Bölk: „Wir haben noch alles selbst in der Hand“ - Gegnerportrait Schweden
Die schwedische Frauen-Nationalmannschaft. - Foto: SHF Schwedischer Handballverband / IHF International Handball Federation
12.12.2019 A-Frauen

Bölk: „Wir haben noch alles selbst in der Hand“ - Gegnerportrait Schweden

Mit einem Sieg am Freitag gegen Schweden würden die deutschen Frauen ihrem Olympiatraum mit dem Ticket für ein Qualifikationsturnier ein gutes Stück näher kommen

Es geht um Alles für die deutschen Frauen bei der WM in Japan. Am Freitag um 6.30 Uhr deutscher Zeit steht das „Endspiel“ um den letzten freien Platz in der Olympiaqualifikation auf dem Programm. Deutschland oder Schweden heißt die Frage im Spiel um Platz 7 in Kumamoto (Livestream unter www.sportdeutschland.tv). Die Partie findet im Park Dome von Kumamoto statt. Nach den unglücklichen und dramatischen Niederlagen gegen Serbien (28:29) und Norwegen (29:32) muss der Schalter nun umgelegt werden.

„Der Frust ist noch da, wir hatten es selbst in der Hand, aber wir können immer noch etwas Großes erreichen“, sagt Kreisläuferin Julia Behnke. „Gegen Schweden müssen wir wieder 60 Minuten Kampfgeist zeigen, eine gute Deckung und unser Tempospiel. Olympia ist unser Traum und Ziel, es geht um etwas Großes. Wir haben bislang ein tolles Turnier gespielt, ich bin optimistisch, dass wir ein Feuerwerk gegen Schweden abbrennen können.“

Auch Emily Bölk will die WM unbedingt mit einem Sieg beenden, um weiter von Tokio zu träumen: „Vor dem WM-Turnier hätten wir das Spiel um Platz sieben mit Kusshand genommen. Nun haben wir ganz knapp das Halbfinale verpasst, das wäre eine Riesenbelohnung für das bislang tolle Turnier gewesen.  Alle Spiele waren ganz knapp, da haben immer Glück oder ein, zwei Aktionen über Sieg oder Niederlage entschieden. Jetzt müssen wir Energie sammeln für dieses alles entscheidende Spiel. Wir haben das verpasste Halbfinale aus den Köpfen bekommen. Wir haben unser Ziel immer noch in eigener Hand, wir werden uns 60 Minuten dafür zerreißen, um weiter von Olympia träumen zu können. Für jeden Sportler ist dies der größte Traum, das ist Motivation, um die letzten Kräfte zu bündeln.“

Bundestrainer Henk Groener wusste am Donnerstag noch nicht, ob er gegen Schweden auf Alicia Stolle zurückgreifen kann, die sich gegen Norwegen am Knöchel verletzte. Aber ob mit oder ohne die Linkshänderin: „Ich bin immer Optimist, auch weil die Mannschaft bislang ein tolles Turnier spielt. Wir hatten die Chance auf Halbfinale, was so niemand erwartet hatte. Die Mannschaft ist vor dem entscheidenden Spiel gut drauf, allerdings am Ende ihrer Kräfte. Jede will gewinnen. Jeder will zu Olympia, nun haben wir die Chance einen weiteren Schritt in Richtung Tokio zu machen.“

Diesen Optimismus teilt auch DHB-Sportvorstand Axel Kromer: „Ich bin sehr zuversichtlich, denn wir haben bislang eine tolle WM gespielt. Auch in den Spielen, die wir nicht erfolgreich gestalten konnten, haben wir gezeigt, dass wir mit Topmannschaften wie Frankreich oder Norwegen mithalten können. Und die Moral in der Mannschaft ist absolut intakt.

