Die Männer als großes Vorbild
Die portugiesische Frauen-Nationalmannschaft. - Foto: Handball-Verband Portugal
16.04.2021 A-Frauen

Die Männer als großes Vorbild

Die portugiesischen Frauen haben sich seit der EM 2008 für kein großes Turnier mehr qualifizieren können

Vier HBF-Spielerinnen blasen mit Portugal zum großen Angriff auf Deutschland: „Wir haben die große Chance, uns erstmals für eine Weltmeisterschaft zu qualifizieren. Und die wollen wir nutzen. Deutschland ist eine Weltmacht im Handball, aber wir wollen unseren WM-Traum leben, dafür müssen wir eben einmal eine große Nation rauswerfen“, gab Portugals Nationaltrainer Ulisses Pereira als Parole aus. Seit dem letzten Platz bei der Frauen-EM 2008 in Mazedonien - just als eine DHB-Auswahl letztmals das Halbfinale eines großen Turniers erreichte - war Portugal nicht mehr bei einem großen Turnier dabei, und bei einer Weltmeisterschaft lief man überhaupt noch nicht nie auf.

Um dieses Ziel zu erreichen, hat Perreira auch vier Deutschland-Legionärinnen in seinen 20-er-Kader für die Play-offs gegen die DHB-Auswahl berufen: Torhüterin Isabel Gois von der Neckarsulmer Sportunion, Außen Claudia Correia von den Bad Wildungen Vipers und die beiden Rückraumasse Marina Lopes (Bayer Leverkusen, früher Thüringer HC) und Anais Gouveia vom Zweitliga-Spitzenteam Füchse Berlin. „Diese vier werden natürlich sehr intensiv in die Vorbereitungen eingebunden, sie kennen die deutschen Spielerinnen“, sagte Perreira. Allerdings fehlen auch zwei wichtige Spielerinnen verletzungsbedingt: Patrícia Rodrigues (SL Benfica Lissabon) und Toptalent Joana Resende, die in Frankreich für Paris 92 aufläuft.

Portugal sollte eigentlich in der Vorqualifikation für die WM-Play-Offs spielen, doch weil Finnland absagte, wurde das gesamte Turnier gestrichen, Portugal und die Türkei qualifizierten sich beide direkt für die Play-offs. Noch nicht eingetütet haben die Portugiesinnen indes ihren Platz in der Qualifikation für die EM 2022 in Slowenien, Montenegro und Nordmazedonien. In einem Vorqualifikationsturnier gegen Luxemburg, den Kosovo und Zypern sind Mariana Lopes & Co. allerdings der große Favorit. Dann würden allerdings die beiden Olympiateilnehmer Spanien und Ungarn sowie die Slowakei warten. In der wegen Corona abgebrochen Qualifikation für die EM 2020 war Portugal mit zwei deutlichen Niederlagen gegen Schweden (19:38) und Tschechien (20:31) gestartet. In den Qualifikationen für die Europameisterschaften 2014 bis 2018 gab es in 18 Spielen nur einen Sieg, gegen die Türkei.

Dennoch nimmt Bundestrainer Henk Groener den Gegner nicht auf die leichte Schulter: „Sie haben sich gut entwickelt und sich auf den Weg gemacht, aber so weit wie die portugiesischen Männer sind die Frauen noch nicht. Portugal spielt schnell und beweglich, aber bisher hatten sie noch nicht die Qualität, sich für eine Großveranstaltung zu qualifizieren.“ Bisher trafen Deutschland und Portugal zweimal in Testspielen aufeinander, zuletzt 2004, als Deutschland in Riesa mit 30:14 gewann.

Der Handball in Portugal machte zuletzt vor allem wegen der Männer Schlagzeilen: Erst bei der EM 2020 der Sensationssieg gegen Frankreich und schließlich Platz sechs, dann bei der WM 2021 Zehnter und schließlich der Coup von Montpellier, als man sich durch einen erneuten Sieg gegen Frankreich das erste Olympiaticket der Geschichte sicherte und den EM-Zweiten Kroatien rauskegelte. So weit sind die Frauen aber noch nicht.

(BP)

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