Bitter über Frankreich:
Zum fünften Mal mit Frankreich bei Olympischen Spielen: Nikola Karabatic. - Foto: Imago Images / PanoramiC
27.07.2021 A-Männer

Bitter über Frankreich: "Eine Bombenmannschaft"

Nikola Karabatic und Co. hoffen auf das dritte Olympiagold – und die deutsche Mannschaft auf Revanche für die bitteren Niederlagen in Rio und Herning

2007 gewannen Deutschland das denkwürdige WM-Halbfinale gegen Frankreich in Köln nach Verlängerung mit 32:31, seitdem ist die die Bilanz der deutschen Handballer gegen den Rekord-Weltmeister eher bescheiden: In acht Duellen gab es einen Sieg (in der Vorrunde der WM 2013 in Spanien) und ein Remis (in der Vorrunde der Heim-WM 2019 in Berlin) aber auch sechs Niederlagen – darunter zuletzt einige, die richtig wehtaten.

Zum Beispiel die beiden letzten: Im Olympia-Halbfinale von Rio setzte es nach einer tollen Aufholjagd eine bittere 28:29-Niederlage durch einen Treffer des Ex-Kielers Daniel Narcise quasi mit dem Schlusspfiff. Immerhin feierten die deutschen Handballer zwei Tage später Olympia-Bronze, die Franzosen verpassten durch die Finalniederlage gegen Dänemark den dritten Olympiasieg in Folge. Vor zwei Jahren trafen beide Teams im Spiel um Platz 3 bei der WM im dänischen Herning aufeinander – durch das 25:26 verpassten die DHB-Auswahl die erste WM-Medaille seit 2007 nur hauchdünn. Und dennoch: "Es hat sich eine neue Mannschaft geformt im Gegensatz zu den letzten Olympischen Spielen, das muss man ganz klar sagen. Wir haben uns aber auch weiterentwickelt" sagt Paul Drux im Rückblick auf das Spiel gegen die Franzosen bei den letzten Olympischen Spielen.

Mit Bronze setzten die Franzosen 2019 die tolle Edelmetallserie fort, die sie als Weltmeister 2009, 2011, 2015 und 2017 aufgebaut hatten. Zuvor und zwischendurch gab es Olympiagold in Peking und London sowie die EM-Titel 2006, 2010 und 2014, seinerzeit alle unter Claude Onesta, der in Tokio als Gast der Verbands vor Ort ist. Nikola Karabatic, der nach seinem im Herbst 2020 erlittenen Kreuzbandriss rechtzeitig für Tokio wieder fit wurde, sowie Linksaußen Michael Guigou können in der japanischen Hauptstadt ihren jeweils dritten Olympiatitel feiern – was zuvor nur dem russischen Torwart Andrej Lawrow gelang. Auch Johannes Bitter ist beeindruckt von Karabatics 5. Teilnahme an Olympischen Spielen: "Das ist schon unmenschlich, was er geleistet hat, nach der Verletzung wieder zurückzukommen und hier dabei zu sein."

Im Gegensatz zur deutschen Mannschaft, die nach der unglücklichen Niederlage gegen Spanien und dem souveränen Erfolg gegen Argentinien mit 2:2 Punkten in das vorentscheidende Vorrundenduell am Mittwoch (14.30 Uhr deutscher Zeit) geht, haben die Franzosen unter ihrem neuen Trainer Guillaume Gille (früher Spieler beim HSV Hamburg) eine weiße Weste nach den beiden Siegen gegen Argentinien (33:27) und Brasilien (34:29). Gemeinsam mit Spanien, das Norwegen durch einen verwandelten Siebenmeter von Aleix Gomez mit dem Schlusspfiff am Montagabend (Ortszeit) mit 28:27 besiegte, führte Frankreich die Gruppe A mit 4:0 Punkten an.

„Unsere aktuelle Stärke ist die Breite im Kader, jeder kann viele Aufgaben übernehmen, und auch der zweite Anzug passt. Es ist toll, wie fokussiert jeder unserer Spieler ist und ich denke, wir haben eine hohe Qualität im Kader“, sagte Gille nach dem am Ende lockerem Sieg gegen Brasilien am Montag. Gille hatte das Team als Cheftrainer nach der verkorksten EM 2020 übernommen. Als die Franzosen unter Didier Dinart bereits nach der Vorrunde ausgeschieden waren. Gille war seinerzeit Co-Trainer, bei seinem ersten Turnier in neuer Rolle führte er Frankreich im Januar in Ägypten gleich ins WM-Halbfinale und schließlich auf Rang vier.

Karabatic und Guigou sind die letzten Überlebenden der „goldenen Generation“, aber aufgrund der tollen Nachwuchsarbeit verfügt Frankreich über ein Vielzahl von nachrückenden Topstars wie den Barcelona-Profis Ludovic Fabregas, Dika Mem, Timothy N’Guessan und Neuzugang Melvynn Richardson, dem Sohn von Jackson Richardson. "Die sind mit einer Bombenmannschaft hier angereist und schaffen es immer gut, auch junge Leute wieder einzubauen. Sie haben den Generationswechsel im Rückraum hingekriegt und haben eine richtig starke Mannschaft", so Torhüter Bitter. Das Ticket für Tokio sicherten sich die Franzosen als Sieger des Qualifikationsturniers im heimischen Montpellier.

Kentin Mahe (früher Flensburg) ist neben Karabatic (bis 2009 in Kiel) der einzige Spieler mit Bundesliga-Erfahrung im aktuellen Team, Andreas Wolff trifft auf seinen Kielce-Klubkameraden Nicolas Tournat, den neben Fabregas zweiten französischen Kreisläufer.

Deutsche Bilanz gegen Frankreich:

insgesamt: 72 Spiele - 36 Siege - 8 Remis- 28 Niederlagen - Tordifferenz: 1663:1535

davon bei Olympischen Spielen: 5 Spiele - 2 Siege - 0 Remis - 3 Niederlagen - Tordifferenz 119:124

(BP)

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