Die nächsten Skandinavier warten
Viele bekannte Gesichter aus der Bundesliga, darunter auch Andreas Palica (rechts), warten auf das deutsche Team. - Foto: Kolektiff Images / Jozo Cabraja
22.01.2022 A-Männer

Die nächsten Skandinavier warten

Rekord-Europameister Schweden wartet seit 20 Jahren auf den nächsten Titel / Bei der EM stehen zehn Bundesligaprofis im Kader

Freitag Norwegen, Sonntag Schweden – die DHB-Auswahl hat bei der EM aktuell Skandinavientage. Und der nächste Gegner wird nicht einfacher als die Norweger, gegen man im zweiten Hauptrundenspiel 23:28 verlor. Bei der WM 2021 im Finale gegen Dänemark, 2018 im EM-Finale gegen Spanien, aber ausgerechnet bei der Heim-EM vor zwei Jahren das Halbfinale verpasst und auch bei Olympia in der Runde der letzten Acht ausgeschieden – Schweden hat auf hohem Niveau eine ziemliche Achterbahnfahrt hin sich.

Seit dem glücklichen Finalerfolg gegen die deutsche Mannschaft nach Verlängerung bei der EM 2002 in Göteborg warten die Skandinavier auf den nächsten Titel. Edelmetall gab es für den Rekord-Europameister (vier Titel in 1994, 1998, 2000 und 2002) lange Jahre nicht, um so überraschender war der Finaleinzug bei den Olympischen Spielen 2012 in London, als das Drei-Kronen-Team gegen Frankreich verlor – im vierten Olympiafinale war es die vierte Silbermedaille.

Seit der verpatzten Heim-EM 2020 führt der Norweger Glenn Solberg die Mannschaft als Nachfolger des früheren Löwen-Coaches Kristjan Andresson. Der frühere Bundesligaprofi führte den Umbruch fort, viele Talente hat er in die Mannschaft integriert: darunter zum Beispiel Felix Claar und Lukas Sandell vom dänischen CL-Finalisten Aalborg. In der Bundesliga zählen der Lemgoer Jonathan Carlsbogard, Albin Lagergren (Löwen) oder der Neu-Berliner Valter Chrintz zu diesen Jungstars. Geführt wird die Combo ganz klar vom Flensburger Spielmacher Jim Gottfridsson, viel Erfahrung bringt auch der Kieler Niclas Ekberg mit, der allerdings wegen einer Corona-Erkrankung aktuell in Isolation ist. Auch alle drei Torhüter haben Bundesligaerfahrung: Andreas Palicka spielte lange Jahre beim THW Kiel und den Löwen, wechselte im Dezember zurück nach Schweden, ehe er im Sommer zu Paris Saint-Germain geht. Der zweite Torwart ist DHB-Pokalsieger mit dem TBV Lemgo: Peter Johannesson, der dritte wurde am Freitag beim Sieg über Polen zum besten Spieler gewählt: Tobias Thulin vom TVB Stuttgart. Insgesamt zehn HBL-Profis stehen im schwedischen Kader bei der EM.

Nur mit viel Glück zogen die Skandinavier in die Hauptrunde ein: Nach der 28:32-Niederlage gegen Spanien zitterte sich das Solberg-Team zu einem 27:27 gegen die Tschechen, eine Niederlage hätte die Heimreise bedeutet. Dafür drehten die Schweden dann aber in der Hauptrunde mächtig auf: Gegen den letzten deutschen Gegner Russland (Dienstag, 18 Uhr) gab es ein souveränes 29:23 zum Auftakt, am Freitagabend wurde Polen wahrlich überfahren, am Ende hieß es 28:18 – somit haben die Skandinavier 4:2 Punkte auf dem Konto, zwei mehr als Deutschland.

Das letzte Duell mit den Schweden war das 25:25 im März 2021 bei der Olympiaqualifikation in Berlin, wo sich beide Mannschaften für Tokio qualifiziert hatten, und beide am gleichen Tag im Viertelfinale ausschieden, die Schweden hatten beim 33:34 gegen den späteren Bronzemedaillengewinner Spanien viel Pech.

Nun wartet das nächste entscheidende Spiel: „Die Partie am Sonntag ist für uns ein echtes Finale. Trotz der vielen Wechsel hat Deutschland immer noch eine Topmannschaft“, sagte Gottfridsson nach dem souveränen Sieg am Freitagabend. „Wir haben keine Punkte aus der Vorrunde mitgenommen, das heißt, wir müssen alle vier Hauptrundenpartien gewinnen, um das Halbfinale zu erreichen“, ergänzte Hampus Wanne, der mit 32 Treffern aktuell klar bester Werfer der Schweden ist.

Schweden

Trainer: Glenn Solberg (NOR)

Stars: Andreas Palicka, Jim Gottfridsson, Hampus Wanne

Bisherige Ergebnisse bei der EM 2022: 30:18 gegen Bosnien-Herzegowina, 28:32 gegen Schweden, 27:27 gegen Tschechien – Zweiter Gruppe E

EM-Teilnahmen inklusive 2022: 14

Bestes EM-Abschneiden: Gold 1994, 1998, 2002, 2002, Silber 2018

EM 2020: 7. Platz

WM-Teilnahmen: 25

Bestes WM-Abschneiden: Gold 1954, 1958, 1990, 1999

Olympiateilnahmen: 9

Bestes Olympia-Abschneiden: Silber 1992, 1996, 2000, 2012

Deutsche Bilanz:

109 Spiele – 45 Siege – 14 Remis – 50 Niederlagen – Tordifferenz: 2239:2276

Drei letzte Spiele aus deutscher Sicht:

  1. März 2021: 25:25 in Berlin (Olympia-Qualifikation)
  2. März 2017: 25:25 in Hamburg (Testspiel Tag des Handballs)
  3. März 2017: 25:27 in Göteborg (Testspiel)

[letzter deutscher Sieg: 32:29 am 6. August 2016 in Rio/Olympia-Vorrunde]

(BP)

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