Vorfreude, Ziele und Hygienekonzepte
Kim Naidzinavicius. - Foto: Sascha Klahn
24.11.2020 A-Frauen

Vorfreude, Ziele und Hygienekonzepte

Kapitänin Kim Naidzinavicius und DHB-Sportvorstand Axel Kromer äußern sich zum Start der EM-Vorbereitung

Kim Naidzinavicius, die Kapitän der deutschen Frauen-Nationalmannschaft, und DHB-Sportvorstand Axel Kromer haben sich am Dienstag in einem virtuellen Medientermin zum Start der EM-Vorbereitung sowie den Zielen und Vorgaben bei der EHF EURO in Dänemark geäußert. Noch bis kommenden Dienstag bereitet sich die Mannschaft in Frankfurt vor, danach geht es nach Dänemark, wo Rumänien (3. Dezember), Norwegen (5. Dezember) und Polen (7. Dezember) in Kolding die Vorrundengegner sind.

Kim Naidzinavicius:

Zur Stimmung im Team:

Die Freude war groß, als verkündet wurde, dass wir die EM spielen dürfen, es gab vorher eine gewisse Unwissenheit, ob die EM abgesagt würde. Aber uns blieb ja nichts anderes übrig als zu warten, das bringt die aktuelle Situation so mit sich. Nun sind wir überglücklich, dass wir hinfahren dürfen, und wollen jedes Training nutzen.

Über die Vorbereitung bis zur EM:

Wir müssen von allem noch ein bisschen erarbeiten. Natürlich kommt es auf eine sehr gute Deckung und die Torfrau an, dann unser Tempospiel. Im Angriff hatten uns in Japan Ideen und Alternativen gefehlt, dafür ist es super, dass jetzt Xenia Smits wieder dabei ist. Nun müssen wir viele Abläufe immer wieder wiederholen.

Über die Besonderheiten der Vorbereitung:

Alle Corona-Konzepte werden uns intensiv erklärt werden, im Hotel in Frankfurt wird sehr auf Abstände geachtet, wir haben immer unsere Masken auf, wenn wir durchs Hotel gehen, wir haben keinen Kontakt zu anderen Leuten - und ich gehe davon aus, dass alles in Dänemark mindestens so streng sein wird. Ich habe keine Sorge, mich beim Turnier anzustecken. Die Gefahr im normalen Alltag ist sogar größer. Die Hygienekonzepte sind bis ins kleinste Detail aufgearbeitet. Viele Leute vom DHB haben an unseren Konzepten gearbeitet, wir sind überzeugt, dass wir sicher sind, da vertraue ich drauf. Die sportlichen Voraussetzungen sind nicht optimal für ein Turnier, aber mit diesen Problemen haben alle Mannschaften zu kämpfen. Wir müssen sehen, was möglich ist und die Vorbereitungszeit nutzen.

Zu den EM-Zielen:

In Japan haben wir gezeigt, dass wir mit allen Gegnern mithalten konnten, aber es fehlte uns die Konstanz und am Ende ging uns die Luft aus. Dieses Jahr haben wir ein gutes Team zusammen, und unser erstes Ziel ist ein Sieg gegen Rumänien, das würde uns den Weg durchs Turnier vereinfachen. Die aktuelle Situation ist für alle Teams etwas Neues, wir müssen die Energie aufs Feld bringen und nicht Energie für andere Themen vergeuden. Ich hoffe, dass es dieses Mal für Halbfinale reicht.

Axel Kromer:

Zum Personal:

Die vier Spielerinnen, die am Wochenende noch international gespielt haben, sind noch nicht beim Team, denn wir verlangen eine gewisse Quarantäne-Zeit, gerade wenn sie im Ausland waren, wo wir nicht die absolute Garantie für Hygienekonzepte wie bei uns haben. Wir erwarten Dinah Eckerle, Ann-Kathrin Giegerich, Emily Bölk und Julia Behnke am Mittwoch alle zum finalen PCR-Test vor dem ersten gemeinsamen Training. Alle anderen Spielerinnen sind vor Ort.

Zum erweiterten Kader und den Wechseloptionen:

Wir haben großen, erweiterten Kader in der Hinterhand. Die Regularien sehen vor, dass im Falle von COVID eine Spielerin ersetzt werden kann, ohne dass diese ins Wechselkontingent fällt. Alle Spielerinnen aus dem erweiterten Kader, die nicht mitreisen, werden in der Heimat weiter permanent alle drei Tage getestet. Wegen der kurzen Distanz nach Dänemark wäre eine Nachnominierung ruckzuck erledigt. Wir haben auch noch nicht entschieden, ob wir mit 16 oder 18 Spielerinnen anreisen.  

