Brasilien will um das Viertelfinale kämpfen
Die brasilianische Nationalmannschaft. - Foto: Sascha Klahn
31.07.2021 A-Männer

Brasilien will um das Viertelfinale kämpfen

Durch die Hintertür nach Tokio und jetzt mit einer Minimalchance aufs Viertelfinale – der finale deutsche Vorrundengegner setzt auf einen Ex-Kieler

Sie haben das Viertelfinale nach dem Sieg im Prestigeduell noch halbwegs in eigenen Händen, aber dafür muss Brasilien im letzten Vorrundenspiel der Gruppe A am Sonntag (12.30 Uhr deutscher Zeit, Live im ZDF und auf Eurosport) in Tokio gegen Deutschland gewinnen – und darauf hoffen, dass zuvor Norwegen gegen Frankreich punktet.

Das Team um den früheren Kieler Rogerio Moraes weist nach vier Partien 2:6 Punkte auf und liegt damit hinter den bereits fürs Viertelfinale qualifizierten Teams aus Frankreich (8:0) und Spanien (6:2) sowie Deutschland und Norwegen (4:4) in Lauerstellung. Zum Turnierstart von Tokio führte Brasilien lange Zeit gegen Norwegen, verlor dann aber mit 24:27, es folgten zwei deutliche Niederlagen gegen Frankreich (29:34) und Spanien (25:32), ehe ausgerechnet gegen den Erzrivalen Argentinien der erste Erfolg gelang. Zwischenzeitlich führte der Olympiagastgeber von 2016 in Rio mit 22:10, am Ende wurde es beim 25:23 nochmal eng.

„Wir waren schwach am Schluss, aber mit den zwei Punkten sind wir in der Lage, weiterzukommen. Wir wissen, dass es ein schweres Spiel gegen Deutschland wird, aber wir haben in Rio gezeigt, dass wir auch gegen sie gewinnen können“, sagte Joao Silva, mit sieben Treffern bester Werfer gegen Argentinien und hinter Haniel Langaro zweitbester Schütze insgesamt. „Mit dem Sieg gegen Argentinien haben wir Selbstvertrauen für das Finale gegen Deutschland. Wir werden uns auf jeden Fall stärker präsentieren, als beim letzten Duell vor Olympia“, sagt Trainer Marcus „Tata“ Oliveira. Er spielt auf die 26:36-Niederlage im Testspiel in Nürnberg Anfang Juli an, als Brasilien absolut chancenlos war. Aber schon da warnte Bundestrainer Alfred Gislason: „In Tokio wird Brasilien ganz anders aufspielen.“

Nach dem 28:23 gegen Norwegen am Freitagabend (Ortszeit) sprühen aber auch die deutschen Nationalspieler vor Selbstvertrauen: „Wenn wir gegen Brasilien gewinnen, gehen wir aller Voraussicht nach einem Viertelfinale mit Dänemark aus dem Weg. Also werden wir alles dafür tun, die Partie zu gewinnen, und als Gruppendritter weiterzukommen“, sagt Rechtsaußen Timo Kastening. Deutschland ist aktuell Dritter, hat den direkten Vergleich gegen die punktgleichen Norweger gewonnen. „Diesen Platz wollen wir nicht mehr hergeben, aber wir haben natürlich Respekt vor Brasilien“, sagte Kapitän Uwe Gensheimer.

Der finale deutsche Vorrundengegner bekam seine Olympiachance quasi durch die Hintertür: Bei den PanAm-Games 2019 im peruanischen Lima waren die Brasilianer am Boden zerstört, als sie das Finale verpasst hatten – denn das war eigentlich gleichbedeutend mit dem Olympia-Aus für Tokio. Sieger Argentinien qualifizierte sich direkt für Olympia, Finalist Chile, der die Brasilianer im Halbfinale besiegt hatte, buchte sein Ticket für eines der Qualifikationsturniere.

Aber dann die Wende für den Olympia-Gastgeber von 2016: Vor Lima, bei der WM 2019 in Deutschland und Dänemark, spielten die Brasilianer bärenstark auf, belegen den neunten Platz, besiegten in Köln unter anderem Kroatien und zuvor in Berlin die russische Auswahl. Ein Jahr genau müssen die Brasilianer zittern, bis genau das Ergebnis feststeht, dass sie gebraucht hatten. Die bei der WM vor ihnen platzierten Ägypter (Afrikameister) und Spanier (Europameister) qualifizieren sich direkt für Tokio, Brasilien rutscht so ins Qualifikationsturnier, das eigentlich in Norwegen stattfinden soll, dann aber in Montenegro ausgetragen wird. Durch ein 30:24 gegen Südkorea und ein 26:24 gegen Chile (als Revanche für die Niederlage in Lima) qualifizieren sich die Brasilianer als Gruppenzweiter hinter Norwegen für Olympia.

Zudem ist Brasilien am Sonntag das Land, gegen das Alfred Gislason dann als Bundestrainer die meisten Länderspiele bestritten hat, denn bei der WM im Januar in Ägypten trafen Brasilianer und Deutsche bereits aufeinander, die DHB-Auswahl gewann das Hauptrundenspiel 31:24, dann folgte der 36:26-Erfolg in Nürnberg.

In Ägypten belegten die Südamerikaner den 18. Platz. Dort hatten die Brasilianer allerdings auch viel Verletzungspech: Abwehrchef Thiagus Petrus (wie sein Teamkamerad Haniel Langaro Champions-League-Sieger mit dem FC Barcelona) fehlte wegen einer Corona-Infektion, Felipe Borges reiste ebenfalls nicht zur WM an, und im ersten Hauptrundenspiel zog sich der erfahrene Jose Toledo eine Knieverletzung zu. Alle drei sind nun am Start.

Die einzige Niederlage in zwölf Partien kassierte die deutsche Mannschaft ausgerechnet unter den fünf Ringen, mit dem 30:33 in der 2016er-Vorrunde von Rio. Beim Olympischen Heimspiel von Rio scheiterte Brasilien im Viertelfinale am späteren Silbermedaillengewinner Frankreich (27:34). Ansonsten gewann die DHB-Auswahl alle Partien.

Deutsche Bilanz gegen Brasilien:

insgesamt: 13 Spiele - 12 Siege - 0 Remis - 1 Niederlagen - Tordifferenz: 409:291

davon bei Olympischen Spielen: 3 Spiele - 2 Siege - 0 Remis - 1 Niederlage - Tordifferenz 94:74

(BP)

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