Eckerle: Sind auf einem guten Weg
Dinah Eckerle beim Training in Freren. - Foto: Christian Klein
01.12.2020 A-Frauen

Eckerle: Sind auf einem guten Weg

Die Nationaltorhüterin im Interview zwei Tage vor dem ersten EM-Spiel gegen Rumänien

Die EM-Vorbereitung, die Abwesenheit von Bundestrainer Henk Groener, die Stärken und Schwächen der Gegner und Mittel gegen den Lagerkoller - über diese und noch viel mehr Themen sprach Torfrau Dinah Eckerle (Handball Metz), bevor die DHB-Frauen nach Dänemark zur EHF EURO abreisten.

Gemeinsam mit Ann-Cathrin Giegerich waren Sie die Letzte, die zum Team stieß. Wie groß war die Vorfreude nach der Isolation?

Dinah Eckerle: Nach fünf Tage Warten im Hotelzimmer war die Freude am Freitag natürlich richtig groß, dass es endlich losging. Es ist eben derzeit alles anders, als man es bisher gewohnt war. Ich habe alle Vorsichtsmaßnahmen eingehalten, habe fünf Tage auf gepackten Koffer gewartet - und bin dann zum Team gestoßen.

Wie sind die Eindrücke von der Mannschaft vor der Abreise nach Dänemark und den ersten Einheiten?

Dinah Eckerle: Wir hatten uns ja eine längere Zeit nicht gesehen, dafür haben alle aber gut trainiert, ich habe einen guten Eindruck von der Mannschaft. Ich denke, wir sind auf einem guten Weg, das hat auch ein internes Testspiel am Sonntagabend gezeigt. Bis zum ersten EM-Spiel am Donnerstag müssen wir noch an den Feinabstimmungen arbeiten. Speziell wollen wir aus einer soliden Abwehr in unser schnelles Spiel kommen. Das hat im Training gut funktioniert. Ein guter Start ist wichtig, damit wir schnell ins Turnierfeeling hereinkommen.

Aufgrund der Absage des Golden-League-Turniers in Norwegen gab es kein Testspiel vor der EM - wirkt sich das negativ aus?

Dinah Eckerle: Es ist natürlich ein großer Unterschied, wenn es kein Testspiel gibt. Denn dann kann man schauen, auf welchem Stand man ist, woran man noch arbeiten muss. Aber ich denke, diese Situation muss man nun annehmen. Wir haben bislang eine gute Trainingsqualität, sind sehr fokussiert und wissen, woran wir arbeiten wollen. Und der Test gegen uns selbst am Sonntag hat gut geklappt.

Das erste Spiel ist gegen Rumänien - wie schätzen Sie die Bedeutung und den Gegner ein?

Dinah Eckerle: Das erste Spiel hat immer eine besondere Bedeutung, in den vergangenen Jahren hat das erste Spiel eigentlich immer gut geklappt. Wir wollen gleich eine gute Leistung aufs Feld bringen, aber: Rumänien ist ein Medaillenkandidat, auch wenn sie jetzt auf ihre Kreisläufer Crina Pintea verzichten müssen, die positiv auf Corona getestet wurde. Mit Cristina Neagu haben sie einen echten Weltstar im Rückraum, die ist immer brandgefährlich. Sie und die Anspiele an den Kreis müssen wir in Griff bekommen. Dann bin ich optimistisch, dass wir gut ins Turnier starten.

 Wie schätzen Sie die beiden übrigen Vorrundengegner der deutschen Mannschaft ein?

Dinah Eckerle: Norwegen ist wie immer ein Dauerbrenner mit Blick auf Medaillen und Titel, sie stellen eine sehr konstante Mannschaft, die schon lange in der Konstellation zusammen spielt. Allerdings waren viele Norwegerinnen, die für Györ spielen, raus wegen Quarantäne, doch im Test gegen Dänemark waren sie richtig gut, was ich gesehen habe. Norwegen ist gut vorbereitet und topfit, das wird wie immer ein schwerer Gegner, sie werden uns vor allem mit Tempo fordern.

Polen ist hingegen ganz schwierig einzuschätzen, denn einige Schlüsselspielerin wie Karolina Kudlacz-Gloc oder Monika Kobylinska fehlen. Dennoch ist Polen immer eine gefährliche Mannschaft, gegen die wir uns schon oft schwergetan haben.

Wer sind Ihre EM-Favoriten?

Dinah Eckerle: Das ist dieses Jahr ganz schwer zu sagen, denn die Voraussetzungen der Mannschaften sind überall unterschiedlich, und es weiß niemand in welcher Verfassung welches Team ist, denn bei einigen Mannschaften haben Schlüsselspielerinnen wegen Corona nicht trainieren können. Frankreich wird definitiv besser sein als bei der WM 2019, die muss man auf dem Zettel haben. Norwegen, die Niederlande und Spanien werden ebenfalls oben mitspielen.

Wie bereitet sich die deutsche Mannschaft auf drei Wochen vor, in dem es nichts anderes als Teamhotel, Training und Spiel gibt?

Dinah Eckerle: Als Mannschaft wissen wir, dass drei Wochen in der „Blase“ eine besondere Herausforderung werden, aber wir haben uns viele Sachen ausgedacht, damit wir uns auch mit anderen Themen außer Corona beschäftigen und gleichzeitig den Teamspirit fördern. Ich denke, eine solche besondere Situation schweißt uns als Mannschaft noch mehr zusammen. Das gab es noch nie, dass eine Mannschaft durch so etwas durchgehen musste. Wir haben im Hotel einen Raum für uns, den wir gestalten werden, Dort werden wir Karten spielen, Kaffeetrinken oder nur quatschen - das ist alles möglich, auch in diesen Zeiten. Ich hoffe, das dennoch ein EM-Feeling aufkommen wird, wenn man andere Mannschaften sieht. Ich hoffe, dass wir das auf der Platte zeigen, dass wir Feuer und Flamme sind.

Und wie geht die Mannschaft damit um, dass Bundestrainer Henk Groener aktuell noch in Quarantäne ist und erst einmal nicht mit nach Dänemark fliegt?

Dinah Eckerle: Unser Trainerteam mit Alex Koke und Andre Fuhr, aber auch Maren und Debbie ist in ganz engem Austausch mit Henk, aber wir merken natürlich auch von der menschlichen Seite, dass der Bundestrainer nicht da ist. Es ist sehr schade für Henk, dass er uns nicht vorbereiten kann. Das hätte er sich sicher auch anders gewünscht. Ich hoffe, dass sich seine Werte so senken, dass er schnell zum Turnier kommen kann. Wir dürfen uns von solchen Gegebenheiten nicht unterkriegen lassen, wir werden das als Team meistern. Henk wird per Video zu Teambesprechungen zugeschaltet, denn es ist wichtig fürs Team zu wissen, dass er dabei ist und dass er auch jetzt ein wichtiger Teil des Teams ist.

(BP)

News