Über die aktuelle Stimmung im Team:

Wir sind natürlich froh, dass die EM gespielt wird. Das grüne Licht aus Dänemark hat am Montagmittag für eine große Begeisterung in der Mannschaft und im Trainerstab gesorgt. Jetzt haben alle ihr klares Ziel vor Augen mit dem Auftaktspiel gegen Rumänien. Nun können wir uns optimal vorbereiten.

Über die beiden Trainer:

Henk Groener und Alexander Koke können aktuell noch nicht mit dem Team arbeiten, daher sind wir froh und dankbar, dass Andre Fuhr uns unterstützt und mit Torwart-Trainerin Debbie Klijn und Athletik-Bundestrainer David Gröger das Training umsetzt, bis Groener und Koke - so ist es geplant - am Donnerstag zur Mannschaft stoßen.  

Über den Vorbereitungsplan:

Die Mädels werden sich hier in Frankfurt als Team vorbereiten. Wir hatten geplant, beim Golden-League-Turnier in Norwegen Turnier mitzuspielen, dann die EM in Trondheim zu spielen. Beides fällt aus: Die Golden League wurde abgesagt, und wir spielen im dänischen Kolding und nicht in Trondheim. Daher haben wir natürlich Veränderungen vorgenommen. Wir reisen erst am kommenden Dienstag nach Kolding an, bleiben also länger in Frankfurt, um uns hier ohne weitere Testspiele vorzubereiten. Hier wissen wir, welche Trainingsbedingungen wir haben, hier haben wir sichere Hallenzeiten, hier sind wir ebenfalls in der Blase. Vor Ort haben wir noch 1,5 Tage Vorbereitung, das sind die Spielerinnen aus der Champions League und dem Europapokal gewohnt. Nie im Leben hätten wir uns eine solche Vorbereitung ohne Testspiel gewünscht, aber wir müssen den Gegebenheiten eben Tribut zollen und uns trotzdem optimal vorbereiten. Wir testen hier regelmäßig nach den Regularien, und die besagen einen PCR-Test auf dänischem Boden gleich nach der Anreise.

Über die Ziele bei der EHF EURO:

Natürlich haben alle im Blick, was um uns herum passiert, aber wir müssen sportlich den Fokus halten, Erfolge erzielen und einen Schritt nach vorne machen. Nach der WM 2019 in Japan hatten wir sehr wenige gemeinsame Möglichkeiten, uns als Team zu entwickeln, aber jede Spielerin hat sich individuell weiterentwickelt im Verein, national und international. Wir haben also ein gereifteres Team bei der EM am Start, das trotz geringer Vorbereitungszeit gute Leistungen abliefern wird. In Japan haben wir eine gute erste Turnierhälfte gespielt, dann aber zu viel Kraft gelassen. Es folgten deutliche Niederlagen, die nicht nötig waren. Vielleicht hilft uns die kürzere Vorbereitung ja nun sogar, um hinten heraus mehr Körner zu haben. Wir müssen gut ins Turnier kommen, gegen Rumänien sind wir sofort gefordert, und dann kommt mit Norwegen eine absolute Weltklassemannschaft. Aber wir werden es wieder versuchen, sie zu schlagen, und dann sehen, wie weit uns das Turnier trägt.

Über weitere COVID-Regularien im Team:

Wir hatten im Vorfeld zwei Videokonferenzen, um mit den Spielerinnen Details zu besprechen. Am Sonntag kamen die ersten neun Spielerinnen, am Montag folgten dann die sechs Bietigheimerinnen, die zum Beispiel alle mit getrennten Autos zum Flughafen gefahren sind. Alle machten sofort ihren PCR-Test, gingen dann in Isolation. Bei den internationalen Spielerinnen achten wir sehr auf die Inkubationszeiten von fünf bis sieben Tagen.

Über die Bedeutung des Turniers für den deutschen Frauenhandball:

Jedes Jahr gibt es ein Hauptevent, also hat jedes Turnier seine Bedeutung. Allerdings kann dieses Jahr ein erfolgreiches EM-Turnier nicht die verpasste Olympia-Qualifikation kompensieren, das tut uns immer noch weh. Seit der Heim-WM arbeiten wir intensiv mit diesem verjüngten Team, das definitiv Schritte nach vorne gemacht hat. Wir möchten Frauenhandball in Deutschland präsenter machen, daher ist eine EM ist eine Chance, sich erfolgreich zu präsentieren. Daher sind wir froh, dass Sportdeutschland.tv der Liga und dem Nationalteam sehr hilft. Natürlich wäre es uns sehr recht, wenn wir mit Frauenhandball im Öffentlich-Rechtlichen Fernsehen auftauchen würden, aber da ist Fußball der große Platzhalter. Wir arbeiten daher intensiv daran, in Spartensender noch mehr Präsenz zu bekommen, und auch da sind Erfolge sehr hilfreich, damit man medial an uns nicht vorbei kommt.

(BP)

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