Gegnerportrait Argentinien
Der Argentinier Federico Pizarro im Spiel gegen Frankreich. - Foto: Imago Images / Xinhua
25.07.2021 A-Männer

Gegnerportrait Argentinien

Zum dritten Mal in Folge sind die Gauchos bei Olympia am Start, für Trainer Manolo Cadenas und für die deutsche Mannschaft gibt es eine Premiere in Tokio

Noch nie trafen Deutschland und Argentinien bei Olympischen Spielen aufeinander, und bei der Premiere in Tokio starten beide Mannschaften mit 0:2 Punkten. Während die deutsche Mannschaft den unglücklichen verlorenen Punkten beim 27:28 zum Olympiaauftakt gegen Spanien nachtrauert, war Argentinien beim 27:33 (10:12) gegen Frankreich am Samstag weitgehend chancenlos. Bester Werfer war Diego Simonet mit acht Treffern.

Gegen die Gauchos haben die deutschen Männer eine weiße Weste, bei vier Weltmeisterschaften (2007, 2011, 2013, 2015) sowie zwei Freundschaftsspielen traf man aufeinander, zuletzt 2019 im finalen Test vor der Heim-WM gab es ein deutliches 28:13 gegen die trainierten Argentinier, die bei den Pan-Am-Games unter anderem Erzrivale Brasilien geschlagen hatten. Sechs Siege aus sechs Spielen lautet die Bilanz vor dem Duell am Montag um 4 Uhr deutscher Zeit.

Dabei trifft die DHB-Auswahl auf einen alten Bekannten. Denn es war im Januar 2016, als Manolo Cadena vor seinem größten Erfolg als Trainer stand – aber irgendwie stand vor allem Andi Wolff der ersten Trophäe im Weg. Der Rest ist bekannt, Deutschland wurde in Krakau Europameister, Spanien verlor das Finale – und verpasste dann sogar durch eine Niederlage gegen Slowenien das Ticket zu den Olympischen Spielen in Rio. Nach Olympia ersetzte Jordi Ribera seinen Landsmann Cadenas und gewann dann 2018 und 2020 Doppel-Gold bei Europameisterschaften.

Aber dann wurde es doch noch etwas mit den Trophäen für Cadenas – nur in einem anderen Kontinent. Cadena trainierte Klubs wie Wisla Plock, Meshkov Brest und heute Leon – und ab 2017 parallel die argentinische Nationalmannschaft. Unter seiner Führung hat sich Argentinien stetig verbessert und sowohl bei der Panamerika-Meisterschaft 2018 als auch bei den PanAm Games 2019 die Goldmedaille gewonnen, und sich in Lima so auch vor Chile und dem Dauerrivalen Brasilien das Ticket nach Tokio gesichert.

Der elfte Platz bei der Weltmeisterschaft 2021 in Ägypten war auch eine Bestätigung der geleisteten Arbeit für den Amerikameister, der kurz vor seinem ersten WM-Viertelfinal-Einzug stand. Mit vier Erfolgen und zwei Niederlagen im Januar waren sie die beste südamerikanische Mannschaft aller Zeiten bei einer Männer-WM und schlugen unter anderem Kroatien. Argentinien ist somit kein Underdog mehr unter den Topnationen, mit Spielern, die vor allem in der spanischen und französischen Liga zu Leistungsträgern gehören, wie Diego Simonet, der seit langem eine feste Größe bei Montpellier HB ist und 2018 mit MAHB CL-Sieger und erster Nicht-Europäer als MVP in Köln wurde. Mit seinen Brüdern Sebastian und Pablo ist er einer der Leistungsträger im Team von Canellas.

Argentinien stellt eine der erfahrensten Mannschaften mit einem Durchschnittsalter von 29,95 Jahren – und die Ambitionen sind trotz der Auftaktniederlage hoch: Ein Viertelfinalplatz wäre für die Gauchos ein Traum. „Unser Ziel ist klar: Wir wollen gegen unseren Rivalen Brasilien gewinnen und dann gegen einen der Favoriten der Gruppe überraschen. Ich denke, die Zusammensetzung der Gruppe spricht Bände. Es ist für uns eine große Ehre, an Olympia teilzunehmen“, sagte Cadenas nach der Auslosung.

Wenn Argentinien in dieser Gruppe für eine Überraschung sorgen soll, muss man zum ersten Mal überhaupt bei Olympia gegen die europäischen Teams gewinnen, bei einer WM gelang dies zum Beispiel 2011 gegen Gastgeber Schweden. Gegen keinen der europäischen Gruppengegner in Tokio gab es bislang auch nur einen Punkt in offiziellen Spielen. „Es ist eine sehr komplizierte Gruppe, aber wir sind zuversichtlich und wollen den Favoriten überraschen“, sagte Gaucho-Kapitän, Gonzalo Carou (41), der bei seinen dritten Olympischen Spielen antreten wird. 2012 in London und 2016 in Rio wurde Argentinien jeweils Zehnter – also hat die Cadenas-Truppe die historische Chance aufs erste Olympische Viertelfinale überhaupt.

Deutsche Bilanz gegen Argentinien (Gegner in Tokio am 26. Juli):

insgesamt: 6 Spiele - 6 Siege - 0 Remis- 0 Niederlagen - Tordifferenz: 184:140

davon bei Olympischen Spielen: -

(BP)

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