Trotz einer Top-Bilanz von 47 Siegen, 6 Remis und 13 Niederlagen wurden die beiden letzten Partien gegen die Skandinavier verloren: Im Frühjahr 2017 gab es zunächst ein 28:33 in Göteborg, einen Tag später, beim Tag des Handballs in Hamburg, verlor die deutsche Mannschaft 23:24. Das letzte Pflichtspiel war hingegen eine deutliche Sache für die deutsche Mannschaft, als man den damaligen EM-Gastgeber 2016 in der Hauptrunde in Göteborg mit 28:22 besiegte. Zum letzten Mal bei einer WM trafen Deutschland und Schweden im chinesischen Wuxi 2009 aufeinander, die DHB-Auswahl gewann 33:27.

Seither haben die Schwedinnen aber einen großen Sprung nach vorne gemacht. Jahrelang im Schatten der erfolgreichen Männer, gelang 2010 der große Durchbruch mit dem erstmaligen Einzug ins EM-Finale, das man aber gegen Norwegen verlor. Durch diesen zweiten Platz qualifizierte sich Schweden aber direkt für Olympia, weil Norwegen 2011 auch Weltmeister wurde. Vier Jahre zuvor hatten sich Deutschland und Schweden das Olympiaticket für Peking gemeinsam als Sieger und Zweiter des Qualifikationsturniers in Leipzig gesichert.

Nun geht es um einen Platz für ein solches Turnier im März 2020 für Tokio. Sollte Deutschland die Partie gewinnen, geht es in diesem Turnier gegen den WM-Zweiten (steht am Sonntag fest) sowie Senegal (Afrikavertreter) und Argentinien (Panamerikavertreter). Die Gastgeberländer will die IHF kommende Woche bekanntgeben.

2014 stand Schweden erneut im EM-Halbfinale in Budapest, gewann am Ende Bronze, vor zwei Jahren in Deutschland gelang dann auch der Sprung ins erste WM-Halbfinale der Geschichte. In Hamburg verlor Schweden dann aber zweimal unglücklich gegen Frankreich und die Niederlande und wurde am Ende Vierter. Aktuell beste WM-Werferin in der Mannschaft von Trainer Henrik Signell ist Kreisläuferin Linn Blohm mit 32 Treffer vor Isabelle Gullden (29), die wie Shenia Minevskaja im französischen Brest spielt und erst kurz vor der WM ihr Comeback vier Monate nach der Geburt ihres Kindes gefeiert hatte.

In der Vorrunde war Schweden Zweiter hinter Russland, in der Hauptrunde folgten ein Remis gegen Spanien, ein Sieg gegen Rumänien und schließlich ein 23:26 gegen Montenegro. Vor diesem letzten Spiel hatten die Skandinavier eine ähnliche Ausgangslage wie die DHB-Auswahl: Mit einem Sieg wäre man im Halbfinale gewesen, diesen zweiten Platz nahm Spanien hinter Russland und vor Montenegro ein.

Deutsche Bilanz gegen Schweden:

66 Spiele - 47 Siege - 6 Remis – 13 Niederlagen - Tordifferenz: 1424:1233 Tore

Die letzten Spiele:

2017 Testspiel beim Tag des Handballs in Hamburg: Deutschland – Schweden 23:24
2017 Testspiel in Göteborg: Schweden – Deutschland 33:28
EM-Hauptrunde 2016 in Göteborg: Deutschland – Schweden 28:22
November 2016: Testspiele in Hamm und Trier: 24:24 und 28:28

Turnierbilanzen Schweden:

WM-Teilnahmen: 1957: 8 - 1990: 13 - 1993: 6 - 1995: 11 - 2001: 8 - 2009: 13 - 2011: 9 - 2015: 9 – 2017: 4

Olympia-Teilnahmen:  2008: 8 - 2012: 11 - 2016: 7

EM-Teilnahmen: 1994: 7 - 1996: 8 - 2002: 15 - 2004: 14 - 2006: 6 - 2008: 9 - 2010: SILBER - 2012: 8 - 2014: BRONZE - 2016: 8 – 2018: 6

WM-Qualifikation für Japan:  Playoff-Sieger gegen Slowakei

Trainer: Henrik Signell (SWE)

(BP)

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