Gegnerportrait Montenegro
Die Frauen-Nationalmannschaft von Montenegro. - Foto: Handball Federation of Montenegro
18.11.2019 A-Frauen

Gegnerportrait Montenegro

Klein, aber fein: Montenegro zählt im Frauenhandball zur absoluten Weltspitze / Bislang alle Partien gegen Deutschland gewonnen

In der langen Länderspiel-Historie von deutschen Frauennationalmannschaften ist die Partie am Donnerstag (19 Uhr, live auf Sport1 / Karten unter dhb.de/tickets) in Stuttgart erst der dritte Vergleich mit Montenegro, das seit 2006 unabhängig ist. Beide vorherigen Partien gewannen die Balkanhandballerinnen. Zunächst gab es einen 25:24-Erfolg für Montenegro im Vorrundenspiel der WM 2011 in Brasilien, dann verlor die deutsche Mannschaft im ersten Hauptrundenspiel der EM 2014 in Kroatien deutlich mit 20:27. Aus der damaligen deutschen Mannschaft stehen heute noch Shenia Minevskaja, Kim Naidzinavicius und Luisa Schulze im deutschen Aufgebot.

Obwohl das Land mit etwas mehr als 600.000 Einwohnern und einer Fläche so groß wie Schleswig-Holstein deutlich kleiner ist als Deutschland - die Handballerinnen sind Erfolgsgaranten. Das erste große Turnier war die EM 2010, als man beim Debüt gleich Sechster wurde. DAS Jahr des montenegrinischen Frauenhandballs war allerdings 2012. Zunächst gewann Meister Buducnost Podgorica - angeführt vom Weltstar Bojana Popovic und mit Ex-DHB-Nationaltorfrau Clara Woltering zwischen den Pfosten - die Champions League in einem dramatischen Finale gegen Györ. Trainer war damals wie heute Dragan Adzic, der schon 2010 für Aufsehen gesorgt hatte, als er die U20-Nationalmannschaft zu WM-Bronze in Südkorea geführt hatte, obwohl es in Montenegro in den entsprechenden Jahrgängen insgesamt nur 34 Handballerinnen gab.

Adzic war damals auch schon Trainer der Frauen-Nationalmannschaft, und die gewann bei ihrer ersten Olympiateilnahme in London 2012 gleich die Silbermedaille, nach einer hauchdünnen Finalniederlage gegen Norwegen. Doch im Dezember schlugen Popovic & Co. zurück, setzten sich bei der EM in Serbien die europäische Krone auf, nachdem man Norwegen nach zweifacher Verlängerung im Finale besiegt hatte. Auch nach Popovics Rücktritt blieb Montenegro in der Weltspitze, auch wenn es für den ganz großen Wurf nicht mehr reichte. 2014 stand man im EM-Halbfinale, wurde am Ende aber nur Vierter. Buducnost wurde 2015 abermals CL-Sieger - am Samstag warf Buducnost den deutschen Meister SG BBM Bietigheim aus der Champions League.

Nach dem enttäuschenden elften Rang bei den Olympischen Spielen von Rio wollte Adzic als Trainer zurücktreten, der Verband überzeugte ihn aber zum Bleiben. Zehn Tage vor der WM 2017 in Deutschland trennte man sich dann doch. Der Schwede Per Johansson übernahm das Team und führte Montenegro gleich auf Rang sechs bei dem Turnier. Johansson hatte sein Heimatland bereits 2010 zu EM-Silber und anschließend zu den Olympischen Spielen nach London geführt, war zwischenzeitlich Trainer von CSM Bukarest.

Mittlerweile befindet sich Montenegro im Umbruch, obwohl die Linkshänderin und vierfache Champions-League-Siegerin Katarina Bulatovic sich zu einem erneuten Comeback im Nationalteam überreden ließ. Aus der „goldenen Mannschaft“ von 2012 stehen neben ihr noch die Weltklasse-Außen Jovanka Radicevic und Maida Mehmedovic, Spielmacherin Milena Raicevic oder Abwehrspezialistin Andrea Klikovac im Kader. Dazu kommt mit Djurdjina Jaukovic (22) eines der größten europäischen Talente, die schon mit 16 Jahren in der Champions League auflief. Ein weiteres Toptalent ist Ema Ramusovic. Im Tor steht mit Marina Rajcic eine jener Spielerinnen, mit denen 2010 in Südkorea der montenegrinische Stern aufging. Insgesamt 13 der acht für das Testspiel in Stuttgart nominierten Montenegrinerinnen spielen bei Champions-League-Klubs, alleine neun für Buducnost Podgorica.

Bei der WM 2019 in Japan hat Montenegro eine Hammergruppe erwischt und trifft auf Rumänien, Ungarn, Spanien, Kasachstan und den Senegal. In der aktuellen EM-2020-Qualifikation startete das Johansson-Team wie Deutschland mit zwei Siegen - gegen Italien und Litauen.

Kader Montenegro für das Testspiel in Stuttgart:

Tor: Marina Rajcic (HC Buducnost), Ljubica Nenezic (Gloria Bistrica/ROU), Marta Batinovic (Oltchim Valcea/ROU)

Feld: Majda Mehmedovic, Jovanka Radicevic, Sanja Premovic, Ema Ramusovic, Djurdjina Jaukovic, Tatjana Brnovic, Nikolina Knezevic, Milena Raicevic (alle  HC Buducnost), Ivona Pavicevic (Corona Brasov/ROU), Dijana Ujkic (CS Cisnadie/ROU), Jelena Despotovic (HC Debrecen/HUN), Itana Grbic (CSM Bukarest/ROU), Katarina Bulatovic (ETO Györ/HUN), Andrea Klikovac (CSM Bukarest/ROU)

(BP)

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