Die Frauen haben es vorgemacht
Die deutsche Frauennationalmanschaft 2008 bejubelt ihre Qualifikation für Olympia. - Foto: Imago Images / Picture Point
04.03.2021 A-Frauen

Die Frauen haben es vorgemacht

2008 sicherten sich Grit Jurack, Maren Baumbach und & Co. das Olympiaticket beim Heimspiel im Qualifikationsturnier - nun drücken sie den Männern die Daumen

Es war das letzte März-Wochenende in 2008 - und es wurde zu besonderen Festtagen für den deutschen Handball: Denn erstmals seit 1996 qualifizierten sich Frauen des Deutschen Handballbundes wieder für Olympische Spiele. In der Arena Leipzig gab es drei Siege für die Nationalmannschaft unter Bundestrainer Armin Emrich - und das Ticket nach Peking für das Team, das drei Monate zuvor WM-Bronze in Frankreich gewonnen hatte.  

Nächste Woche steigt das nach 2008 zweite Olympia-Qualifikationsturnier auf deutschem Boden - diesmal sind die DHB-Männer am Start und wollen in der Berliner Max-Schmeling-Halle jubeln, wie die Frauen vor 13 Jahren in der Arena Leipzig. Weitere Parallele: Erster Gegner der DHB-Männer am kommenden Freitag ist Schweden - wie bei den Frauen 2008. „Wir waren unglaublich nervös gegen Schweden, das war wahrlich nicht unser bestes Spiel“, blickt Rekord-Nationalspielerin Grit Jurack zurück: „Das war eine ganz enge Kiste.“ Am Ende hieß es 27:26 nach 15:13-Halbzeitführung. „Dieser Sieg war der Schlüssel zum späteren Turniersieg - und genauso ein Erfolgserlebnis wünschen wir unseren Männern nächste Woche natürlich auch“, sagt Maren Baumbach, damals Spielmacherin, heute Teammanagerin der deutschen Frauen-Nationalmannschaft.  

„Auch wenn wir als WM-Dritte und Gastgeber ins Turnier gingen, so richtig als Favorit hatten wir uns nicht gefühlt. Wir standen unter ziemlichem Druck, aber auch dank der tollen Fans in Leipzig haben wir uns durchgesetzt“, blickt Baumbach (heute 40) zurück: „Daher ist es richtig schade, dass unsere Männer in Berlin leider keine Fanunterstützung haben werden.“ 

Der Spielplan damals wie heute wollte es, dass die deutsche Nationalmannschaft zunächst auf den stärksten Gegner und dann die zweitbeste Mannschaft treffen würde. Was am Samstag in einer Woche für Uwe Gensheimer &Co. Slowenien ist, war für Jurack, Baumbach & Co. 2008 Kroatien. „Da hatten wir anfangs richtig Probleme, die erste Hälfte war ganz schlecht“, erinnert sich Jurack.  

Zur Pause stand es 7:5, aber nach 60 Minuten lagen sich die deutschen Spielerinnen in den Armen: 22:16-Sieg und frühzeitig das Olympiaticket nach nur zwei Spielen gelöst. Sonntags folgte dann noch das 37:21 gegen Kuba - das wohl nur einer Spielerin vorrangig in Erinnerung geblieben ist: Rechtsaußen Ulrike Stange zog sich in dieser bedeutungslosen Partie einen Kreuzbandriss zu, verpasste so die Olympischen Spiele, lernte aber in der Reha ihren späteren Ehemann Per Mertesacker kennen. 

Grit Jurack hat da andere Erinnerungen: „Für mich als Leipzigerin, die so lange für den HCL gespielt hatte, war das Turnier in Leipzig natürlich umso besonderer. Zudem war ich ja auch die Einzige, die 1996 schon bei Olympia dabei war. Das waren ganz tolle Gefühle damals, und wir haben eine Riesenleistung abgerufen. Dieses Turnier hat unsere Mannschaft richtig zusammengeschweißt, wenn du gemeinsam ein solches Ziel wie Olympia erreichst“, sagt Grit Jurack. 

Sie ist dem Männerhandball heute sehr verbunden, denn ihr Mann Michael Döring ist der Athletiktrainer der SG Flensburg-Handewitt, und die stellt neben Johannes Golla ja auch die beiden schwedischen Topstars Jim Gottfridsson und Hampus Wanne. „Die waren mit den Schweden schon richtig gut drauf bei der WM, als sie Zweiter wurden. Aber ich drücke unseren Jungs natürlich die Daumen, dass sie dieses wichtige Auftaktspiel gewinnen“, sagt Jurack: „Mit dem wieder erstarkten Kader im Vergleich zur WM stehen die Chancen doch deutlich besser, auch wenn diese Rückkehrer natürlich unglaublich viele Spiele in den Knochen haben.“ 

Maren Baumbach denkt heute noch zurück an das Turnier in Leipzig: „Wir sind alle Sportlerinnen geworden, um diesen Traum von Olympia zu leben und zu erreichen, und plötzlich hatten wir es geschafft. Es sind solche Spiele und Turniere, an die du dein Leben lang zurückdenkst. Dieses Turnier zu gewinnen, war für uns keine Selbstverständlichkeit, und es war auch kein Selbstläufer, aber wir haben es geschafft. Uns das wünsche ich natürlich auch den Jungs nächste Woche! 

2008 war dann auch das bis heute letzte Mal, dass beide deutschen Nationalmannschaften unter den fünf Ringen am Start waren - und beide leider auch schon nach der Vorrunde ausgeschieden waren. 

(BP)

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