnen (6:2) und einen Zähler vor Serbien und den Niederlanden (4:4). Diese vier Mannschaften kämpfen am Mittwoch um die zwei Halbfinalplätze. Was feststeht, ist, dass Deutschland mindestens im Spiel um Platz sieben am Freitag um das Ticket zur Olympiaqualifikation kämpfen wird.

Nach der unglücklichen 28:29-Niederlage gegen Serbien am Montag hatte die Mannschaft am Dienstag spielfrei, konnte regenerieren oder den Kopf freibekommen: „Wir haben uns gut erholen können, waren an der Sonne, beim Laufen oder Fitness – damit wir morgen mit voller Power antreten können“, sagt Rückraumspielerin Shenia Minewskaja: „Gestern war sehr bitter, dass wir das Spiel aus der Hand gegeben haben. Aber es ist noch nichts verloren. Wir wollen an unsere gute Abwehr und unser Tempospiel anknüpfen, dann schauen wir wie es gegen Norwegen ausgeht. Der Fokus ist nicht auf den anderen Spielen vorher, sondern nur auf uns und Norwegen.“

Die Norweger – siebenfacher Rekord-Europameister, Olympiasieger von 2008 und 2009, Weltmeister von 1999, 2011 und 2015 – müssen bei der WM in Japan auf einige Leistungsträgerinnen wie die Torfrauen Katrine Lunde und Kari Grimsbö, Weltstar Nora Mörk oder Veronika Cristiansen verzichten. Dennoch stehen nach sieben Partien sechs Siege und nur eine Vorrunden-Niederlage gegen die Niederlande auf dem Konto. In der Hauptrunde setzte sich Norwegen souverän gegen Dänemark und Südkorea durch. Erstmals seit vielen Jahren halten die Norwegerinnen aber gerade keinen Titel, das wollen sie am Sonntag in Kumamoto ändern.

„Norwegen lässt sich nicht aus der Ruhe bringen, auch wenn einige Spielerinnen nicht dabei sind.  Damit sind sie vielleicht verwundbarerer als sonst. Aber sie sind seit Jahren Weltspitze“, sagt Bundestrainer Henk Groener. Dessen Team hatte Norwegen vor einem Jahr bei der EM in Frankreich 33:32 geschlagen – für Groener aber kein Grund, groß zurückzublicken: „2018 war ein anderes Turnier mit anderen Mannschaften. Wir müssen uns nicht mit 2018 motivieren, sondern haben genug Motivation aus der WM hier. Wir spielen ein starkes Turnier.“

Am Dienstag führte Groener Einzelgespräche mit allen Spielerinnen, es gab zudem ein Treffen mit DHB-Präsident Andreas Michelmann sowie Mark Schober (Vorstands-Vorsitzender DHB) und Axel Kromer (Sportvorstand DHB), bevor das intensive Videostudium des morgigen Gegners anstand. Groeners Rück- und Vorausblick: „Das gestrige Spiel ist abgehakt, wir ziehen unsere Lehren daraus. Was wichtig ist, dass wir von Anfang in der Abwehr so bewegen wie in den Spielen zuvor. Das wird der Schlüssel zum Erfolg sein. Wir gehen in das Spiel, um es zu gewinnen und schauen nicht auf das, was vorher passiert. Im schlimmsten Fall müssen wir um Platz sieben spielen, was unser Ziel war, im besten Fall stehen wir vor dem Spiel schon als Halbfinalist fest.“

Auch Kapitänin Kim Naidzinavicius versprüht diesen Optimismus, nachdem der Ärger über die Niederlage gegen Serbien abgearbeitet war: „Als wir die anderen Ergebnisse gesehen haben, war der Frust schon sehr groß, der Frust über unsere eigenen Leistungen, wir sind an unseren eigenen Fehlern gescheitert. Ein Punkt hätte zum Halbfinaleinzug gereicht. Aber jetzt hat jede von uns die Niederlage verarbeitet, jede ist mit erhobenem Kopf aufgestanden. Wir haben immer noch alles in eigener Hand. Wir können mit einem Sieg ins Halbfinale einziehen, was uns vor dem Turnier nicht viele zugetraut hatten. Norwegen hat eine unfassbare Qualität trotz der vielen Verletzten.  Wir haben im Laufe des Turniers aber gezeigt, dass wir auch einen solchen Gegner schlagen können. Wenn die Abwehr steht und unsere Torhüterleistung am oberen Limit ist, haben wir definitiv realistische Chancen.“

Das glaubt auch Emily Bölk: „Norwegen spielt einen schnellen Handball mit aggressiver Deckung, fast alle Spielerinnen spielen in der Champions League bei Topvereinen wie Györ. Das spricht für sich, wir haben aber auch gesehen, dass wir sie letztes Jahr geschlagen haben. Wir können mit einem guten Gefühl ins Spiel gehen, wir haben bislang ein Superturnier gespielt.“

Deutsche Bilanz gegen Norwegen:

90 Spiele - 38 Siege – 8 Remis - 44 Niederlagen

Letzte Spiele:
EM-Vorrunde 2018 in Brest/Frankreich: Deutschland – Norwegen 33:32
März 2016: Testspiel in Oslo: Norwegen – Deutschland 28:35
Achtelfinale WM 2015 in Fredrikshavn/Dänemark: Deutschland – Norwegen 22:28
Vorrunde WM 2011 in Santos/Brasilien: Deutschland – Norwegen 31:28

Turnierbilanzen Norwegen:

WM-Teilnahmen:  1971: 7 - 1973: 8 - 1975: 8 - 1982: 7 - 1986: BRONZE - 1990: 6 - 1993: BRONZE - 1995: 4 - 1997: SILBER - 1999: GOLD - 2001: SILBER - 2003: 6 - 2005: 9 - 2007: SILBER - 2009: BRONZE - 2011: GOLD - 2013: - 5 - 2015: GOLD – 2017: SILBER

Olympia-Teilnahmen: 1988: SILBER – 1992: SILBER – 1996: 4 – 2000: BRONZE – 2008: GOLD – 2012: GOLD - 2016: BRONZE

EM-Teilnahmen: 1994: BRONZE - 1996: SILBER - 1998: GOLD - 2000: 6 - 2002: SILBER - 2004: GOLD - 2006: GOLD - 2008: GOLD - 2010: GOLD - 2012: SILBER - 2014: GOLD - 2016: GOLD – 2018: 5

WM-Qualifikation für Japan:  Playoffs gegen Weißrussland

Trainer:  Thorir Hergeirsson (ISL)

(BP)

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